Die Zahnmedizin ist weiter prominent im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) vertreten. Am 21. April 2018 bestätigten die Delegierten der Mitgliedsfachgesellschaften die Präsidiumsmitglieder unter dem Vorsitz von Prof. Dr. med. Rolf Kreienberg, Mainz, in ihren Ämtern. Stellvertretende Präsidenten bleiben der Neurophysiologe Professor Dr. med. Rolf-Detlef Treede aus Heidelberg/Mannheim, und Professor Dr. med. Dr. med. dent. Wilfried Wagner, Mund-Kiefer-Gesichtschirurg aus Mainz.
Neu im Präsidium der AWMF ist Professor Dr. med. Joachim Mössner, Direktor der Klinik und Poliklinik für Gastroenterologie und Rheumatologie am Universitätsklinikum Leipzig, der die Nachfolge von Professor Dr. med. Georg Ertl antritt. Dem Präsidium gehören zudem Professor Dr. med. Karl Heinz Rahn (Past-Präsident, Innere Medizin), Dr. med. Manfred Gogol (Schatzmeister, Geriatrie), Professor Dr. med. Peter G. Falkai (Psychiatrie und Psychotherapie), Professor Dr. med. Christoph Herrmann-Lingen (Psychosomatische Medizin und Psychotherapie), Professor Dr. med. Hans-Joachim Meyer (Chirurgie), Professor Dr. med. Claudia Spies (Anästhesiologie und operative Intensivmedizin) und Dr. jur. Albrecht Wienke (Medizinrecht) an. Die Delegiertenversammlung stimmte zudem positiv über den Aufnahmeantrag der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) ab.
Frage nach Evidenz neuer Technologien
Die Digitalisierung in der Medizin, ihre Chancen und Risiken, sind für die AWMF und ihre Mitgliedsgesellschaften vielschichtige Herausforderungen: Zum einen gibt es immer mehr digitale Angebote, die in Form von Medizinprodukten unmittelbar in die Diagnostik und Therapie von Patienten eingreifen. Inwieweit diese Technologien evidenzbasiert sind und qualitätsgesichert eingesetzt werden können, ist eine Frage, auf die es derzeit noch keine einheitliche Antwort gibt. Anliegen der AWMF-Ad-hoc-Kommission Medizinprodukte ist es, seitens der wissenschaftlichen Medizin den Entstehungs- und Qualifizierungsprozess dieser digitalen Produkte aktiv mitzugestalten.
Digitale Wege zur Leitlinie
Zum anderen beschäftigt sich die AWMF bereits seit einiger Zeit mit der Fragestellung, wie das Erstellen, Verbreiten und Evaluieren von Leitlinien digital besser unterstützt werden könnte. Es gehört zu den wesentlichen Aufgaben der AWMF, die unter ihrem Dach interdisziplinär wirkenden Fachgesellschaften intensiv in ihrer Leitlinienarbeit zu begleiten. Erarbeitet werden soll nun ein Konzept für digitales Wissensmanagement. Ein Ziel wird es sein, Leitlinien-Empfehlungen künftig noch schneller und besser in der Versorgung in Klinik und Praxis zu verankern.
Über-, Unter- und Fehlversorgungen vermeiden
Die Ökonomisierung in der Medizin ist ein weiteres wichtiges Thema, das nahezu alle medizinischen Disziplinen umtreibt. Viele Fachgesellschaften sind vor allem in Bezug auf den stationären Bereich in Sorge, heißt es vonseiten der AWMF. Das DRG-System weist „lukrative“ und „weniger lukrative“ Leistungen aus. Aufgrund des hohen ökonomischen Drucks, unter dem viele Krankenhäuser leiden, schaffe das teilweise falsche Anreize. „Wir müssen diese vermeiden und sicherstellen, dass es keine negativen Auswirkungen auf die Versorgung von Patienten gibt“, erklärt Präsident Kreienberg. „Über-, Fehl- und Unterversorgung können die Folge sein, wie wir schon im Rahmen der AWMF-Initiative ‚Gemeinsam Klug Entscheiden‘ kritisiert haben“, so Kreienberg weiter.
Evidenzbasierte Versorgung, sprechende Medizin
Entwickelt werden müssen Lösungsansätze, die eine evidenzbasierte medizinische Versorgung auf allen Ebenen ermöglichen, die sprechende Medizin angemessen berücksichtigen und das Vertrauen zwischen Arzt und Patient stärken. „Unser Ziel ist es, ein gemeinsames Positionspapier zu entwickeln“, betont Kreienberg. Nicht zuletzt deswegen wird die AWMF die Ökonomisierung in der Medizin auch zum Thema auf ihrem „Berliner Forum“ im November machen.
Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) e. V. bündelt die Interessen der medizinischen Wissenschaft und trägt sie verstärkt nach außen. Sie handelt dabei im Auftrag ihrer 178 medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften. Gegründet 1962 mit dem Ziel, gemeinsame Interessen stärker gegenüber dem Staat und der ärztlichen Selbstverwaltung zu positionieren, erarbeitet die AWMF seitdem Empfehlungen und Resolutionen und vertritt diese im wissenschaftlichen und politischen Raum. Die AWMF ist Ansprechpartner für gesundheitspolitische Entscheidungsträger, wie den Gemeinsamen Bundesausschuss, und koordiniert die Entwicklung und Aktualisierung medizinisch wissenschaftlicher Leitlinien in Deutschland. Jede gemeinnützige Fachgesellschaft in Deutschland kann Mitglied werden, sofern sie sich wissenschaftlichen Fragen der Medizin widmet. Die AWMF finanziert sich vorwiegend durch die Beiträge ihrer Mitgliedsgesellschaften und Spenden.