Wenn eine Wissensplattform, die einstmals für die unkonventionelle, ja sogar „freche“ Diskussion gegründet wurde, „in die Jahre kommt“, dann bedingt das ein Überdenken. Manche dieser Produkte verschwinden vom Markt, manche bleiben und erfinden sich erfolgreich neu. So wie das Young ITI jetzt in Berlin.
Beim Young ITI gab es eine Phase des „Neuerfindens“ bereits vor sieben Jahren in kleinerer Ausprägung, der große Sprung indes fand beim diesjährigen Treffen in Berlin statt – YOUNG ITI 3.0! Treffender kann man die komplette, ja vielleicht sogar radikale Neukonzeption dieses einzigartigen Fortbildungsformats nicht bezeichnen – und für alle Teilnehmer hatte sich der Weg nach Berlin gelohnt.
Auch der Veranstaltungsort unterstützte diesen Neustart, ist das unkonventionelle, kultige Soho-House mit seinen zahlreichen Künstlern und Kreativen doch die „coolste Location in Berlin“, wie es ein einheimischer Teilnehmer nannte.
Klassische Tugenden, frische Diskussionen
Geblieben sind die klassischen Young-ITI-Tugenden – junge/ jüngere Referentinnen und Referenten, neue, unverbrauchte Themen, eine erfrischende, unkomplizierte und durchaus auch kontrovers geführte Diskussion – mitunter weit weg vom Mainstream. Die nunmehr angetretene dritte Riege der Young-ITI-Macher um Frederic Kauffmann, Tabea Flügge, Christian Schmitt, Robert Würdinger, Stefan Röhling und Daniel Bäumer nennt dies „eine Kultur der Diskussion auf Augenhöhe“, und das ist absolut zutreffend.
Interaktive Sessions in kleinen Gruppen
Ganz neu in der Young-ITI-Konzeption war die Bildung interaktiver Sessions in Gruppen. Jede Teilnehmerin/ eder Teilnehmer konnte in zwei Durchgängen jeweils eine Session wählen und besuchen. Hier war dann allerdings nicht der klassische Frontalvortrag angesagt, sondern – in der Tat interaktiv – ein Einbringen und eine Beteiligung, und das auf Augenhöhe! Die Wahl der jeweiligen Sessions indes fiel durchaus schwer, denn die Young-ITI-Macher hatten ein überaus attraktives Gesamtprogramm zusammengestellt.
PRP kontrovers diskutiert
Quasi als Klammer der neu konzipierten Veranstaltung fungierten zwei Frontalvorträge zu Beginn und zu Ende des wissenschaftlichen Programms. Den Auftakt hierzu steuerten Prof. Dr. Dr. Dr. Shahram Ghanaati und Dr. Kai Fischer bei, die in ihren jeweiligen Kurzvorträgen sehr unterschiedliche Wertungen zum Einsatz von „platelet rich plasma“, kurz PRP, gaben. Ging Fischer doch eher kritisch mit dem „PRP-Hype“ ins Gericht und maß den zur Wundheilungsverbesserung und -beschleunigung eingesetzten Blutprodukten allenfalls mittlere Evidenz zu, so kam Ghanaati zu einer deutlich besseren Wertung: „Mit PRF und einem geeigneten Platzhalter kann sowohl horizontal, als auch vertikal augmentiert werden!“, so seine klare Aussage.
Ghanaati bewies sich in der anschließenden Diskussion – souverän moderiert von Young-ITI-Motor Frederic Kauffmann – als Verfechter der biologischen Aktivierung. Konsentieren indes konnten indes Fischer und Ghanaati, dass es vielseitige PRP-Anwendungen in der Parodotontologie/Implantologie und bei der Guided Bone Regeneration gibt.
Breite Themenpalette
Nach diesem gelungenen Auftakt ging es direkt über zu den Sessions, und die hatten es in sich! Von Ralf Smeets („Allografts vs. Autografts) über Kai Vietor (zusammen mit ZTM Björn Roland „Team Toll – ein Anderer machts!“) und Kristina Bertl („Wundheilungsbeschleuniger fürs Weichgewebe“), Johann Wölber („Motivierende Gesprächsführung“), Bernd Hartmann („Marketing, Aufklärung und Recht“) bis hin zu Alessandro Devigus („Portrait-Fotografie“) war wirklich für Jede(n) mehr als etwas dabei.
Miteinander von KfO und Implantologie
Eine Gesamtpräsentation der Sessions zum Ende der Veranstaltung, ideal ergänzt durch einen Impulsvortrag von Professor Collin Jacobs über das „Interface Kieferothopädie und Implantologie“ bildeten die Schlusspunkte der durchweg gelungenen Veranstaltung.
Collins präsentierte eindrucksvoll, dass das bisherige „Nebeneinander“ von Kieferorthopädie und Implantologie der Vergangenheit angehöre, heute ist es ein gleichberechtigtes „Miteinander“ unter maximaler Aktivierung der jeweiligen Schnittstellen. Heutige (3-D-)bildgebende und Planungsverfahren, die von beiden Spezialdisziplinen intensiv genutzt werden, unterstützen diese Entwicklung vehement. Eines ist klar: Die Zahnmedizin der Zukunft wird anders verlaufen als bisher – deutlich mehr teamorientiert und ebenso deutlich digitaler.
Und bezogen auf die Veranstaltung konnten das Organisationsteam und die Teilnehmer ein klares Fazit ziehen: Young ITI 3.0 – läuft!
Dr. Georg Bach, Communications Officer der Deutschen ITI-Sektion, Freiburg
Das Young-ITI-Meeting fand parallel zum Jahreskongress und der Jahreshauptversammlung des ITI Mitte April in Berlin statt – hier geht es zum Bericht.