Jeden Tag stellen sich Patientinnen und Patienten mit den unterschiedlichsten zahnmedizinischen Problemen in Zahnarztpraxen vor. Meistens führt nicht nur eine Lösung zum Ziel. Die gemeinsame Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Prothetische Zahnmedizin und Biomaterialien (DGPro) und der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) vom 13. bis 15. Juni 2024 in Leipzig zeigt Ansätze aus beiden Fachrichtungen auf und bezieht die Perspektive der niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen mit ein.
Was ist mit Komposit heute gut direkt zu versorgen und welche Tipps und Tricks führen zum Erfolg? Inwieweit kann der digitale Workflow helfen, Defekte kostengünstig und zeitsparend indirekt zu versorgen? Und gehen die niedergelassenen Zahnärztinnen und Zahnärzte unter Praxisbedingungen anders an bestimmte Ausgangssituationen heran?
Unterschiedliche Herangehensweisen, ein Ziel: langfristiger Zahnerhalt
Der Dreiklang unterschiedlicher Herangehensweisen zieht sich wie ein roter Faden durch die zwei Tage des wissenschaftlichen Hauptprogramms von DGZ und DGPro in der pulsierenden Messestadt Leipzig.
„Wir haben die einzelnen Themenblöcke bewusst als Kontroverse inszeniert“, erläutert Gastgeber und Tagungspräsident der DGZ Prof. Dr. Rainer Haak, Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie am Universitätsklinikum Leipzig, das Konzept der Tagung. „Dabei sind wir bei der Lösung vieler zahnmedizinischer Herausforderungen in den meisten Fällen gar nicht so weit auseinander.“
„Während die Behandlungsmaßnahmen in der Zahnerhaltung häufig auf einzelne Zähne begrenzt sind, stehen in der Prothetik nicht selten sehr große Rekonstruktionen des gesamten Gebisses im Fokus“, sagt Prof. Sebastian Hahnel, Direktor der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik am Universitätsklinikum Regensburg und Tagungspräsident für die DGPro. „Nichtsdestoweniger bedingen sich die beiden Fachgebiete gegenseitig, weswegen jeder Patient auch aus beiden Blickwinkeln betrachtet werden sollte.“ Ein kollegialer Austausch gemeinsam mit den niedergelassenen Zahnärztinnen und Zahnärzten wird alle Seiten bereichern, sind sich die Veranstalter sicher.
Hauptsessions werden gestreamt
Für Einzelzahn- und größere Gebiss-Rehabilitationen werden ebenso verschiedene Therapiestrategien beleuchtet, wie für die Versorgung von Zahntraumata, dem Ersatz von Seitenzähnen und der häufig gestellten Frage von Implantaten und der Einbeziehung von wurzelbehandelten Zähnen in eine prothetische Rehabilitation. Die Hauptvorträge des wissenschaftlichen Kongresses werden hybrid angeboten und sind noch bis zu vier Wochen nach der Tagung für registrierte Teilnehmende verfügbar.
Einsatz von Komposit – eine Bauchentscheidung?
Die neue S3-Leitlinie „Kompositrestaurationen im Seitenzahnbereich“ steht kurz vor der Veröffentlichung. Darin finden Zahnärztinnen und Zahnärzte den derzeitigen Wissensstand zu verfügbaren Materialien, deren Biokompatibilität, Indikationsbereichen und Kontraindikationen sowie Daten zu klinischen Überlebensraten. Die Leitlinienautorinnen und -autoren stellen die wichtigsten Neuerungen auf der Tagung in einer interaktiven Session vor. Die Deutsche Gesellschaft für Restaurative und Regenerative Zahnerhaltung (DGR²Z) zeigt als DGZ-Verbundgesellschaft in einer gemeinsamen Session mit der DGPro auf, welche Möglichkeiten es beim Seitenzahnersatz gibt.
Vulnerable Gruppen: weiterer Handlungsbedarf
Die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft Zahnmedizin für Menschen mit Behinderung oder besonderem medizinischen Unterstützungsbedarf (DGZMB) ist in den Leipziger Kongress integriert. Daneben wird der Arbeitskreis Kiefer-Gesichts-Prothetik von der Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Kiefer-Gesichts-Defekten berichten. Obwohl die prothetische Versorgung nach einer Krebserkrankung wissenschaftlich anerkannt ist, gibt es Probleme bei der Bezuschussung durch die Krankenversicherungen. Im ungünstigsten Fall müssen gesetzlich Versicherte hohe Kosten allein tragen. Zu diesem Thema ist im Rahmen der Tagung eine Pressekonferenz geplant.
Immer aktuell: Prophylaxe und Recall
Die Deutsche Gesellschaft für Präventivzahnmedizin (DGPZM) beleuchtet am Samstagvormittag im gemeinsamen Vortragsblock mit der Deutschen Gesellschaft für Dentalhygienikerinnen und Dentalhygieniker (DGDH) die Themen Prophylaxe, Recall und Periimplantitis – kongruent zur gesamten Tagung aus zahnerhaltender und prothetischer Sicht sowie aus der Perspektive der Kolleginnen und Kollegen in niedergelassener Praxis.
Dem wissenschaftlichen Kongress ist am 13. Juni erstmals ein gemeinsamer Tag der Wissenschaft beider Fachgesellschaften vorgelagert. Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler aus Prothetischer Zahnmedizin und Zahnerhaltung aus dem deutschsprachigen Raum stellen dort ihre Forschungsarbeiten vor.
Für den gesamten Kongress werden bis zu 18 Fortbildungspunkte anerkannt (gemäß den Richtlinien von BZÄK/DGZMK). Studierende der Zahnmedizin können die gesamte Tagung für einen Unkostenbeitrag von 30 Eurobesuchen. Weitere Informationen unter: https://dgpro-dgz-tagung.de/.