Der Tumor der Mundhöhle ist immer noch eine unterschätzte Tumorerkrankung. Die Mehrheit der Betroffenen stellt sich nach wie vor erst in einem fortgeschrittenen Stadium vor, was mit einer umfangreichen Therapie, dadurch eingeschränkter Lebensqualität und einer deutlich ungünstigeren Prognose einhergeht.
Voraussetzungen für die erfolgreiche Früherkennung sind Wissen und Aufmerksamkeit für die Früherkennungsmöglichkeiten. Internationale Studien sowie Ergebnisse des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein haben jedoch gezeigt, dass die Menschen über den Tumor der Mundhöhle und dessen Risikofaktoren, Symptome sowie mögliche Präventions- und Früherkennungsmaßnahmen über unzureichendes Wissen verfügten.
Verbesserungspotential auch in der Zahnärzteschaft
Ebenfalls zeigte sich, dass auch in der Zahnärzteschaft und bei jenen Ärztinnen und Ärzten, an die sich Betroffene meist als erstes wenden, Kenntnisstand, Relevanzeinschätzung und Erfahrungen mit der Früherkennungsuntersuchung Verbesserungspotentiale aufwiesen. Es bedarf folglich dringend kommunikativer Maßnahmen zur Verbesserung von Prävention und Früherkennung.
Umfassende formative Mehrebenen-Evaluation ist elementar
Ein entsprechendes kommunikatives Interventionskonzept muss jedoch kontextsensitiv geplant und durchgeführt werden, was nur eine teilweise Übertragung international erfolgreicher Strategien erlaubt. Die Interventionsplanung muss daher sowohl an die patientenseitigen Voraussetzungen als auch an sozialstrukturelle Rahmenbedingungen sowie Besonderheiten der medizinischen Versorgungskontexte angepasst sein.
Aus Kostengründen oft vernachlässigt, für den Erfolg jedoch elementar, ist eine umfassende formative Mehrebenen-Evaluation. Sie liefert die Evidenzbasierung, das heißt die Datengrundlage für eine zielgruppenorientierte Planung, Entwicklung und Durchführung der Kommunikationsaktivitäten, die auf die Aufmerksamkeits- und Wissenssteigerung sowie Kompetenzförderung in der Zahnärzteschaft und Ärzteschaft, weiterer Multiplikatoren, der Risikogruppen und der breiten (medialen) Öffentlichkeit zielen.
Baseline für die spätere Wirkungsevaluation
Die formative Evaluation beginnt mit einer umfassenden Analyse des situativen Kontextes sowie der Definition und Segmentierung der Zielgruppen. Sie stellt zugleich die Baseline für die spätere Wirkungsevaluation hinsichtlich der erwünschten und unerwünschten Effekte und ihrer Effektivität dar.
Eine solche formative Mehrebenen-Evaluation wurde für eine Kommunikationskampagne zur Verbesserung der Früherkennung von Mundkrebs in Schleswig-Holstein entwickelt und realisiert – gefördert durch die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde e.V. und die Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie e.V.). Sie reflektiert und adressiert verschiedene ärztliche und zahnärztliche Berufsgruppen, weitere Multiplikatoren, die ältere Bevölkerung als Risikogruppe sowie die mediale Öffentlichkeit. Die vielversprechenden Ergebnisse führen zu der Empfehlung, eine fundierte, strukturierte und umfassende Aufklärungskampagne mit wissenschaftlicher Begleitevaluation über den Tumor der Mundhöhle für Deutschland zu konzipieren.
Steigerung des Kenntnisstandes der involvierten Berufsgruppen
Daher ist das Ziel dieses Projektes die Durchführung einer nationalen Baseline-Erhebung im Sinne einer umfassenden formativen Mehrebenen-Evaluation, die die Steigerung des Kenntnisstandes der involvierten Berufsgruppen und der älteren Bevölkerung, eine Potentialanalyse zur Weiterentwicklung der Kampagnenmedien sowie eine Baseline-Erhebung der medialen Öffentlichkeit als Zielebenen integriert.
Das UK Schleswig-Holstein stellt ein Praxisposter zum Download zur Verfügung, das anhand einer Fotoreihe beispielhaft die Durchführung einer Mundschleimhaut-Untersuchung zeigt.