Wiesbaden zieht: Rund 1.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen zum 32. DGI-Jahreskongress vom 29. November bis 1. Dezember 2018 in das neue RheinMain Congress Center, und zur großen Freude der Organisatoren Prof. Dr. Dr. Knut A. Grötz und Prof. Dr. Bilal Al-Nawas war das Auditorium schon am frühen Freitagmorgen gut gefüllt. Das umfangreiche Programm bot neben Fachvorträgen und Diskussionen erneut auch Tischdemonstrationen, die Nexte Generation, eine eigenes Forum der Landesverbände Hessen und Rheinland-Pfalz und ein Forum Implantatprothetik und Zahntechnik sowie Angebote für das Team und Sessions der Industriepartner. Wie immer begleitete die Implant Expo als Dentalausstellung den Kongress.
Die am 26. November 2018 in den Medien diskutierten „Implant files“ zu Fehlern von Medizinprodukten beschäftigen auch die Deutsche Gesellschaft für Implantologie (DGI) auf ihrem Jahreskongress. Schon Mitte der Woche hatte die Gesellschaft darauf mit einer fachlichen Stellungnahme reagiert.
Durch MDR Bereinigung des Marktes erwartet
Grundsätzlich seien dentale Implantate besser erforscht als zum Beispiel Hüftgelenksimplantate, so DGI-Präsident Prof. Dr. Frank Schwarz zum Auftakt der Pressekonferenz. Er rechnet damit, dass mit vollem Wirksamwerden der neuen Medical Device Regulation und der damit erforderlichen Rezertifizierung von bereits am Markt befindlichen Medizinprodukten auch Implantatsysteme und Knochenersatzmaterialien vom Markt genommen werden. Das betreffe vor allem die oft als Klasse III eingestuften oder unter das Arzneimittelgesetz fallenden Knochen- und Gewebeersatzmaterialien, aber auch die als Klasse IIb eingestuften dentalen Implantate, so Schwarz in seiner Einschätzung auf der Pressekonferenz. Man erwarte eine Marktbereinigung, „und ich denke, das ist durchaus im Sinne des Verbrauchers“, so Schwarz. „Ein CE-Kennzeichen sagt noch nichts über die Qualität und klinische Bewährung eines Medizinprodukts“, sagte er.
Anwender muss sich über Studienlage informieren
Es obliege daher auch dem Anwender eines Implantatsystems oder Medizinprodukts, sich über die klinische Bewährung und die Studienlage zu den von ihm eingesetzten Produkten zu informieren, ergänzte dazu der Präsident elect der DGI, Prof. Dr. Dr. Knut A. Grötz, auch wenn er die Qualität der Produkte selbst in der Regel nicht prüfen könne.
Individuelle Risiken abwägen
In diesem Jahr stand das Programm unter dem Hauptthema „Implantologie für Alle? Personalisierte Implantologie“. Dies sei durchaus in zwei Richtungen gedacht – in Richtung der Patienten, für die es indikationsseitig fast keine Ausschlüsse, sondern nur noch eine Abwägung der individuellen Risiken gebe. Es gebe kaum noch Kontraindikationen für Implantate.
Aktuelles Wissen verbreiten
Und es ziele auf die Zahnärzte, zu deren täglicher Praxis heute auch die Implantologie gehören müsse – zumindest auf der theoretischen Ebene der korrekten Indikationsstellung und Beratung der Patienten, so Schwarz und Grötz. Wie rasant sich die Implantologie und das Wissen darüber entwickelt haben, machte Grötz mit Beispielen aus einem Standardwerk zur Implantologie von 1996 deutlich: Keines der dort aufgeführten Ausschlusskriterien habe heute noch in dieser Form Gültigkeit. Dieses neue Wissen auf höchstem Evidenzniveau der wissenschaftlichen und praktischen Evidenz zu beschreiben und durch postgraduale Fortbildung auf allen Ebenen mit Leben zu füllen, sei eine der großen Aufgaben auch für die DGI, so Grötz.
Kooperation mit der DGÄZ
Der DGI-Vorstand konnte „mit großer Freude“ über den am gleichen Tag unterzeichneten Kooperationsvertrag mit der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Zahnmedizin (DGÄZ) berichten. Prof. Dr. mult. Robert Sader, Präsident der DGÄZ, verwies darauf, dass sowohl DGI als DGÄZ als Querschnittsgesellschaften die gesamte Zahnmedizin darstellen und ihre Themen eigentlich alle Zahnärzte betreffen. Mit der Kooperation erreiche man rund 2.200 DGÄZ-Mitglieder und rund 8.800 DGI-Mitglieder und könne sich stärker fokussieren und Kräfte bündeln – bei Fortbildungen, Kongressen, Themen, Wissenschaftsförderung und Nachwuchs. Schwarz verwies auf die bereits abgeschlossene und positiv angelaufene Kooperation mit der Osteology Foundation, die Synergien bringe und das fachliche Spektrum erweitere. So gab es auch in Wiesbaden ein Forum Osteology.
Enge Zusammenarbeit mit der Zahntechnik
Fortbildungsreferent Prof. Dr. Florian Beuer erläuterte das umfangreiche Fortbildungsprogramm der Gesellschaft. So wird es 2019 wieder drei Minikongresse „DGI Spezial“ geben, auch der 2018 erstmals durchgeführte und restlos ausgebuchte DVT-Fachkundekurs wird 2019 wiederholt – noch seien Plätze frei, so Beuer. Er brach erneut eine Lanze für die Zusammenarbeit mit dem qualifizierten Zahntechniker und kündigte für 2019 ein neues Curriculum für die Zahntechnik an. Angesichts des geringeres Gewichts, das die Prothetik im Zahnmedizinstudium mit einer neuen Approbationsordnung haben werde, sei die strukturierte Fortbildung in der Prothetik ein wichtiger Schwerpunkt künftiger Angebote, ebenso die enge Zusammenarbeit mit der Zahntechnik, so Beuer.
Dr. Dr. Anette Strunz erste Frau im Vorstand
Auf der Mitgliederversammlung der DGI stand nicht nur der Wechsel in der Präsidentschaft an – Frank Schwarz übergab das Amt nach drei Jahren an Knut A. Grötz –, auch Wahlen zum neuen Vorstand erfolgten. Schwarz gehört als Past-Präsident dem Vorstand weiterhin an. Neuer Vizepräsident der DGI ist Prof. Dr. Florian Beuer (Berlin), der bislang im Vorstand für das umfangreiche Fortbildungsprogramm der Gesellschaft verantwortliche zeichnete. Zum neuen Fortbildungsreferenten wählte die Versammlung Dr. Christian Hammächer, Aachen. In ihren Ämtern bestätigt wurden Schatzmeister Dr. Karl-Ludwig Ackermann, Filderstadt, und Schriftführer Prof. Dr. Dr. Bilal Al-Nawas, Mainz.
Dr. Dr. Anette Strunz, Berlin, ist die neue Pressesprecherin der Gesellschaft und die erste Frau im DGI-Vorstand. Sie folgt auf Prof. Dr. Germán Gómez-Román. Mit großem Dank für das langjährige Engagement verabschiedet wurde neben Gómez-Román auch Priv.-Doz. Dr. Gerhard Iglhaut (Past-Präsident). MM