Im Juli 2019 veranstaltete die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie e.V. an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt (Main) ein Trainingscamp für junge Zahnmediziner unter dem Motto: „Fit für Paro in der Praxis“.
Mehr als 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren am zweiten Juli-Wochenende nach Frankfurt gekommen, um von den DG Paro-Experten neue Impulse für den Praxisalltag zu erhalten. Zwei Tage lang wurde in verschiedenen Workshops und wissenschaftlichen Vorträgen Basis-Wissen rund um die zahnmedizinische Disziplin der Parodontologie vermittelt. Statt aufwendiger Eingriffe, ausgefallener Materialien oder komplizierter Nahttechniken standen lebensnahe Probleme aus dem parodontologischen Praxisalltag im Mittelpunkt der Veranstaltung.
Praktische Basic-Übungen
Am Freitag galt es, selbst Hand anzulegen: In drei abwechslungsreichen Workshops konnten die Teilnehmenden in kleinen Gruppen aktiv Erfahrungen rund um die Parodontitistherapie beziehungsweise -prävention sammeln. Die Workshops fanden an diesem Tag dreimal hintereinander parallel statt, so dass jede Gruppe jede Veranstaltung besuchen konnte.
Die Dentalhygienikerinnen Christine Bischof und Monika Süßtrunk waren aus Zürich angereist, um Tipps und Tricks rund um die nicht-chirurgische Parodontitistherapie zu geben. Nach einer kurzen Einführung mit Hinweisen auf eine korrekte Abstützung und eine präzise, ermüdungsfreie Führung der Instrumente, konnten die Teilnehmenden in drei rotierenden Gruppen verschiedene Spezialinstrumente am Modell ausprobieren, anwenden und sich ein Bild darüber schaffen, welche Instrumente zum eigenen Arbeitsstil passen. Die beiden DHs gaben individuell Ratschläge und Empfehlungen zum Einsatzgebiet und zur Adaptation der verschiedenen Handinstrumente.
Im Workshop von PD Dr. Katrin Nickles und Dr. Stefanie Kretschmar konnten die Teilnehmer am Schweinekiefer verschiedenste grundlegende Lappen- und Nahttechniken ausprobieren und üben. Nach einem kurzen Theorieteil standen die Zahnmedizinerinnen den Workshop-Teilnehmer mit Rat und Tat zur Seite, demonstrierten die Anwendung der verschiedenen chirurgischen Instrumente und gaben ganz individuell Tipps und Tricks weiter.
Motivierende Gesprächsführung
Wie sorge ich dafür, dass es beim Patienten gar nicht erst zu einer Parodontitis kommt? Fangen wir am besten mit der richtigen Kommunikation an! PD Dr. Johan Wölber zeigte mit seinem Vortrag „Motivation – ein Dauerbrenner“ anschaulich, wie wichtig es ist, den Patienten zuzuhören, im Gespräch individuell auf diese einzugehen und die Unterhaltung in die richtige Richtung zu lenken. „Durch gezielte Gesprächsführung kann die Motivation des Patienten, die Zähne ordentlich zu pflegen, beibehalten beziehungsweise gesteigert werden“, sagt Johan Wölber. Durch spezielle Kommunikationstechniken sei es darüber hinaus möglich, ein Umdenken bei besonders schwierigen Fällen in Gang zu setzen, zum Beispiel, wenn es darum geht, einen Patienten davon zu überzeugen, das Rauchen aufzugeben oder Zucker zu vermeiden.
„Um eine solche Verhaltensänderung herbeizuführen, ist eine motivierende Gesprächsführung besonders wichtig. Wenn ein Patient sich selbst einredet, dass er etwas ändern muss, dann hat diese Aussage für ihn mehr Gewicht, als die Aussage des Arztes“, so Wölber.
Der erste Praxis-Tag wurde von einem gemütlichen Get-together im Hafenlokal „Oosten“, einem nahezu transparenten Bau mit einer spektakulären Aussicht auf die Frankfurter Skyline, abgeschlossen. Bei leckerem Essen und entspannten Gesprächen konnten alle den Tag ausklingen lassen.
Aus der Praxis für die Praxis
Am Samstag erwarteten die Teilnehmenden sechs spannende Vorträge zu verschiedensten Themen rund um die Parodontitistherapie und den Praxisalltag. Mit seinem Vortrag „Nicht-chirurgische PAR-Therapie – Strategien und Praxisüberlegungen“ startete Dr. Hari Petsos in den zweiten Fortbildungstag: Anschaulich und unterhaltsam erläuterte er alle Punkte, die es zu beachten gilt, um die systematische Parodontitistherapie erfolgreich in den Praxisalltag zu integrieren.
Weiter ging es mit dem Vortrag „Taschen nach geschlossener Therapie – was nun?“ von Dr. Inga Harks aus Münster. Auch sie stellte ein schlüssiges Konzept für die Praxis dar, wie Resttaschen erfolgreich therapiert werden können. Den letzten Vortrag des Vormittags hielt Dr. Dennis Schaller aus Planegg zum Thema „Der Schlüssel zum Erfolg: unterstützende PAR-Therapie in der Praxis – Struktur und Organisation“. Auch er ging praxisnah auf alle relevanten Aspekte der unterstützenden Parodontitistherapie ein und beleuchtete insbesondere die zeitliche Organisation und die große Bedeutung der UPT für die Praxis.
Am Nachmittag ging es weiter mit praxisrelevanten Themen rund um die Themen Abrechnung und Gutachterwesen. Auch das Thema „Antragstellung, Dokumentation und Abrechnung parodontologischer Leistungen“ bietet einige Fallstricke, die Dr. Heike Dyrna von der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen in ihrem Vortrag behandelte. Begleitet von einer regen Diskussion, ging Dyrna auf alle wichtigen Punkte ein und gab Tipps und Ratschläge, wie eine korrekte Abrechnung parodontolgischer Leistungen erfolgreich umgesetzt werden kann. Im Beitrag „Auf der sicheren Seite – Gutachterverfahren der PAR-Therapie in der GKV“ berichtete im Anschluss Dr. Filip Klein aus Frankfurt aus seiner Sicht als parodontologischer Gutachter über alle praxisrelevanten Punkte rund um diesen Themenkomplex.
Last but not least referierte Dr. Christoph Schoppmeier aus Köln zum Thema „Hypersensibilitäten und Wurzelkaries: aktuelle Behandlungsstrategien“ und gab wertvolle Ratschläge für die Praxis, wie mit diesen typischen „Nebenwirkungen“ parodontaler Therapie umgegangen werden kann.
Positive Fazits der Teilnehmer
Positives Feedback gab es gleich nach der Veranstaltung von einer Teilnehmerin: „Ich bin beeindruckt, wie viel ich durch die Workshops und Vorträge noch lernen konnte. Durch die gezielte Themenauswahl und die kompetenten Referenten konnte ich einige Lücken füllen. Daumen hoch!“
Eine andere Teilnehmerin erzählt begeistert: „Die Tagung war eine der besten, die ich je besucht habe. Da die Veranstaltungen sehr praxisnah gestaltet waren, konnte ich besonders viel mitnehmen. Für mich als DH war der Workshop von Frau Bischof und Frau Süßtrunk besonders interessant, da ich neue Instrumente kennengelernt habe, die mir so noch nicht untergekommen sind. Doch auch der Vortrag zur motivierenden Gesprächsführung war sehr anschaulich gestaltet und hat mich zum Nachdenken angeregt. Die Vorträge am Samstag waren die perfekte Mischung aus Medizin- und Verwaltungsthemen. Insgesamt konnte ich sehr viel aus dem Trainingscamp mitnehmen. Gerne mehr davon!“
Titelbild: (Foto: DG Paro)