0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
1597 Views

Interview mit Zahnmediziner Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen

Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen - Professor für Zahnerhaltung und Parodontologie an der Universität Bonn und Direktor der Poliklinik für Parodontologie, Zahnerhaltung und Präventive Zahnheilkunde am Universitätsklinikum Bonn, ist Kongresspräsident der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie e.V., die vom 19. bis 21. September in Bonn stattfindet.

(c) Johann F. Saba/Universitätsklinikum Bonn

Die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie e.V. (DG PARO) feiert ihr 100-jähriges Bestehen vom 19. bis 21. September 2024 mit einer Jahrestagung in Bonn (mehr dazu auf Quintessence News). International renommierte Expertinnen und Experten kommen dort zusammen, um die Schnittstellen der Parodontologie mit Medizin und Zahnmedizin zu diskutieren. Im Kurzinterview wirft  Kongresspräsident Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen, Professor für Zahnerhaltung und Parodontologie an der Universität Bonn und Direktor der Poliklinik für Parodontologie, Zahnerhaltung und Präventive Zahnheilkunde am Universitätsklinikum Bonn (UKB), einen Blick auf vergangene und heutige Herausforderungen.

 

Was waren die größten Innovationen in der Parodontologie in den vergangenen 100 Jahren?

Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen: In den 1960er und 1970er Jahren wurde herausgefunden, dass bakterielle Plaque eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Parodontitis spielt. In den 1980er und 1990er folgte die Erkenntnis, dass die individuelle entzündliche Immunantwort die Krankheitsanfälligkeit und deren Verlauf entscheidend bestimmt. Außerdem gelang es erstmals, zerstörte parodontale Gewebe zu regenerieren. In den 2000er Jahren schließlich stand die Entschlüsselung des oralen Mikrobioms sowie die Auswirkungen der Parodontitis und deren Interaktionen mit anderen chronischen, nicht-übertragbaren Erkrankungen im Mittelpunkt der Forschung. Hier sind insbesondere die ungünstigen Wechselwirkungen mit Diabetes und die negativen Auswirkungen auf die kardiovaskuläre Gesundheit zu nennen.
Eine große Bedeutung für die erfolgreiche klinische Umsetzung parodontaler Therapie in der zahnärztlichen Praxis war die Verabschiedung einer weltweit gültigen Klassifikation und darauf aufbauend die Entwicklung von Therapie-Leitlinien vor wenigen Jahren. In Kürze wird eine von der DG PARO und der Deutschen Diabetes Gesellschaft erarbeitete Leitlinie publiziert werden, die sich gleichermaßen an Haus- und Zahnärzte richtet. Ein wichtiges Ziel ist, die Prävention und Früherkennung dieser beiden Volkskrankheiten zu verbessern.

 

Was sind heute die größten Herausforderungen?

Jepsen: Parodontitis ist eine Volkskrankheit: Die Hälfte der deutschen Erwachsenen leiden an einer leichten bis mäßig fortgeschrittenen Form der Erkrankung und circa 10 Millionen Menschen sind schwer erkrankt. Die Folgen der schweren Parodontitis für Betroffene sind gravierend, angefangen bei einer eingeschränkten Kaufunktion bis hin zu negativen Auswirkungen auf die Lebensqualität sowie auf die allgemeine Gesundheit. Die hohen Kosten für notwendigen Zahnersatz belasten zudem die Gesundheitssysteme. Die notwendige Prävention in den Praxen umzusetzen ist jedoch herausfordernd, da präventive Maßnahmen schlechter honoriert werden als invasive Eingriffe. Zunehmend in den Blick rückt auch die Aufrechterhaltung der Mundgesundheit bei einer immer älter werdenden Bevölkerung, insbesondere bei Pflegebedürftigen.

 

Was ist der Schwerpunkt in der Parodontologie-Forschung in Bonn?

Jepsen: Im Rahmen unserer DFG-Klinischen Forschergruppe haben wir im Forschungsverbund mit Genetikern, Immunologen, Mikrobiologen, Dermatologen und Kardiologen zu den Ursachen und Folgen parodontaler Erkrankungen geforscht. Meine Arbeitsgruppe hat sich dabei besonders den genetischen Ursachen und der angeborenen Immunantwort gewidmet.

Aktuell forschen wir zu innovativen klinischen Methoden, um zerstörtes parodontales Gewebe zu regenerieren sowie Entzündungen um dentale Implantate herum vorzubeugen beziehungsweise zu behandeln. Des Weiteren untersuchen wir in einem großen Verbundprojekt, das durch den Innovationsfond des Gemeinsamen Bundesauschusses (GBA) gefördert wird, mit Zahn- und Hausärztlichen Praxisnetzwerken, wie die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Parodontitis und/oder Diabetes verbessert werden kann.

Weitere Informationen zur Jubiläumstagung der DG Paro gibt es unter https://dgparo-tagungen.de/.

Reference: Zahnmedizin Parodontologie Interdisziplinär Fortbildung aktuell

AdBlocker active! Please take a moment ...

Our systems reports that you are using an active AdBlocker software, which blocks all page content to be loaded.

Fair is fair: Our industry partners provide a major input to the development of this news site with their advertisements. You will find a clear number of these ads at the homepage and on the single article pages.

Please put www.quintessence-publishing.com on your „adblocker whitelist“ or deactivate your ad blocker software. Thanks.

More news

  
15. Nov 2024

Mehr als Füllungen und Kronen: künftige Entwicklungen in der Zahnmedizin

Antrittsvorlesung von Prof. Falk Schwendicke an der LMU München handelte von aufsuchender Versorgung, KI und Prävention
15. Nov 2024

Dentaurum bleibt dem Standort Deutschland treu

Dentalunternehmen investiert umfassend in Standort Ispringen
14. Nov 2024

Zahnfleischgesundheit ist wichtiger Teil der Diabetesversorgung

EFP weist zum Weltdiabetestag am 14. November auf Verbindungen von Zahnfleischerkrankungen und Diabetes hin
13. Nov 2024

„Learning by doing“ im Curriculum Implantologie des BDIZ EDI

Teilnehmende bescheinigen „einzigartige Umsetzung“ und Realitätsnähe
12. Nov 2024

Neue Intraoralscanner im Sortiment

Henry Schein: Primescan 2, Trios Core und Aoralscan 3 ab sofort beim Full-Service-Anbieter verfügbar
11. Nov 2024

DfA startet Weihnachtstombola für Witwen und Waisen in Kenia

Lose kaufen für lebenswichtige Spenden – von Saatgut bis Schulmaterialien
8. Nov 2024

Endo, Kronen-Wurzelfraktur, Kindergartenkinder und Ü50-KFO

Die Quintessenz Zahnmedizin 11/2024 zeigt Bandbreite der zahnmedizinischen Disziplinen und Patientengruppen
6. Nov 2024

„Tausend Dank, lieber Herr ‚Professor Klebebrücke‘!“

Prof. Dr. Matthias Kern geht in den Ruhestand – der so ganz ruhig nicht sein wird