0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
2249 Views

Birgit Schlee zum Mitarbeitermangel und seinen Folgen – „Es muss zeitnah an mehreren Stellschrauben gedreht werden“

(c) TierneyMJ/Shutterstock.com

Immer mehr Praxen müssen aufgrund fehlender Fachkräfte ihre Behandlungszeiten verkürzen oder einen Patientenstopp einlegen. Dies kann ein Rückgang der Wirtschaftlichkeit und Verlust der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Praxen zur Folge haben bis hin zu großen Existenzängsten der Praxisinhaber. Auch Kooperationspartner wie Dentaldepots und zahntechnische Labore leiden unter dieser Problematik.

Und das, obwohl laut statistischem Bundesamt unter jungen Frauen die Ausbildung zur Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA) auf Platz 3 der beliebtesten Berufe liegt. Betrachtet man den Beruf der ZFA, dann stellt man fest, dass er eine große Bandbreite von Tätigkeitsfeldern bietet. Nach der Ausbildung gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich weiterzubilden und – den persönlichen Stärken und Vorlieben entsprechend – seine Kenntnisse und Fähigkeiten weiter auszubauen.

Mitarbeiter wandern in andere Bereiche ab

Gleichzeitig zeigt jedoch eine Analyse der Bundesagentur für Arbeit, dass der Beruf der ZFA derjenige mit der höchsten Knappheit an Fachpersonal unter allen Fachberufen ist. Die Gründe für den Fachkräftemangel sind vielfältig und variieren bei Befragungen des Praxispersonals sehr stark.

Einige Ursachen liegen auf der Hand: Der demografische Wandel sorgt dafür, dass zu wenig Nachwuchs nachkommt. Die Konkurrenz durch andere innovativere Branchen oder attraktivere Verdienstmöglichkeiten auch innerhalb der Zahnmedizin fördert die Abwanderung der Mitarbeiter aus den Praxen zusätzlich.

Überlastung des Praxisteams

Aus dem Personalmangel ergeben sich mannigfaltige wirtschaftliche aber auch persönliche Konsequenzen für die Praxisinhaber sowie die Mitarbeitenden, die in der Praxis verbleiben.

Häufig müssen Praxen ihre Behandlungszeiten langfristig reduzieren, wodurch der Umsatz zurückgeht. Um dennoch wirtschaftlich zu arbeiten, müssen die einzelnen Mitarbeiter das Fehlen von zusätzlichem Personal ausgleichen und oft Überstunden leisten. Dies führt nicht selten zur körperlichen und mentalen Erschöpfung. Die Folge ist ein hoher Krankenstand. Wie die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) festgestellt hat, erhöht sich mit dem steigenden Fachkräftemangel auch das Risiko für die Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit.

Und auch die Praxisinhaber leiden unter der Situation. Der hohe finanzielle und persönliche Druck führt auch bei ihnen zu einer Überlastung. Der Stress steigt und die Burnout-Gefahr für alle Betroffenen ist entsprechend hoch.

Weitreichende Folgen des Fachkräftemangels

Neben der Reduktion der Behandlungszeiten trägt die kostenintensive Suche nach neuen Mitarbeitern zu einer zusätzlichen finanziellen Mehrbelastung bei. Nicht nur die Zeit, sondern auch die Mittel fehlen dann an anderer Stelle. Es bleiben deshalb unter anderem weniger Möglichkeiten, das Team zu regelmäßigen Fortbildungen zu schicken. Daraus wiederum kann sich eine erhöhte Fehleranfälligkeit im Praxisbetrieb ergeben.

Unzureichend ausgebildete Mitarbeiter brauchen oftmals länger für die anfallenden Aufgaben. Ohne ordnungsgemäße Einweisung oder aufgrund von Zeitmangel wird die Pflege und Instandhaltung vieler Geräte und Instrumente vernachlässigt. Das zieht oftmals erhöhte Reparaturkosten oder Neuanschaffungen nach sich. Und auch der Materialverbrauch im Praxisalltag bei wenig geübten Mitarbeitern ist meist höher, da zum Beispiel Abdrücke mehrfach wiederholt werden müssen oder Provisorien öfter kaputt gehen.

Häufiger Personalwechsel verunsichert Patienten

Der Fachkräftemangel in der Zahnmedizin wirkt sich auch unmittelbar auf das Behandlungsergebnis aus. Die Behandlungssituation ist oftmals stressig. Das spüren nicht nur Behandler und Assistenz, sondern auch die Patienten. Lange Wartezeiten oder schlechte Behandlungsqualität auch in der Prophylaxe schlagen sich in der Patientenzufriedenheit nieder. Ein häufiger Personalwechsel verunsichert die Patienten zusätzlich. Das Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Praxisteam geht zurück und spiegelt sich in der sinkenden Inanspruchnahme von Zusatzleistungen.

Insgesamt leidet also die gesamte Qualität der zahnmedizinischen Versorgung unter dem Fachkräftemangel, weil das gesamte Team nicht ausreichend Zeit und die nötigen Ressourcen hat, um sich angemessen um die Patienten zu kümmern.

Fazit

Es muss zeitnah an mehreren Stellschrauben gedreht werden, um den steigenden Fachkräftemangel und seinen Folgen Einhalt zu gebieten. Einerseits müssen Arbeitgeber die Rahmenbedingungen des Berufs attraktiver gestalten – sei es in Hinsicht auf Gehalt, Flexibilität oder Perspektiven. Andererseits muss sich zwingend auch die Politik mit dem Problem auseinandersetzen, damit sowohl kurz- als auch mittel- und langfristige Lösungen gefunden werden können. Andernfalls wird die Qualität der Zahnmedizin immer weiter in Mitleidenschaft gezogen.

Birgit Schlee ist erfahrene Dentalhygienikerin, Referentin und Unternehmerin. Sie schult nicht nur Zahnarztpraxen in den Bereichen (Bio-)Prophylaxe und Nachhaltigkeit, sondern bietet auch spezielle Kurse zur Mundhygiene für Pflegefachkräfte gemäß Expertenstandard an.

Weitere Infos auch unter den Telefonnummern (0 71 31) 40 53 593 und  (01 72) 6 27 68 67 sowie per Mail an info@schlee-dentalhygiene.de

Reference: Praxisführung Team

AdBlocker active! Please take a moment ...

Our systems reports that you are using an active AdBlocker software, which blocks all page content to be loaded.

Fair is fair: Our industry partners provide a major input to the development of this news site with their advertisements. You will find a clear number of these ads at the homepage and on the single article pages.

Please put www.quintessence-publishing.com on your „adblocker whitelist“ or deactivate your ad blocker software. Thanks.

More news

  
23. Aug 2024

Personalmangel macht krank

DAK: Die Zusammenhänge sind größer als vermutet – mit Betrieblichem Gesundheitsmanagement gegensteuern
22. Aug 2024

Mehr Transparenz, mehr Service, mehr Team

Blue Safety Hygienetechnologie stellt sich als Spezialist für Wasserhygiene neu auf
16. Aug 2024

DZR Blaue Ecke – GOZ 2290: Das gilt für die Abrechnung

Wenn der Leistungstext den Passus „und Ähnliches“ enthält
8. Aug 2024

Jugendarbeitsschutz – Wenn der Azubi unter 18 Jahre ist

BGW: Diese Anforderungen müssen Zahnarztpraxen erfüllen, wenn sie Jugendliche einstellen
2. Aug 2024

Die Macht der Fehler: Teilen, Lernen, Vorbeugen

Marina Pommée: Fehler und Lösungen aus CIRS sind ein guter Impuls für das praxiseigene Qualitätsmanagement
1. Aug 2024

„Wenn es echtes Miteinander auf Augenhöhe gibt, ist das unglaublich befreiend“

Dr. Susanne Woitzik bei Dental Minds #17: Zufriedene Teams – das Personal stärkengerecht einsetzen
31. Jul 2024

„Sie führen mit Ihrer Praxis auch ein Unternehmen“

Für den Praxiserfolg braucht es mehr als eine solide zahnmedizinische Ausbildung – Online-Vortragsreihe mit Prof. Dr. Johannes Bischoff
30. Jul 2024

KZV Baden-Württemberg veröffentlicht aktuellen Versorgungsbericht

2024: Zahnärztliche Versorgung trotz wachsender Herausforderungen derzeit noch stabil

Related books

  
Aynur Durali

Meine Zahnarztpraxis läuft

Tipps und Tricks zur Gewinnsteigerung
Christian Henrici / Bernd Halbe (Editor)

Mein Beruf – meine Zukunft

Kriterien einer Entscheidungsfindung – angestellt oder selbstständig?
Andreas Filippi / Tuomas Waltimo (Editor)

Speichel

Ein Nachschlagewerk für Zahnärzte, Hausärzte, Kinderärzte, Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, Dentalhygienikerinnen, Zahnmedizinische Prophylaxe- und Fachhelferinnen, Logopäden sowie Studierende der Medizin und Zahnmedizin