Am Mittwoch, dem 7. November 2018, starteten das Zahntraumazentrum Regensburg (ZTZ) und die St. Marien-Schulen der Diözese Regensburg offiziell ihre Kooperation „Rettet die Zähne“. Dafür stellt das ZTZ dem Gymnasium und der Realschule Zahnrettungsboxen zur Verfügung und übte mit Schülerinnen, wie bei einem Zahnunfall vorzugehen ist, um die Zähne zu erhalten.
Schulsanitätsdienst aufgebaut
„Im Zahntraumazentrum Regensburg behandeln wir häufig Kinder und Jugendliche, bei denen durch Unfälle im Schulsport Zähne teilweise frakturiert, verschoben oder komplett verloren wurden. Innerhalb von Sekunden sind dann Funktion und Ästhetik des Gebisses erheblich geschädigt. Was nur wenige wissen: Bei schnellem und richtigen Handeln kann ein ab- oder herausgebrochener Zahn wieder einheilen und so erhalten bleiben“, informierte Prof. Dr. Dr. Torsten E. Reichert, Direktor der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie des Universitätsklinikums Regensburg (UKR), heute anlässlich der Kooperation in den St. Marien-Schulen in Regensburg. Statistisch gesehen erleidet fast jeder zweite Jugendliche bis zum 17. Lebensjahr einen Zahnunfall. Die Kooperation zwischen dem ZTZ und der Mädchenschule will die Prognose für die Schülerinnen im Falle eines Zahnunfalls verbessern. „Da bei uns Prävention und Erste Hilfe eine große Rolle spielen, haben wir unter anderem einen Schulsanitätsdienst aufgebaut. Etwa 40 Schülerinnen ab Klasse 7 nehmen jedes Jahr an diesem Wahlunterricht teil. Dank des Engagements des Zahntraumazentrums Regensburg können wir unsere Schulsanitäterinnen nun auch optimal auf das richtige Verhalten bei einem Zahnunfall vorbereiten und so hoffentlich weitere Schäden vermeiden“, freut sich Schulleiter Dr. Hans Lindner über die Zusammenarbeit.
Das Projekt startete am 7. November 2018 mit dem Überreichen von fünf Zahnrettungsboxen. Außerdem erhielten die Schülerinnen, die das Wahlfach Schulsanitätsdienst belegen, eine Anleitung zum richtigen Verhalten bei einem Zahnunfall.
Schülerinnen üben mit künstlichen Zähnen
Bei der Rettung eines Zahnes sind vor allem Schnelligkeit, gute Augen und Feinmotorik gefragt, erfuhren die St. Marien-Schülerinnen von Dr. Matthias Widbiller von der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie des UKR. So ist bei einem Zahnunfall nicht nur die Versorgung des Verletzten elementar, auch dem abgebrochenen oder verlorenen Zahn muss sich intensiv gewidmet werden. Je schneller verlorene Zahnfragmente oder Zähne in eine Zahnrettungsbox oder in H-Milch gelegt werden ohne auszutrocknen und je eher sie vom Zahnarzt wieder zurückgesetzt werden können, desto besser ist die Prognose für die Ausheilung. Wer dabei alles richtig machen will, berührt den ausgeschlagenen Zahn beim Aufheben an der Krone statt an der Wurzel, um die empfindlichen Zellen auf der Wurzeloberfläche nicht zu schädigen. „Wir haben geübt, einen künstlichen Zahn überhaupt erst zu finden, denn die sind ja sehr klein. Und es war gar nicht so einfach, den Übungszahn auch tatsächlich so aufzuheben, dass er nicht zerstört wird. Auf einen Zahnunfall hat uns Dr. Widbiller gut vorbereitet!“, berichtet eine Schülerin nach der Übungsstunde zur Zahnrettung. Hier haben sie und ihre Mitschülerinnen auch erfahren, welche Flüssigkeiten sich zur Zahnrettung eignen, wenn keine professionelle Box mit einer Nährlösung zur Hand ist und wie gut die Chancen tatsächlich stehen, dass ein ausgeschlagener Zahn wieder anwachsen kann.
Die ersten 15 Minuten entscheiden
„Als wir vor rund zwei Jahren am Universitätsklinikum Regensburg das Zahntraumazentrum gegründet haben, ging es uns vor allem darum, Zahnunfälle für eine optimale Prognose schnell und kompetent behandeln zu können. Doch ob ein ausgeschlagener Zahn tatsächlich überleben kann, entscheidet sich in den ersten 15 Minuten nach einem Zahnunfall. Von der umfassenden Aufklärung und der Verteilung von Zahnrettungsboxen in Schulen erhoffen wir uns, dass künftig viel mehr Zähne erhalten werden können. Besonders für junge Patienten wäre dies enorm wichtig“, nennt Prof. Dr. Wolfgang Buchalla, Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie des UKR, entscheidende Gründe, um die Zahnrettung direkt in die Schule zu bringen. Das ZTZ Regensburg hat bereits 52 Schulen mit Zahnrettungsboxen und Infopaketen versorgt und so rund 17.000 Schülerinnen und Schüler erreicht.
Zahntraumazentrum Regensburg (ZTZ)
Das Zahntraumazentrum Regensburg ist ein Zusammenschluss der zahnmedizinischen Fachbereiche des UKR unter Federführung der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie sowie der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie. Mit seinem umfassenden Leistungsspektrum und einer 24-stündigen Akutversorgung dient das ZTZ als zentrale Anlaufstelle für Zahnverletzungen in Ostbayern. Das ZTZ Regensburg bietet neben der akuten Erstversorgung auch eine langfristige Nachbehandlung in interdisziplinärer Zusammenarbeit an. Im Falle bleibender Schäden erhalten Patienten hier intensive Nachkontrollen und ein individuelles Behandlungskonzept in Zusammenarbeit aller zahnmedizinischen Disziplinen. So werden je nach Art und Umfang der Verletzungen bei Diagnostik und Therapie auch die Polikliniken für Kieferorthopädie und Zahnärztliche Prothetik, die Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie (Traumanetzwerk Ostbayern) sowie die Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin des UKR eingebunden. „Besonders gut funktioniert die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Zahnärzten der Region, was uns ein besonderes Anliegen ist“, weiß Prof. Dr. Kerstin Galler von der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie des UKR. Auf bayerischer Ebene arbeitet das Zahntraumazentrum Regensburg mit dem Zahnunfallzentrum des Universitätsklinikums Würzburg zusammen.