Neue Ideen, besondere Konzepte – zwei Zahnarztpraxen und die bayerische Zahnärztekammer und Kassenzahnärztliche Vereinigung überzeugten damit die Jury des Präventionspreises „Patient und zahnärztliches Team – eine starke Allianz für die Mundgesundheit“. Ausgezeichnet wurden sie am 8. November 2019 auf dem Wissenschaftlichen Kongress des Deutschen Zahnärztetags in Frankfurt (Main).
Verliehen wird dieser Präventionspreis als Teil der gemeinsamen „Initiative für eine mundgesunde Zukunft in Deutschland“ durch die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und CP Gaba. Das Ziel der 2014 von BZÄK und CP GABA ins Leben gerufenen Initiative ist es, praxisrelevante Präventionskonzepte zu fördern, die zu einer mundgesunden Zukunft führen. Erfolgreiche Projekte und vielversprechende Ansätze sollen identifiziert, ausgezeichnet und durch Öffentlichkeitsarbeit unterstützt werden. Die bisherigen Fokusthemen der Initiative waren „Frühkindliche Karies“ (Early Childhood Caries – ECC), „Mundgesundheit in der Pflege“, „interdisziplinäre Gruppenprophylaxe“ sowie „Präventive Ansätze in der Verbindung von Medizin und Zahnmedizin“.
Das Team: Zahnärztin und Gesundheitspädagogin
Der erste Preis geht an die Co-Gründerinnen und Leiterinnen der Zahnarztpraxis DENTROPIA in Rottweil: die Zahnärztin Houma Kustermann und die Gesundheitspädagogin Sybille van Os-Fingberg. Ihr Praxiskonzept „Zahnmedizin plus Pädagogik“ beinhaltet unter anderem ein Raumkonzept mit integriertem Mundgesundheitszentrum für Coaching, Beratung und Training, ein fünfstufiges Rehabilitationskonzept für Kariesrisikokinder im Alter bis zu sechs Jahren und deren Eltern sowie ein Schulungskonzept für die Mitarbeiter. Ziel ist es, die Patienten zu befähigen, den Wert der Mundgesundheit für sich selbst zu erkennen und damit ein Leitbild für lebenslange Mundhygiene zu geben. Das Praxiskonzept ist auf alle Fachbereiche der Zahnmedizin adaptierbar, die eine Verhaltensänderung und/oder intensive Patientenmitarbeit benötigen.
„Ein Koffer voller Wissen“
Den zweiten Platz belegen die Bayerische Landeszahnärztekammer (BLZK) und die Kassenzahnärztliche Vereinigung Bayerns (KZVB), München, mit dem Projekt „Ein Koffer voller Wissen: Mundpflege in der Pflege“. Die Projektverantwortung hat BLZK-Hauptgeschäftsführer Sven Tschoepe unter der Mitarbeit von Nina Prell, BLZK-Referat Patienten und Versorgungsforschung. Basis des Projektes ist ein Schulungskoffer, den Pflegekräfte, Pflegeeinrichtungen, ambulante Pflegekräfte sowie pflegende Angehörige an die Hand bekommen. Der Koffer dient dazu, praxisorientiertes Wissen zur Mundhygiene bei Pflegebedürftigen zu vermitteln. Auf Anfrage übernimmt die BLZK auch die Schulung von Pflegekräften. Diese Schulungen sollen mithilfe des Koffers auf eine breitere Basis gestellt werden. Wichtigster Bestandteil des Koffers ist ein Musterschulungsvortrag, ein Gebissmodell, verschiedene Mundhygieneartikel zu Demonstrationszwecken sowie Informationsmaterialien. Die bundes- und landesweite Resonanz ist sehr gut, so dass nach der Pilotauflage bereits zwei weitere Auflagen produziert wurden.
„Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung für unseren Schulungskoffer. Es ist schön zu sehen, dass ein am unmittelbaren Bedarf orientiertes Projekt so gewürdigt wird“, so Christian Berger, Präsident der BLZK und 1. Vorsitzender des Vorstands der KZVB, der die Auszeichnung in Frankfurt mit Nina Prell und Isolde Kohl entgegennahm. Dotiert ist der zweite Platz mit einem Preisgeld von 1.500 Euro. Es soll in das Projekt reinvestiert werden.
Spezialsprechstunde für Patienten mit Handicap
Dominic Jäger und Dominik Niehues von „Die FachZahnarztPraxis“ in Geseke belegen den dritten Platz. Ihr Projekt „Etablierung – Alten- & Behinderten-Spezialsprechstunde & Konzepte für den Hausbesuch“ legt den Fokus auf die Prophylaxe und will Kollegen in den Zahnarztpraxen für die speziellen Anforderungen von Pflegebedürftigen sowie Menschen mit Behinderungen beim Thema Mundgesundheit sensibilisieren. Mithilfe einer solchen gesonderten Sprechstunde für mobile Pflegebedürftige und deren Pflegende sowie der Schaffung einer seniorengerechten Umgebung in den Zahnarztpraxen kann besser auf die Bedürfnisse von Pflegebedürftigen eingegangen werden. Das Konzept beinhaltet neben konkreten Handlungs- und Umsetzungsanleitungen für die seniorengerechte Praxis auch zeitliche Rahmenempfehlungen und eine praxisorientierte Auswahl an Hilfsmitteln.
Schwerpunktthema 2019
Fokus des aktuellen Themas ist die Stärkung der Selbstwirksamkeit beim Patienten. Die eigene Mundgesundheit zu optimieren, ist ein langer Weg, der viele Anstrengungen erfordert – vor allem auch die häusliche Mundhygiene zwischen den regelmäßigen Besuchen in der Zahnarztpraxis. Den Initiatoren war es deshalb besonders wichtig, Konzepte zu finden, die die Patienten in ihrer Lebenswelt erreichen, beispielsweise durch individuelle Beratung und zielgerichtete Motivation, um damit das Mundgesundheitsverhalten nachhaltig positiv zu beeinflussen.
Der unabhängigen Jury gehörten unter anderem der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Präventivzahnmedizin (DGPZM) Prof. Dr. Stefan Zimmer (Universität Witten/Herdecke), Prof. Dr. Ulrich Schiffner (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf) sowie Dr. Sonja Sälzer (Universitätsklinikum Kiel) und die Dentalhygienikerin Sabrina Dogan an. Die Experten legten bei ihrer Auswahl Wert darauf, dass die prämierten Projekte praxisnah und ergebnisorientiert anwendbar sind. Der Präventionspreis ist mit einem Preisgeld von insgesamt 5.000 Euro dotiert. (Quelle: Initiative für eine mundgesunde Zukunft in Deutschland/BLZK)