Wie häufig sind eigentlich die sogenannten Volkskrankheiten und wie entwickeln sich die Zahlen der Erkrankten? Dies und mehr zeigt ein neues Informationsangebot des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) und liefert damit auch Zahlen und Argumente für das Gespräch mit Patientinnen und Patienten im Praxisalltag.
Das neue Dashboard ist seit dem 7. Juli 2023 online. Es visualisiert die Häufigkeit von sechs ausgewählten chronischen Erkrankungen in der Bevölkerung in Deutschland für die Jahre 2015 bis 2021. Im Fokus stehen die großen Volkskrankheiten Asthma bronchiale, Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD), Diabetes mellitus, Herzinsuffizienz, Hypertonie (Bluthochdruck) und die Koronare Herzkrankheit, die bisher in Einzelstudien im Versorgungsatlas des Instituts untersucht wurden.
Das Dashboard stellt die bundesweiten Prävalenztrends im Zeitverlauf sowie für 2021 nach Geschlecht und Altersgruppen differenziert dar. Zudem umfasst die Datenvisualisierung auch die regionale Diagnoseprävalenz nach den Bereichen der 17 Kassenärztlichen Vereinigungen. Die Darstellung wird jährlich fortgeschrieben, sobald die vertragsärztlichen Abrechnungsdaten zur Auswertung vorliegen. Die Datenvisualisierung basiert auf bundesweiten pseudonymisierten, krankenkassenübergreifenden vertragsärztlichen Abrechnungsdaten gemäß Paragraf 295 Fünftes Buch Sozialgesetzbuch (SGB V) der Jahre 2015 bis 2021.
Gesundheitsökonomisch bedeutsame Probleme
„Chronische Krankheiten zählen heute in den Industriestaaten und zunehmend auch in weniger wohlhabenden Ländern zu den häufigsten und gesundheitsökonomisch bedeutsamsten Gesundheitsproblemen. Insbesondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronische Lungenerkrankungen, psychische Störungen und Diabetes mellitus sind weit verbreitet und beeinflussen Lebensqualität, Arbeitsfähigkeit und Sterblichkeit. Der medizinische Fortschritt und der demographische Wandel führen dazu, dass die Zahl chronisch erkrankter Patientinnen und Patienten stark zunimmt, insbesondere im höheren Alter“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.
Hohe, aber weitgehend konstante Prävalenzen
„So sind in der Altersgruppe der 60- bis 69-Jährigen bereits 48,8 Prozent der gesetzlich versicherten Frauen mit der Diagnose Bluthochdruck in vertragsärztlicher Behandlung. Unter den Männern sind es 54,3 Prozent. In der Gruppe der 70- bis 79-Jährigen sind schon 67,2 Prozent der Frauen und 69,5 Prozent der Männer an Hypertonie erkrankt. Und unter den 80- bis 89-Jährigen sind es sogar 79,1 beziehungsweise 78,1 Prozent. Während der Anteil der Versicherten mit Koronarer Herzkrankheit von 6,3 Prozent im Jahr 2015 auf 5,9 Prozent zurück ging, beobachten wir für Hypertonie, Diabetes, Herzinsuffizienz und COPD im Zeitverlauf weitgehend unveränderte Prävalenzwerte“, machte der Zi-Vorstandsvorsitzende deutlich.
Asthma mit deutlichem Anstieg
Einzig für Asthma wiesen die Zahlen auf einen deutlichen Anstieg der Prävalenz hin: Der Anteil der betroffenen Versicherten sei von 5,5 Prozent im Jahr 2015 auf 6,2 Prozent 2021 gestiegen. Das entspricht einer Zunahme von insgesamt 16,3 Prozent.
Weitere Informationsmaterialien bereitgestellt
„Unser neues Dashboard erlaubt einen kompakten und anschaulichen Blick auf diese wachsende Krankheitslast, die die Gesundheitssysteme weltweit vor große Herausforderungen stellt. Zu jedem dargestellten Krankheitsbild bieten wir ein kompaktes Fact sheet zum Download an, auf dem neben der Datenbasis und der detaillierten Prävalenzschätzung die Ergebnisse noch einmal kompakt zusammengefasst werden. Abgerundet wird das Ganze durch einen Ausblick auf die themenverwandten Berichte und Publikationen des Versorgungsatlas-Teams – ein echter Mehrwert für den ersten Datenblick der Versorgungsforschung auf die großen Volkskrankheiten“, so von Stillfried abschließend.
Hier geht es direkt zum Dashboard.