Um Behandlungsfehler zu vermeiden, wird es für Zahnärzte immer wichtiger, neue wissenschaftliche Erkenntnisse so bald wie möglich in den praktischen Alltag und in die tägliche Patientenversorgung zu integrieren. Im Maritim Hotel in Bonn legte Prof. Thorsten Auschill, MBA und leitender Oberarzt am Universitätsklinikum Marburg, Anfang April 2019 die Grundlage dafür: In einer Fortbildung von Kulzer gab er den Teilnehmern einen Überblick über die aktuellen Standpunkte zu Parodontitis und Periimplantitis.
Die Anzahl von Patienten mit Parodontalerkrankungen ist hoch – damit steigt auch die Notwendigkeit, Therapieansätze und antibakterielle Begleittherapien, wie zum Beispiel den Einsatz von lokaler und systemischer Antibiose, weiterzuentwickeln. Vor diesem Hintergrund ist eine regelmäßige Wissensauffrischung für Zahnärzte empfehlenswert, um die eigenen Patienten optimal zu versorgen und Behandlungsfehler zu vermeiden. Allein 2017 untersuchte die Techniker Krankenkasse 921 Verdachtsfälle von inkorrekten Behandlungen in der Zahnmedizin. Das Resultat: Bei etwa jedem dritten Fall erhärtete sich im Lauf der späteren Überprüfung der Hinweis auf einen Behandlungsfehler. Um es bei Parodontitis und Periimplantitis gar nicht erst soweit kommen zu lassen, gab Referent Auschill den Teilnehmern ein praxisfähiges Gesamtkonzept an die Hand, mit dem sie diese Erkrankungen erfolgreich diagnostizieren und therapieren können: Dabei erläuterte der Referent zum einen, wie sich die neue Nomenklatur der PA-Erkrankungen wie auch die aktuellsten S3-Leitlinien in ein systematisches PA-Konzept integrieren lassen. Zum anderen gab er anhand vieler praktischer Behandlungsbeispiele Tipps für eine erfolgreiche Diagnostik, Behandlung und Nachsorge.
Zeitgemäße Neudefinition der Begrifflichkeiten
„Meist werden Parodontitis und Periimplantitis getrennt voneinander behandelt. Dies ist nicht mehr zeitgemäß, denn was sie beide eint, ist der Halteapparat – unabhängig davon, ob dieser einen Zahn oder ein Implantat hält“, sagte Auschill. Das zeige sich auch bei genauerer Betrachtung der Bakterienflora. Bei Parodontitis und Periimplantitis ähnelten sich diese sehr. Bei aller Ähnlichkeit erläuterte der Referent jedoch auch einige Unterschiede: Das Parodont verfüge über eine Art Abwehrmechanismus, periimplantäres Gewebe eher nicht. Dies verdeutlichen auch Studienergebnisse, die zeigen, dass periimplantäres Gewebe mehr aktive Matrix-Metalloproteinase-8 (aMMP-8) ausschüttet.
Praxisnahe Tipps für die Umsetzung
Dennoch sind Parodontitis und Periimplantitis chronische Erkrankungen – Heilung schwierig. „Deshalb ist das Ziel einer Therapie, keine oder zumindest behandelbare Taschen zu erhalten und die Zähne durch ein engmaschiges Recall-System (UPT) langfristig zu stabilisieren. Von behandelbaren Taschen in der Parodontologie sprechen wir bei einer Sondierungstiefe von etwa vier bis fünf Millimetern“, so der Referent. Seine praktischen Tipps, um dieses Ziel zu erreichen:
- Am Anfang einer jeden Behandlung sind eine umfangreiche Anamnese dentale sowie parodontale Diagnostik unerlässlich, um etwaige Schwierigkeiten für die Therapie zu erkennen. Ein Beispiel: Manche Beta-Blocker, die bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen eingenommen werden, führen zu erhöhten Sondierungstiefen über die Bildung von Gingivahyperplasien.
- Mundduschen sind für Parodontitis-Patienten bedingt empfehlenswert, weil unter Umständen mehr Speisereste und Bakterien in die Taschen hineingedrückt werden können.
- Für das Scaling und Root Planing hat sich eine Kombination aus maschineller und manueller Instrumentierung bewährt.
- Studien zeigen: Lokale Antibiotika können eine sinnvolle adjuvante Maßnahme sein, wenn sie korrekt appliziert werden. Auschills Tipp: Die Tasche immer von unten nach oben auffüllen.
Zu Beginn betonte Auschill, dass es ihm bei der Veranstaltung vor allem um die Vermittlung von Konzepten und Methoden gehe, die in der Praxis gut anwendbar sind. Am Ende konnten die Zuhörer das bestätigen. Dr. med. dent. Ludwik Broll aus Bonn resümierte: „Ich fand besonders gut, dass akademische Inhalte vermittelt wurden, die mit praxisnahen und einfach umzusetzenden Empfehlungen unterfüttert wurden.“ Dr. med. dent. Andrea Tarau stimmte dem zu: „Mir hat die Fortbildung sehr geholfen. Ich habe das Gefühl, dass der Referent nicht nur gut behandelt, sondern er kann sein Wissen auch sehr gut vermitteln.“
Weitere Fortbildungen, darunter auch die Veranstaltung mit Prof. Dr. Auschill, können Interessierte unter www.kulzer.de/zahnarztfortbildungen einsehen und buchen, darunter auch die nächsten der Termine aus der Reihe zu Parodontitis und Periimplantitis:
• Mittwoch, den 21. August 2019 in Berlin
• Mittwoch, den 25. September 2019 in Leipzig
• Mittwoch, den 6. November 2019 in Hagen
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