Rund 150 Teilnehmer nutzten die Gelegenheit, sich beim 12. Meisinger Bone Management Symposium im Hörsaal des St. Josef-Hospitals des Universitätsklinikums Bochum, um tiefe Einblicke in die zahnärztliche Implantologie und Augmentation zu gewinnen. Die Veranstaltung wurde gemeinsam von den Kliniken für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universitäten Witten/Herdecke und Aachen organisiert. Geleitet wurde das Symposium von Univ.-Prof. Dr. Jochen Jackowski von der Universität Witten/Herdecke. Er versprach, Parallelen und unterschiedliche Ansätze in der Implantologie zwischen Praktikern und Klinikern aufzuzeigen. Der Clou: Zu jedem Themenblock sprach je ein Vertreter aus dem Bereich Praxis und Klinik, sodass den Teilnehmern der aktuelle wissenschaftliche Forschungsstand und die konkrete Anwendung in der praktischen Arbeit direkt präsentiert wurden.
Bessere Diagnostik durch adäquates Röntgenverfahren
Den Anfang machte Univ.-Prof. Dr. Dr. Stefan Haßfeld vom Klinikum Dortmund, der sich mit der präimplatologisch-radiologischen Diagnostik befasste. Er plädierte dafür, so viel Information wie nötig mit so geringer Strahlendosis wie möglich für die Diagnostik zu sammeln und sieht Vorteile beim Einsatz des DVT für die Implantologie: „Die Strahlendosis ist beim DVT deutlich geringer als beim CT, weshalb der Einsatz in der Zahnmedizin weiter sinnvoll ist. Bei der Wahl des Röntgenverfahrens sollte stets der Nutzen für den Patienten im Vordergrund stehen.“ Eine gute Planung und fachliche Vorgehensweise befürwortete auch Dr. Bernd Drüke, ZA aus Münster, der betonte, dass vor jeder implantologischen Behandlung eine ausreichende radiologische Diagnose erforderlich sei, um Komplikationen im Vorfeld zu minimieren.
Wissenschaftliche Dokumentation bei Implantatwahl wichtig
Das Thema Implantatsysteme beleuchtete aus klinischer Sicht Univ.-Prof. Dr. Gerhard Wahl vom Universitätsklinikum Bonn. Bei aller Systemvielfalt empfahl er, wissenschaftlich gut dokumentierte Systeme zu verwenden. Auch kurze Lieferzeiten, eine transparente Preisgestaltung und die Nutzung von Standardinstrumenten seien wichtige Anforderungskriterien. Für Dr. Dr. Matthias Kaupe, niedergelassener MKG-Chirurg, tobt auf dem Implantatmarkt ein Verteilungskampf. Er gab einen Überblick über die verschiedenen Implantattypen und -materialien und unterstrich, dass fast jedes gute Implantatsystem jede Indikation abdecken könne.
Zahlreiche Augmentationsmöglichkeiten
Um den Einsatz von autologen Knochen und Knochenersatzmaterialien bei Augmentationsverfahren am atrophen Kiefer ging es im Vortrag von PD Dr. Dr. Bernd Lethaus, leitender Oberarzt der MKG-Klinik in Aachen. Er stellte verschiedene Arten der Knochenmaterialgewinnung vor und brachte Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Verfahren anhand von Beispielen aus der Klinik auf den Punkt. Den Blick aus der Praxis lieferte im Anschluss Dr. Hajo Peters, ZA aus Wien. Auch wenn Augmentation zeitintensiv, teuer und erklärungsbedürftig sei, lohne es sich aus finanzieller Sicht für den Zahnarzt. „Für welche Materialien man sich schlussendlich entscheidet, ist patientenabhängig.“
Sinusbodenelevation bei Risikofällen
Was bei der Sinusbodenelevation von Risikopatienten zu beachten ist, erläuterte Dr. Dirk Elvers, MKG-Oberarzt in der Universitätsklinik Aachen. Dabei stellte er verschiedene Risikogruppen vor und wies auf Problematiken bei der Operation und der Medikation anhand von Beispielen hin. PD Dr. Dr. Florian Bauer, Kieferchirurg aus Miesbach, riet: „Halten Sie guten Kontakt zu einem HNO-Arzt, um Komplikationen beim Eingriff zu vermeiden.“ Den Bogen zwischen Theorie und Praxis spannte Dr. Ilja Mihatovic, Zahnarzt in einer Gemeinschaftspraxis in Erkrath und Habilitand an der Universität Düsseldorf. Er wies darauf hin, dass man für das Sammeln von autologen Knochen die größte Knochenviabilität mit Knochenmühle und Knochenschaber erhielte.
Sinuslift und Bone Spreading in der Hands-On Workshops
Im Anschluss an die Vorträge duften die Teilnehmer in zwei Hands-On Workshops selbst Praxisluft schnuppern. So drehte sich bei Prof. Dr. Jochen Jackowski alles um Bone Spreading und Condensing Techniken. Unter fachkundiger Anleitung dehnten die Teilnehmer den Kieferknochenkamm auf, um Platz für die Implantatinsertion zu schaffen. Der zweite Workshop unter der Leitung von OA Peter Dirsch beschäftigte sich mit Sinuslift und Knochenaufbaumaterialien. Auch bei der abschließenden Insertion des Implantatsystems MyPlant II waren Feingefühl wie handwerkliches Können gefragt.
Mit der spannenden Kombination aus interessanten Vorträgen und praktischen Übungen bot das diesjährige Bone Management Symposium den Zahnärzten erneut eine breite Themenpalette und zahlreiche Tipps und Tricks für die praktische Umsetzung im Arbeitsalltag. Gleichzeitig festigte die Veranstaltung ihren Ruf als ausgezeichnete Fortbildungsmöglichkeit für Dentalmediziner. Das nächste Symposium findet im Februar 2019 in der Universitätsklinik in Aachen statt.