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Große Verdienste um die Gruppenprophylaxe in Kitas und Schulen – Auszeichnung der Aktion Zahnfreundlich 2021 erst zum vierten Mal vergeben

(c) Bettina Belz

Sie wird vom Vorstand der Aktion Zahnfreundlich e.V. nur vergeben, wenn Einigkeit besteht, dass jemand sie besonders verdient hat. So ist die Friedrich-Römer-Ehrenmedaille am 22. Juni 2021 in einer virtuellen Feierstunde erst zum vierten Mal überhaupt verliehen worden: an Dr. Gudrun Rojas.

„Es ist mir eine große Freude, zum ersten Mal eine Frau für ihre herausragenden Leistungen mit unserer Ehrenmedaille zu ehren. Man könnte auch sagen, wir ehren sie für ihr Lebenswerk, denn sie beendet ihre berufliche Laufbahn zum Ende des Monats“, so Prof. Dr. Stefan Zimmer, 1. Vorsitzender der Aktion Zahnfreundlich e. V., in seiner Laudatio auf Dr. Gudrun Rojas. Die Fachzahnärztin für Kinderstomatologie und für Öffentliches Gesundheitswesen wurde in einer corona-bedingt virtuellen Feierstunde im Beisein zahlreicher Weggefährten und Vertreter des Landes Brandenburg ausgezeichnet.

Prof. Dr. Stefan Zimmer, Vorsitzender der Aktion Zahnfreundlich, bei seiner Laudatio in der Videokonferenz und im Bild bei der Verleihung der Ehrenmedaille an Prof. Norbert Krämer.
Prof. Dr. Stefan Zimmer, Vorsitzender der Aktion Zahnfreundlich, bei seiner Laudatio in der Videokonferenz und im Bild bei der Verleihung der Ehrenmedaille an Prof. Norbert Krämer.
Screenshot: Quintessence News
In seiner Laudatio betonte Zimmer, der auch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Präventivzahnmedizin (DGPZM) und Lehrstuhlinhaber für Zahnerhaltung und Präventive Zahnmedizin an der Universität Witten/Herdecke ist: „Die biografischen Daten der Leiterin des Zahnärztlichen Dienstes am Gesundheitsamt der Stadt Brandenburg an der Havel und Fachberaterin des Gesundheitsministeriums des Landes Brandenburg lassen kaum erahnen, welche Leistungen Dr. Rojas in ihrer beruflichen und ehrenamtlichen Tätigkeit vollbracht hat und welchen Fußabdruck sie hinterlässt. Ich kenne Gudrun Rojas seit 1993 und beeindruckt hat mich neben ihrer Fachkompetenz immer ihre Hartnäckigkeit, mit der sie auch unbequeme Ziele gegen Widerstände verfolgt. Das konnte sie nur, weil sie nicht einfach ihren Beruf ausgeübt hat, sondern weil sie eine Herzensangelegenheit daraus gemacht hat.“

Ziel: Gesundes Aufwachsen unter sozial gerechten Bedingungen

Dabei sei es ihr nicht um Machtstreben und persönlichen Erfolg gegangen, sondern schlicht um die Verbesserung der Mundgesundheit von Kindern und Jugendlichen und damit letztlich der gesamten Bevölkerung, was auch den satzungsgemäßen Zielen der Aktion Zahnfreundlich entspricht. „Ihr gesamtes berufliches Leben hat Dr. Rojas ihrem Ziel, dem gesunden Aufwachsen unter sozial gerechten Bedingungen mit Blick auf die Zahn- und Mundgesundheit in herausragender Weise gewidmet“, Zimmer. „In Anerkennung und Dankbarkeit für dieses außergewöhnliche persönliche Engagement erhält Dr. Gudrun Rojas die Friedrich-Römer-Ehrenmedaille 2021. Diese Auszeichnung ist mit der Ehrenmitgliedschaft in der Aktion Zahnfreundlich e. V. verbunden.“

Stellvertretend für die Wegbegleiter

In ihren Dankesworten betonte Dr. Rojas, die Ehre und Wertschätzung ihrer Tätigkeit bedeute ihr persönlich sehr viel. „Die Medaille nehme ich aber auch stellvertretend für alle meine Wegbegleiter entgegen, die mich in den vielen Jahren unterstützt, gefordert und gefördert haben. Unsere gemeinsame Arbeit für gesunde Kinderzähne und damit zur Verbesserung der Kindergesundheit insgesamt hat viel bewirkt.“

Botschafterin der „Kita mit Biss“

Wer den Namen Dr. Rojas hört, denkt in der zahnmedizinischen Welt automatisch an „Kita mit Biss“. Das Konzept wurde als Antwort auf das Problem der frühkindlichen Karies entwickelt und umfasst ein definiertes Aufklärungs- und Ernährungsprogramm mit praktikablen Handlungsleitlinien für Kindertagesstätten. Initiiert hat dieses Präventionsprogramm Dr. Petra Haak vom Zahnärztlichen Dienst Frankfurt/Oder gemeinsam mit Erzieher*innen. Als „Botschafterin“ hat Dr. Rojas es bekannt gemacht und dazu beigetragen, dass es mit den 534 „Kitas mit Biss“ im Land Brandenburg und bundesweit bereits in weit über tausend Kitas umgesetzt wird.

Corona-Pandemie wird sich auf Mundgesundheit auswirken

Dr. Gudrun Rojas in der virtuellen Preisverleihung
Dr. Gudrun Rojas in der virtuellen Preisverleihung
Screenshot: Quintessence News
In ihren Dankesworten wies Rojas aber auch darauf hin, dass durch die Corona-Pandemie mit Rückschlägen bei der Mundgesundheit der Kita-Kinder zu rechnen sei. Über viele Monate hätten das gemeinschaftliche Zähneputzen in den Einrichtungen und die Besuche der Gruppenprophylaxeteams ausfallen müssen. Es werde einen Einbruch geben, man werde erst nach und nach sehen, wie sich die Corona-Pandemie auf die Gesundheit der Kinder ausgewirkt habe.

Direkte Ansprache in der Gruppenprophylaxe wichtig

Sie hoffe, sagte sie auch an den Vertreter des brandenburgischen Gesundheitsministeriums gewandt, dass diese wichtigen Routinen jetzt wieder aufgenommen werden könnten, dazu stehe man im engen Austausch. Gerade die direkte Ansprache der Kinder in der Gruppenprophylaxe, das auf sie eingehen, zuhören, persönlich abholen sei sehr wichtig. „Wir sind die Stimme für die Kinder und wir haben viel zu tun“, so Rojas.

Einheitliche Empfehlungen zu Fluorid sehr hilfreich

In der kleinen Fragerunde nach der virtuellen Preisverleihung ging es auch um die neuen gemeinsamen Empfehlungen des Bündnisses „Gesund ins Leben“ für die Fluoridgabe bei Babys und Kleinkindern. Hier hatte sich der Deutsche Arbeitskreis für Jugendzahnpflege (DAJ), vertreten unter anderem durch den Römer-Preisträger Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, bis Juni auch Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, für das Einbeziehen der Gruppenprophylaxe stark gemacht.

Diese einheitliche Empfehlung sei eine große Hilfe und Unterstützung für die Gruppenprophylaxe und das gemeinschaftliche Zähneputzen ab dem 2. Lebensjahr in den Einrichtungen, so Rojas. Man könne jetzt gegenüber den – fluoridskeptischen – Eltern auf wissenschaftlich fundierte und einheitliche Empfehlungen verweisen und noch offensiver für das Putzen in der Kita werben. Die Empfehlung erreiche die Eltern, aber auch die Multiplikatoren. Sie erhoffe sich davon einen wichtigen Schub für die Zahnpflege der Kinder: „Das hilft uns sehr“.

Echter Meilenstein für die Kinder

Das unterstrich auch Zimmer: Es sei wichtig, dass hier für die Kinder etwas passiert sei und Klarheit geschaffen wurde – auch wenn er die Fluoridgabe in Tablettenform im ersten Lebenshalbjahr vor dem ersten Zähnchen aus wissenschaftlicher Sicht nicht als wesentlich verstehe. Aber die jetzt erreichte gemeinsame Empfehlung sei ein echter Meilenstein im Hinblick auf die Mundgesundheit der Kinder.

Lernen in der Gruppe hilft Kindern

Rojas erläuterte auch, warum das gemeinschaftliche Zähneputzen in der Gruppe so wichtig ist. Natürlich seien die Eltern an sieben Tagen die Woche morgens und abends gefordert, die Zähne ihrer Kinder zu putzen. Das tägliche Ritual und das Lernen in der Gruppe in der Kita sei aber wichtig, um die Mundhygiene im Leben der Kinder zu verankern. Es stärke die Gesundheitskompetenz der Kinder gegenüber ihren Eltern und verstärke die Motivation auch für das Putzen zuhause.

Neuer Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz

Für den Erfolg des gemeinschaftlichen Putzens sei es sehr förderlich, wenn auch die Erzieherinnen in ihrer Vorbildwirkung aktiv mitmachten. Es gelte, sie bei ihrer beruflichen Ehre und auch bei ihrem Erziehungsauftrag zu packen. Auch hierfür seien die gemeinsamen Empfehlungen von Kinderärzten und Zahnärzten eine Hilfe – und nicht zuletzt der Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz vom 16. Juni 2021. Die Minister bitten die Kultusministerkonferenz und die Jugend- und Familienministerkonferenz, sich dafür einzusetzen, dass das tägliche Zähneputzen mit fluoridierter Zahnpasta „als wirksamste Vorbeugung (Prophylaxe) gegen Karies in Kindergärten und Grundschulen als äußert wichtig anerkannt sowie möglichst umgesetzt wird und die hierfür erforderlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden.“ Dies sei längst noch nicht überall der Fall, so Rojas.

Dr. Marion Marschall, Berlin

Mit Material der Aktion Zahnfreundlich e.V.

Träger der Friedrich-Römer-Ehrenmedaille der Aktion Zahnfreundlich e. V.

Foto: Aktion Zahnfreundlich e.V.
Mit der Friedrich-Römer-Ehrenmedaille der Aktion Zahnfreundlich e. V. werden Menschen ausgezeichnet, die sich mit außergewöhnlichem persönlichem Engagement der Verbesserung der Zahngesundheit und damit den satzungsgemäßen Zielen der Aktion Zahnfreundlich e.V. gewidmet haben. In Anerkennung und Dankbarkeit wird diese Auszeichnung überreicht, die mit der Ehrenmitgliedschaft in der Aktion Zahnfreundlich e.V. verbunden ist.

• 2005 Friedrich Römer, Initiator und Gründer der Aktion Zahnfreundlich e. V. Jurist, Publizist, PR-Fachmann und Autor, Namensgeber und erster Träger der Ehrenmedaille

• 2009 Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, langjähriger Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer und Präsident der Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern

• 2014 Prof. Dr. Dr. Norbert Krämer, Direktor der Poliklinik für Kinderzahnheilkunde an der Universität Gießen

• 2021 Dr. med. Gudrun Rojas, Fachzahnärztin für Kinderstomatologie und für Öffentliches Gesundheitswesen, Leiterin des Zahnärztlichen Dienstes am Gesundheitsamt der Stadt Brandenburg an der Havel und Fachberaterin des Gesundheitsministeriums des Landes Brandenburg

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