Das Zahntechniker-Handwerk als Gesundheitshandwerk ist ein essenzieller Akteur in der Gesundheitsversorgung in Deutschland. Es verbindet technisches Know-how, handwerkliche Präzision und kreative Gestaltung in einem Berufsbild, das maßgeschneiderten Zahnersatz in höchster Qualität liefert. Gemeinsam mit Zahnärzten sind die zahntechnische Meisterlabore – unterstützt durch die Dentalindustrie – die Garanten für die Versorgung mit hochwertigen zahntechnischen Leistungen. Das bekräftigte der Präsident des Verbands Deutscher Zahntechniker-Innungen (VZDI), Zahntechnikermeister Dominik Kruchen, anlässlich des Europäischen Fachpressegesprächs zur Internationalen Dental-Schau IDS 2025.
Foto: VDZI
Der deutsche Mittelstand benötigt in diesen wirtschaftlich unsicheren Zeiten dringend verlässliche Rahmenbedingungen, in dem Zusammenhang ist es ein positives Signal, dass durch die Neuwahlen im Februar eine langwierige politische Hängepartie vermieden wurde.
Ausgleich für inflations- beziehungsweise krisenbedingte Mehrkosten
Durch die gesetzlichen Vorgaben unterliegen die Preisentwicklungen einem engen Korsett. Weiter auf der berufspolitischen Agenda des VDZI steht daher das Thema der zahntechnischen Vergütung: Die strikte und ausschließliche Begrenzung auf die maximale Veränderungsrate nach Paragraf 71 Absatz 3 Fünftes Buch Sozialgesetzbuch – SGB V in den Preisverhandlungen ermöglicht keinen Ausgleich von inflations- beziehungsweise krisenbedingten Kosten. Selbst wenn die nachweisbare jährliche Kostenentwicklung im Zahntechniker‐Handwerk höher ist als die jährliche Veränderungsrate der beitragspflichtigen Einnahmen aller Mitglieder der Krankenkassen, erhalten die Zahntechniker durch die gesetzlichen Vorgaben keinen Ausgleich der Kosten und können dies auch in späteren Perioden nicht ausgleichen. Die Zahntechniker-Innungen und der VDZI fordern daher weiterhin, die Obergrenze der Veränderungsrate aufzuheben oder durch flexiblere Kriterien zu ergänzen.
Entbürokratisierungsschub dringend erforderlich
Einigkeit besteht in der Wirtschaft in der Frage der Bürokratisierung. Es braucht einen Entbürokratisierungsschub, bei dem auf überflüssige Dokumentationsanforderungen verzichtet wird. Dies gilt im Zahntechniker-Handwerk insbesondere für die sogenannten Klinischen Bewertungen von Sonderanfertigern aus der europäischen Medizinprodukteverordnung.
Einbindung in die Telematikinfrastruktur auch für Zahntechniker
Im vergangenen Jahr hat der VDZI mit dem GKV-SV eine für zahntechnische Betriebe zukunftsweisende Einigung in Bezug auf die Anforderungen im elektronischen Datenaustausch zwischen Zahnarzt und Dentallabor getroffen. Die Anbindung der Dentallabore an die Telematikinfrastruktur (TI) wird das Zahntechniker-Handwerk daher in diesem Jahr und darüber hinaus beschäftigen. Um die Labore bei der Umsetzung zu unterstützen, wird der VDZI eine umfassende Informationsbroschüre bereitstellen, die alle notwendigen Schritte und Details für eine reibungslose Anbindung an die TI erläutert.
Modernisierung der Aus- und Weiterbildung
Ohne gut ausgebildete Fachkräfte kann ein zahntechnisches Labor in der digitalisierten Welt nicht erfolgreich sein und im Wettbewerb bestehen. Aus diesem Grund wurde bereits die neue Ausbildungsverordnung modernisiert, die am 1. August 2022 in Kraft getreten ist.
Die geplante Novellierung der Meisterprüfungsverordnung wird voraussichtlich, sollten die Pläne wie vorgesehen umgesetzt werden, am 1. August dieses Jahres in Kraft treten. Damit wird auch die Meisterausbildung an die dynamischen Anforderungen der Branche angepasst.
Transparente und wohnortnahe Versorgungsstrukturen
Die fachliche und partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen dem gewerblichen Dentallabor und der Zahnarztpraxis ist die Säule der zahnmedizinischen Versorgung mit Zahnersatz. Der VDZI hält das Modell des freiberuflichen Zahnarztes auf der einen Seite und des selbstständigen Zahntechnikermeisters auf der anderen Seite für eine Erfolgskonstellation für eine spezialisierte und innovative Versorgungsqualität. Mit Blick auf die wachsende Zahl an investorenbetriebenen Medizinischen Versorgungszentren im Gesundheitswesen, gerade im davon überproportional betroffenen zahnmedizinischen Bereich (iZ-MVZ), sind gesetzliche Regelungen wichtig, die faire Wettbewerbsbedingungen herstellen. Neben einer unzureichen- den Aufsichtsstruktur von iZ-MVZ wird die Herstellung von Zahnersatz in iZ-MVZ durch einen geschlossenen Wirtschaftskreislauf dem Wettbewerb entzogen. Solche Systeme gehen über die ursprünglich gedachte Intention eines „Praxis-Labors“ weit hinaus, die notwendigen Rahmenbedingungen werden hier unterlaufen. Dies gilt es weiter rechtlich zu prüfen.
Tempo der Digitalisierung in der Dentalbranche weiter hoch
In den letzten Jahren haben moderne Technologien wie CAD/CAM, der 3D-Druck sowie zuletzt auch die Künstliche Intelligenz das Arbeiten im zahntechnischen Meisterlabor und die Herstellung von Zahnersatz weiterentwickelt. Zum Beispiel erleichtern KI-gestützte digitale Farbbestimmungsgeräte die präzise Wahl der Zahnfarbe. Perspektivisch könnten Technologien wie das assistierte Bearbeiten von digitalen Modellen oder die materialsparende Optimierung in der computergestützten Fertigung weitere Fortschritte bringen. Diese Technologien ermöglichen effizientere Arbeitsprozesse, ersetzen jedoch nicht die traditionelle Handwerkskunst. Zahntechniker arbeiten weiterhin auch analog, wobei händisches Geschick und ein ausgeprägtes ästhetisches Gespür besonders bei der Gestaltung und finalen Anpassung von Zahnersatz unverzichtbar bleiben.
Azubis präsentieren sich beim 20. Gysi-Preis
Die IDS 2025 ist auch wieder ein Schaufenster für die Zahntechnikerinnen und Zahntechniker von Morgen. Die Bedeutung der Ausbildung unterstreicht der VDZI wieder mit seinem renommierten Nachwuchswettbewerb, dem Gysi-Preis, der ein besonderes Jubiläum feiert und zum 20. Mal stattfindet. Die Bewerbung war sehr erfolgreich. Unsere Ausbildungsbetriebe setzen damit erneut ein Zeichen, dass sie in schwierigen Zeiten weiter in die Ausbildung investieren. Schon jetzt freue ich mich darauf, dass wir unseren Nachwuchs auf der Internationalen Dental-Schau in Köln auszeichnen können. Die Preisverleihung findet am 27. März statt.
Aktuelle Zahlen zum Zahntechniker-Handwerk
Die knapp 7.250 zahntechnischen Meisterbetriebe sichern eine qualitätsgeprüfte und flächendeckende Versorgung mit Zahnersatz in Deutschland. 2023 gab es knapp 46.250 sozialversicherungspflichtig beschäftigte Zahntechniker in Deutschland. Im Zahntechniker-Handwerk absolvieren derzeit knapp 5.000 junge Menschen eine hochqualifizierte Ausbildung. Fast zwei Drittel der Auszubildenden sind weiblich. Im Handwerk liegt der zahntechnische Beruf auf Platz 5 in den Top 10 der beliebtesten Berufe bei den weiblichen Auszubildenden. Mit einer Ausbildungsquote von über 30 Prozent bilden die zahntechnischen Meisterlabore im Vergleich zur Gesamtwirtschaft überdurchschnittlich aus.
Der Messestand des VDZI in Halle 11.2, Gang S 10/12 ist an allen Messetagen darüber hinaus Anlaufstelle zu allen Fragen rund um die Zahntechnik.
Der VDZI mit Sitz in Berlin vertritt als Bundesinnungsverband die wirtschaftlichen Interessen der zahntechnischen Meisterlabore in den Innungen. Präsident Dominik Kruchen und sein Stellvertreter Klaus Bartsch führen aktuell den VDZI. Hauptaufgabe des VDZI und der Innungen ist es, die beruflichen und wirtschaftlichen Interessen des deutschen Zahntechniker-Handwerks zu vertreten. Oberstes Ziel ist die Sicherung der Leistungsfähigkeit der zahntechnischen Meisterlabore als Voraussetzung für eine qualitätssichere Zahnersatzversorgung der Bevölkerung in Deutschland. Dem VDZI gehören 14 Innungen an. Mehr Informationen auf der Internetseite des Verbands.