Wie ist die Lage des Zahntechniker-Handwerks in Deutschland? Wo brennt es und welche Folgen wird das für die Versorgung der Menschen haben, wenn die Probleme nicht gelöst werden können? Diese und andere Fragen standen im Fokus des berufspolitischen Forums, das der Verband Deutscher Zahntechniker-Innungen (VDZI) am 2. Mai 2024 – am Vortag des Branchentreffs Zahntechnik plus – mit internationalen Gästen in Leipzig veranstaltete.
Der thematische Schwerpunkt lag auf einer Bestandsaufnahme der wirtschaftlichen und berufsrechtlichen Rahmenbedingungen des Zahntechniker-Handwerks im deutschsprachigen Teil Europas. Zudem wurde die höchste Auszeichnung des VDZI verliehen.
Das Forum startete mit einem Impulsvortrag von VDZI-Präsident Dominik Kruchen, dessen Vortrag wesentliche wirtschaftliche Kennzahlen, darunter Umsatzentwicklungen der Branche, Marktverteilung zwischen gewerblichen Laboren und zahnärztlichen Praxis-Laboren, Vergütungen von BEL-Positionen sowie Betriebsgrößen und Verteilung von Laboren thematisierte.
Fehlende Rendite für bessere Bezahlung der Fachkräfte
„Deutschlands Bevölkerung kann sich zwar glücklich schätzen, ein zukunftsfähiges Zahntechniker-Handwerk zu haben, allerdings ergeben sich in einzelnen Regionen zunehmend Herausforderungen in der Aufrechterhaltung einer gleichbleibend hohen Qualität der zahntechnischen Versorgung. Gerade dort, wo der Anteil an reinen Kassenversorgungen hoch ist, mangelt es unseren Betrieben an der Wirtschaftlichkeit ihres Leistungsangebots. BEL-Positionen sind reihenweise zu niedrig vergütet! Das ergibt langfristig einen Teufelskreislauf. Die Rendite fehlt für eine bessere Vergütung der Fachkräfte, dann mangelt es an Nachwuchs und bestehendes Personal wandert ab. Das kann eine Abwärtsspirale befeuern“, so Kruchen.
Finanzierbare Ideen in der Schublade
Er appellierte an die Politik: „Die gute Nachricht ist: Daran kann man etwas ändern, aber dafür brauchen wir die Politik! Die Auskömmlichkeit der BEL-Leistungen muss gestärkt werden“. Der VDZI habe umsetzbare und für die gesetzlichen Krankenkassen finanzierbare Ideen in der Schublade, so das Fazit von Dominik Kruchen.
Fachkräftemangel und höhere Kosten größte Belastung
Das vom VDZI mit seinem Konjunkturbarometer regelmäßig erhobene Stimmungsbild der gewerblichen Labore zeigt zwar eine überwiegend gute bis sehr gute Stimmung für 2023 und einen vorsichtigen Ausblick für 2024, Sorge bereitet den Laborinhaberinnen und -inhabern aber die regional schon deutlich spürbare Fachkräfteknappheit und eine deutlich gestiegene Personalfluktuation zwischen den Betrieben. Der Fachkräftemangel und die Folgen der hohen Inflation mit deutlich gestiegenen Kosten in fast allen für das Labor relevanten Bereichen werden als die stärksten Belastungen für die wirtschaftlichen Perspektiven der zahntechnischen Betriebe wahrgenommen.
Podiumsdiskussion zum Berufsrecht mit internationalem Vergleich
In der folgenden Podiumsdiskussion, die von Barbara Schuster („dental labor“) moderiert wurde, diskutierten VDZI-Präsident Kruchen, Marco Camin, Präsident von Swiss Dental Laboratories, und Ralf Suckert, Generalsekretär der Fachgesellschaft für Zahntechnik, über das Berufsrecht des Zahntechniker-Handwerks. Der internationale Vergleich stellte gemeinsame Chancen heraus in der Weiterentwicklung von Ausbildungscurricula für Gesellen und Meister und den daraus resultierenden Möglichkeiten in der Zusammenarbeit mit der Zahnärzteschaft, so der VDZI.
„Berufsstand absolut zukunftsfähig“
In der Podiumsdiskussion unterstrich VDZI-Präsident Kruchen: „Mit der 2022 in Kraft getretenen Zahntechnikerausbildungsverordnung sowie der aktuell in der Novellierung begriffenen Zahntechnikermeisterverordnung ist unser schöner Berufsstand absolut zukunftsfähig! Wir passen unsere Ausbildungen und Prüfungen an neue technologische Möglichkeiten an und machen unser Gewerk damit attraktiv für junge Leute.“
Kompetenzprofil der Fachkräfte wichtig
Gleichzeitig müsse der VDZI die bildungspolitische Weiterentwicklung mit feiner Hand steuern. „Als Wirtschaftsvertretung der zahntechnischen Labore liegt uns viel daran, dass die Kompetenzen einer nachwachsenden Generation insbesondere unseren handwerklichen Betrieben zugutekommen. Das Kompetenzprofil unserer Fachkräfte und die Dienstleistungsfunktion unserer Betriebe müssen Hand in Hand gehen“, so Kruchen.
„Goldene Ehrennadel“ für Prof. Lauer
Im Anschluss an das berufspolitische Forum verlieh der VDZI seine Goldene Ehrennadel an Prof. Dr. Hans-Christoph Lauer. In der Laudatio würdigte Vorstandsmitglied Thomas Breitenbach das langjährige Engagement von Prof. Dr. Lauer, emeritierter Direktor der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik am Carolinum der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main, für das „Kuratorium perfekter Zahnersatz“ sowie dessen Einsatz für die Zusammenarbeit zwischen Zahnarzt und Zahntechniker auf Augenhöhe.