Mit Professor Erich Körber ist ein ganz besonderer Kollege und Mensch von uns gegangen. Sein langer Lebensweg, der am 26. Februar 1925 in Stuttgart begann, endete im hohen Alter von 94 Jahren am 6. September 2019 in Tübingen – der Stadt, in der er so lange gewirkt hat und deren Zahnklinik er sich auch weit über seine Emeritierung hinaus verbunden fühlte.
Mit einer abgeschlossenen Gesellenprüfung als Zahntechniker, einem danach ebenso vollzogenen Studium der Zahnheilkunde in Tübingen, der sich daran anschließenden Assistentenzeit an der Tübinger Zahnklinik in der Prothetik, innerhalb derer er sich 1963 habilitierte und zum Oberarzt ernannt wurde, schaffte er die soliden fachlichen Voraussetzungen für seine späteren allseits anerkannten beruflichen Aktivitäten und Ideen. Seine frühe Nähe zur Zahntechnik – er unterrichtete vor seiner Habilitation mehrere Jahre auch an der Zahntechnikermeisterschule in Stuttgart – war sicherlich entscheidende Motivation, um kurz nach Erlangen des Lehrstuhls für zahnärztliche Prothetik an der Zahnklinik Tübingen 1968 letztlich im Jahr 1971 gemeinsam mit Vertretern der Hochschule und der Zahntechnik die frühe, erste Form der Arbeitsgemeinschaft für Dental Technologie (ADT) in Mainz zu gründen. Diese überführte er dann 1979 in die feste rechtliche Form eines Vereins, der gerade sein 40-jähriges Jubiläum außerordentlich erfolgreich beging. Schon vor Jahren ehrte die ADT das umfassende, herausragende berufliche Schaffen Erich Körbers mit dem von diesem Verein dafür vorgesehenen Preis, dem „Lebenswerk.
Fachliche Kompetenz, zahlreiche Ehrungen
Nicht nur in seiner Funktion als erster Vorsitzender der ADT, sondern auch als Dekan der medizinischen Fakultät der Universität Tübingen (1973-1974) sowie als Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde (1974-1976) und in seiner Tätigkeit im Verwaltungsrat der Universität zeigten sich sowohl seine fachliche Kompetenz wie auch seine menschlichen Führungsqualitäten. Sein Engagement auf nationaler wie internationaler Ebene führten zu einer Vielzahl von Ehrungen, von denen neben dem Arnold-Biber-Preis, der Hermann-Euler-Medaille, der Goldenen Ehrennadel der Zahntechnikerinnung Württemberg und der Paul-Henkel-Medaille besonders hervorgehoben die Ehrenmitgliedschaften in der Ungarischen Stomatologischen Gesellschaft und in der Japanisch-Deutschen Gesellschaft für Zahnheilkunde genannt werden müssen. Noch nach seiner Emeritierung erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Szeged in Ungarn.
Großes persönliches Engagement
Hinter diesen beiden zuletzt genannten Ehrungen steht ein unglaublich großes persönliches Engagement, welches weniger aus den beruflich wichtigen und in den Ländern einprägsamen Vortragsreisen bestand. Es war vielmehr dadurch geprägt, dass er ständig Gastzahnärztinnen und -zahnärzte (vorrangig aus diesen beiden Ländern, aber nicht nur) einlud, die in seiner Abteilung klinisch oder/und wissenschaftlich tätig waren – und die bezogen auf Ungarn/Universität Szeged sogar eine bezahlte Assistentenstelle erhielten.
Enge Kontakte nach Osteuropa und in die DDR
Ebenso wie die Kontakte nach Ungarn pflegte er auch solche nach Polen und noch intensiver und vielfältiger zu den Universitätsprofessoren im Osten Deutschlands in der DDR. Diese hatten sehr unter dem damaligen politischen System zu leiden und konnten kaum – und dann auch nur unter großen Schwierigkeiten – das Land zu Vorträgen und Kongressen verlassen. Dabei war Körber sehr geschickt stets hilfreich. Er gestaltete diese Beziehungen aber auch durch Gegenbesuche sehr lebendig und effektiv. All diese eben beschriebenen Kontakte in das östliche europäische Ausland fanden bemerkenswerterweise vor allem während des politisch begründeten „Kalten Kriegs“ statt und wurden von Erich Körber mit großer persönlicher Überzeugung sehr konsequent betrieben.
Mann des Ausgleichs
Diese eben nur exemplarisch genannten beruflichen Aktivitäten und Ehrungen beinhalten natürlich selbstredend ein großes Verständnis für Diplomatie und menschliche Beziehungen – eine Eigenschaft, die man besonders kennen und schätzen lernt, wenn man (wie der Verfasser dieses Nachrufs) über viele Jahre mit Erich Körber zusammengearbeitet hat. Erich Körber war ein Mann der Harmonie und des Ausgleiches – jemand, der selbst in durch große Spannungen gekennzeichneten Situationen immer nach Lösungen suchte.
Aber Erich Körber hatte noch weitere, ihn auszeichnende und so liebenswert machende Züge: Da war zum einen seine große Bescheidenheit, die sich sowohl in seinem maßvollen Auftreten im beruflichen Bereich als auch in seinem persönlichen, schlichten Lebensstil deutlich widerspiegelte. Für seine langsam, aber stetig wachsende Familie tat er jedoch alles und er war besonders stolz auf sie.
Facettenreicher Mensch mit vielen Interessen
Zum anderen sind sein unglaublich feinsinniger Humor, sein Charme und sein großes Interesse an wesentlichen Dingen jenseits unseres Fachs zu nennen. Sie machten ihn zu einem besonders facettenreichen Menschen, den man sehr gerne um sich hatte. Eine seiner Leidenschaften war die Astronomie: So hielt er, unter anderem auch auf Einladung, sehr beliebte und beachtete Vorträge zu unserem Sonnensystem.
Enge Verbundenheit zur Zahnklinik
Trotz seines hohen Alters und mit entsprechendem zeitlichem Abstand zur beruflich aktiven Zeit hinterlässt Erich Körber deutliche menschliche und fachliche Spuren, durch die er für immer sehr lebendig in unserem Gedächtnis fortleben wird. Dies ist unbedingt auch durch seine enge, bis zu seinem Tode fortdauernde Verbundenheit zur Zahnklinik begründet. So nahm er regelmäßig an wissenschaftlichen Symposien oder sonstigen akademischen Feiern teil – häufig mit seiner Frau Dr. Andelind Körber, ebenfalls Zahnärztin.
Die Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde verliert mit Prof. Erich Körber einen ganz hervorragenden, außergewöhnlichen Menschen und Fachmann – und der Unterzeichnende vor allem einen seiner besten Freunde.
Prof. em. Dr. Heiner Weber, Tübingen