Eine wenig beachtete gute Nachricht: Die Menschen werden immer älter – und behalten ihre eigenen Zähne immer länger. Mit der allgemein besseren Gesundheit verschieben sich auch viele Erkrankungen in die höheren Lebensjahre. Prof. Dr. Peter Eickholz beschreibt in seinem Editorial zur Parodontologie 4/23 sehr eingänglich die Zusammenhänge von Parodontitis und Alterszahnmedizin, die den Schwerpunkt des aktuellen Hefts ausmachen:
„Weltweit werden die Menschen immer älter. Insbesondere in vielen Industrienationen haben die stetig gestiegene Lebenserwartung der Bevölkerung und sinkende Geburtenraten einen demografischen Wandel zur Folge. Unsere Bevölkerung besteht aus immer mehr immer älteren Menschen. Das hat tiefgreifende gesellschaftliche Konsequenzen – beginnend bei der Produktivität über die Finanzierung der Altersversorgung bis zu den speziellen medizinischen Anforderungen älterer Menschen (siehe Barbe et al., Seite 387). Während früher ältere Menschen bereits stark von Zahnverlust betroffen oder auch komplett zahnlos waren und bei ihnen aus zahnärztlicher Sicht prothetische Maßnahmen bis hin zur Totalprothese im Vordergrund standen, hat dank zahnärztlicher Prävention die Zahl der zahnlosen älteren Menschen kontinuierlich abgenommen. Die Deutschen behalten ihre eigenen Zähne immer länger. Diese Entwicklungen können wir täglich in unserer klinischen Praxis sehen.
Was hat das alles mit Parodontologie zu tun? Zum einen führen konsequente parodontale Prävention und Therapie dazu, dass die eigenen Zähne immer länger funktionieren. Auf der anderen Seite nimmt die Prävalenz von Parodontitis mit dem Alter deutlich zu. Die Erkrankung verlagert sich in ein höheres Alter (siehe Morbiditätskompression; Jordan, Seite 379). Diese Entwicklungen bedingen, dass Zahnerhalt statt Zahnersatz bei der Therapie älterer Patientinnen und Patienten zunehmend in den Fokus rückt. Parodontal kompromittierte, aber erfolgreich therapierte Zähne mit erheblich freiliegenden Wurzeloberflächen haben bei älteren Menschen ein hohes Risiko für Wurzelkaries. Wie gehen wir damit um (siehe Jung et al., Seite 415)? Wie sehen Zähne und Parodont, wie sieht Zahnpflege bei 100-Jährigen aus (siehe Frese, Seite 429)? Was ist bei der Mundhygieneinstruktion älterer Patienten anders? Und was ist in dieser Altersgruppe zu beachten (siehe Strauß und Eickholz, Seite 401)?
Es wird deutlich, dass Alterszahnmedizin ein Querschnittsfach ist, das mittlerweile viel parodontologische Kompetenz verlangt und in restaurativer Hinsicht andere Versorgungen erforderlich macht, als wir es von jüngeren Patientinnen und Patienten gewohnt sind − und sicher auch mehr Kompromissbereitschaft. Dieses Themenheft zur Alterszahnmedizin wirft einen präventionsorientierten und parodontologischen Blick auf diese Thematik und in die Zukunft zahnärztlicher Tätigkeit.“
Die Zeitschrift „Parodontologie“ vermittelt dem interessierten Zahnarzt in Praxis und Klinik die neuesten Erkenntnisse, Entwicklungen und Tendenzen auf dem Gebiet der Parodontologie. Die hochwertige Ausstattung mit vielen, meist farbigen Abbildungen und der ausgeprägte Fortbildungscharakter sprechen für diese Fachzeitschrift. Mehr Infos zur Zeitschrift, zum Abo und zum Bestellen eines kostenlosen Probehefts finden Sie im Quintessenz-Shop.
Wie die Möglichkeiten der Prävention und Therapie der Parodontitis bei den Hochbetagten und oftmals pflegebedüftigen Menschen aussehen, die besonderen Bedürfnisse und Herausforderungen dieser Patientengruppe, welche Konzepte existieren, um Parodontopathien auch bei Pflegebedarf und Immobilität zu therapieren und wie der gesetzliche Rahmen bei der Behandlung dieser Patienten aussieht, wird in den Beiträgen dieser Ausgabe anschaulich anhand von Entscheidungshilfen, Übersichten oder ganz konkret anhand von Fallbeispielen und praktischen Tipps diskutiert. Wir wünschen viele wertvolle Erkenntnisse für den klinischen und praktischen Alltag mit dieser wachsenden Patientengruppe.