Der Presseclub ist der traditionelle Auftakt zu einer Kultveranstaltung, die seit Jahrzehnten aus dem zahntechnischen und zahnmedizinischen Veranstaltungskalender nicht mehr wegzudenken ist: Die Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Dentale Technologie, kurz ADT. Auch in diesem Jahr wird am Fronleichnams-Wochenende vom 8. bis 10 Juni 2023 in Nürtingen wieder ein kompaktes Fortbildungsprogramm geboten.
Was es aktuell an Themen gibt, erläuterten ADT-Präsident Professor Daniel Edelhoff und Vizepräsident ZTM Wolfgang Weisser in der von der Pressereferentin Saphir Robert moderierten, auch hybrid angebotenen Presserunde. Gestartet war die Tagung bereits am Mittwoch mit der Jahrestagung der AG Keramik, die viele spannende Vorträge und Diskussionen und viele Auszeichnungen gebracht habe, so Edelhoff.
Forum 25 als ein Highlight, das Früchte trägt
Ein Fokus der Diskussion lag auf dem Berufsnachwuchs in der Zahntechnik. Das seit 2017 stattfindende Forum 25, mit zweijähriger Unterbrechung durch die Pandemie auch in diesem Jahr wieder auf der Agenda, hat sich sehr positiv etabliert. Ein erster Teilnehmer aus dem Anfangsjahr ist inzwischen im Vorstand der ADT, und auch in diesem Jahr werden sechs junge Zahnärztinnen, Zahntechnikerinnen und Zahntechniker mit spannenden Themen dabei sein, berichteten Prof. Dr. Jan-Frederik Güth und ZTM Hans-Jürgen Stecher
Stecher: „Wir haben Weltklassenachwuchs. Es gibt jedes Jahr mehr Nachfrage, in diesem Jahr müssen wir sechs Vorträge in einem kurzen Zeitfenster unterbringen.“ Es sei immer wieder beeindruckend, mit welchen Themen sich die Zahntechniker und Zahnärzte – und viele Frauen darunter – sehr engagiert und mit Leidenschaft beschäftigen. „Es ist eine schöne Entwicklung“, so Stecher.
„Der Young Talents Award ist sehr wichtig. Ich hoffe, dass wir das weiter erhalten und noch ausbauen können“, so Güth. Er freue sich schon auf die Session: „Es wird immer richtig voll in diesem kleinen Saal.“
ADT bekannter und attraktiver machen
Digitalisierung ist längst Realität
Ein weiteres großes Thema war die Attraktivität des Zahntechnikerberufs an sich und die Frage der Vergütung zahntechnischer Leistungen und damit der wirtschaftlichen Existenz der Labore. Der Vorschlag der Politik, doch mehr auf Digitalisierung zu setzen, wurde einhellig als Alibi-Idee und Ergebnis schlechter Recherche zur Realität in den Laboren beurteilt – die Zahntechnik arbeite zu einem sehr hohen Prozentsatz bereits digital. Dieses digitale Arbeiten bilde sich in den Leistungsverzeichnissen, nach denen die Labore abrechnen könnten, allerdings nicht ab. Für die Labore stelle sich die Herausforderung, wirtschaftlich zu arbeiten und zugleich mit der Entwicklung der Gehälter in der Industrie und anderen Berufen mithalten zu können, um auch Nachwuchs gewinnen und halten zu können, beschrieb ZTM Wolfgang Weisser das große Problem des Handwerks. Er appellierte, schon viel früher, schon in den Schulen mit der Werbung für den Beruf anzufangen – unterstützt von seiner Vorstandskollegin ZTM Julia Schlee.
Hochkarätige Fortbildung in einer familiären Atmosphäre
„Wir wollen wieder hochkarätige Fortbildung in einer familiären Atmosphäre offerieren“, erklärten ADT-Präsident Professor Daniel Edelhoff und Vizepräsident ZTM Wolfgang Weisser schon im Vorfeld der Tagung und betonten: „Wir sind der Dentalindustrie sehr dankbar, dass sie uns die ganzen Jahre die Treue gehalten hat“.
Das Programm ist auch in diesem Jahr vielseitig und eng an den Themen und Trends für Zahntechnik und Zahnmedizin. Ebenfalls wieder dabei: Das Forum 25, in dem sich junge Zahntechnikerinnen und Zahntechniker mit ihren Themen präsentieren. Die Gewinnerin oder der Gewinner sind dann im Folgejahr als Referenten im Hauptprogramm zu erleben.
Den Auftakt des Hauptprogramms bestreiten in diesem Jahr Dr. Wolfgang Bartsch und ZTM Björn Maier. Sie befassen sich mit dem „Hexagonalen Versorgungskonzept DHV im analogen sowie digitalen Einsatz“. Die Idee dahinter: Jeder Mensch ist ein Unikat. So vielseitig die Menschen sind, so vielseitig sind auch die Probleme, mit denen Dentalprofis tagtäglich konfrontiert werden. Entsprechend wichtig ist es, die individuellen Problematiken der Patienten zu erkennen und zu rehabilitieren. Eine klare Struktur von der Erstanalyse bis zum Abschluss der Behandlung schafft Vertrauen. Und Vertrauen ist die existenzielle Basis für eine erfolgreiche Kollaboration zwischen dem Patienten und dem Behandler.
3-D-Druck und Passung
ZTM Christian Hannker hat ebenfalls ein brisantes Thema gewählt: „3-D-gedruckte Modelle? Ja, aber bitte passgenau!“ Der intraorale Scan ist aus dem Praxis- und Laboralltag nicht mehr wegzudenken. Präzision und Handhabung sind durch die stete Weiterentwicklung der Hersteller gegeben. Dass der Scan, auch über den kompletten Kiefer, heute von der Genauigkeit und Präzision dem konventionellen Abdruck ebenbürtig ist, beweist Hannker in seinem Vortrag.
ZTM Bastian Wagner erklärt, wie man „Durch digitale Hilfsmittel zum gewünschten Ergebnis“ kommt. Denn bei den rasant wachsenden Möglichkeiten zur Herstellung von hochwertigem Zahnersatz den Überblick zu behalten, welches Material wie verarbeitet wird und welcher Workflow sich gut in die Laborstruktur integrieren lässt, das ist nicht immer leicht. Zudem sind die Patienten besser informiert und haben genaue Vorstellungen von ihrem Zahnersatz. Es gibt aber auch Patienten, die sich nur schwer vorstellen können, was Zähne bewirken können“.
Auch Kieferorthopädie steht auf der Agenda: Die Grande Dame dieses Fachbereichs, Prof. em. Dr. Ingrid Rudzki, referiert im Team mit Dr. Florian Gebhart.
Besondere Vorträge, besondere Menschen
Abseits des dentalen Spektrums bewegt sich der „Besondere Vortrag“. Diesmal steht der international ausgezeichnete Naturfotograf und Filmemacher aus Geislingen, Stefan Christmann, auf dem Rednerpodium. Er hat als einer von wenigen Menschen bereits zweimal in der Antarktis überwintert. Bei seinem ersten Aufenthalt am eisigen Ende der Welt verbrachte er 15 Monate (2011 bis 2013) als Physiker auf der deutschen Forschungsstation Neumayer-III.
Auf dem Programm steht weiterhin die Ehrung eines sehr bekannten Manns innerhalb der Branche und einer Koryphäe auf dem Gebiet Funktionsdiagnostik und -therapie: Professor Dr. Ulrich Lotzmann erhält den Preis der ADT für sein Lebenswerk. Er ist seit 2001 Professor und Direktor der Poliklinik für Orofaziale Prothetik und Funktionslehre in Gießen/Marburg.
Versorgung mit Keramikimplantaten
Dr. Jens Tartsch, Zahnarzt aus Zürich und ESCI-Präsident, gibt Tipps zur Versorgung mit Keramikimplantaten und klärt über den Status quo bei dieser Versorgungsart auf. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die zahnärztliche Implantologie wie kaum eine andere zahnmedizinische Fachdisziplin weiterentwickelt. Die meisten Fragen zu biologischen Prinzipien, häufigsten Behandlungsprotokollen, augmentativen Verfahren oder auch zu Implantatmaterialien und -geometrien konnten erforscht und wissenschaftlich beantwortet werden. Die Systeme und Protokolle der Titanimplantate haben sich dabei in Design und Protokollen grundlegend angenähert.
Infos zum Programm gibt es auf der Homepage der ADT. Der Vorstand freut sich auf zahlreiche Gäste, die Lust haben, zu diskutieren, sich auszutauschen und auch ein bisschen zu feiern – denn auch das ist die ADT: Die Abende sind legendär. Wer wenig Zeit hat oder jetzt noch nach Nürtingen möchte: Es gibt auch Tageskarten. (MM)
MIt Material der ADT.