Am 4. und 5. Juni 2021 kommen die Delegierten der Bundesversammlung der Bundeszahnärztekammer im Estrel-Hotel in Berlin zusammen. Wichtigster Tagesordnungspunkt ist Punkt 6: Wahlen. Gewählt werden müssen der Präsident und die Vizepräsidenten, die gemeinsam den Geschäftsführenden Vorstand stellen. Offen ihre Kandidatur für das Amt des Präsidenten erklärt haben bislang die beiden bisherigen Vizepräsidenten Prof. Dr. Dietmar Oesterreich und Prof. Dr. Christoph Benz sowie der Präsident der Landeszahnärztekammer Hessen, Dr. Michael Frank, von 2009 bis 2011 schon einmal Vizepräsident der BZÄK.
Frank (Jahrgang 1952) wird im Team mit dem bayerischen Kammerpräsidenten Christian Berger (Jahrgang 1957) und dem Präsidenten der Zahnärztekammer Hamburg, Konstantin von Laffert (Jahrgang 1960), antreten. Ihre Vorstellungen haben die drei am 30. Mai 2021 in den Antworten auf einen Fragenkatalog der Delegierten aus Westfalen-Lippe dargelegt. Der Tenor: „Kontinuität und Veränderung“, vor allem Verjüngung und mehr Beteiligung der Zahnärztinnen (mehr im Beitrag: „Bundeszahnärztekammer vor der Wahl eines neuen Geschäftsführenden Vorstands“).
Oesterreich mit langer Erfahrung in der BZÄK
Oesterreich (Jahrgang 1956) hat seine Kandidatur in einem Schreiben an die Delegierten unter die Überschrift „Kontinuität und Übergang“ gestellt. Seit 1990 Präsident der Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern und seit November 2000 Vizepräsident der BZÄK, bringt er umfangreiche Erfahrungen im politischen Betrieb mit. Oesterreich gilt als Arbeitstier, das sich auch in komplexe Sachverhalte tief einarbeitet und vor allem in den Bereichen Wissenschaft und Forschung, Präventive Zahnheilkunde, Patientenberatung und Öffentlichkeitsarbeit unterwegs ist. Auch er wird mit einem Team antreten: Dr. Torsten Tomppert, Präsident der Landeszahnärztekammer Baden- Württemberg, und Dr. Karsten Heegewaldt, vor kurzem wiedergewählter Präsident der Zahnärztekammer Berlin.
Frank und Oesterreich stehen nur für eine Amtszeit zur Verfügung
In seinem Bewerbungsschreiben nennt Oesterreich sechs Punkte, die ähnlich auch im oben genannten Fragenkatalog der Delegierten vorkommen, den er ebenfalls umfangreich und unter Verweis auf seine langjährige Arbeit und die der BZÄK beantwortet hat. Er stellt klar, dass auch er – wie Frank – nur für eine Amtszeit antreten will. Er wolle „den Übergang zu einer jüngeren und vielleicht auch weiblicheren Bundeszahnärztekammer“ in seiner Amtsperiode fördern. Die Beteiligung von Zahnärztinnen müsse auf allen Ebenen, auch in den Länderkammern, gefördert werden. Aus der Gremienarbeit der BZÄK solle in vier Jahren ein GV mit mindestens einer Frau hervorgehen, so sein Statement.
Beim Thema Gebührenordnung für Zahnärzte verweist Oesterreich wie das Team um Frank auf Erfolge bei der Hygienepauschale und die Herausforderung für das Duale Gesundheitssystem durch die grundlegenden Reformabsichten in den Programmen vieler Parteien für die Bundestagswahl.
Benz tritt ohne offiziell benanntes Team an
Benz (Jahrgang 1960) hat seine Kandidatur für das Amt des Präsidenten ebenfalls in einem kurzen Bewerbungsschreiben erklärt. Er betont, dass die Zahnmedizin aus dem Stresstest „Corona“ gestärkt hervorgegangen sei. Dieses gute Gefühl gelte es jetzt „in positive Energie für den Wandel umzuwandeln, vor dem die Zahnmedizin ohne Zweifel steht“, so Benz. Dafür sei es erforderlich, dass alle gemeinsam an Lösungen arbeiteten.
Er verzichtete darauf, ein Team zu benennen: „Viele Gespräche hätten gezeigt, dass die Bundesversammlung eine hochkarätige Auswahl haben wird“, so Benz. Üblicherweise sind auf einer BV immer spontane Vorschläge und Kandidaturen aus dem Kreis der Delegierten zu erwarten.
Nach 38 Jahren als Zahnarzt und 15 Jahren in der Standespolitik wolle er mit „Erfahrung, Energie und Leidenschaft“ das Steuer selbst in die Hand nehmen. „Persönlich stehe ich für einen GV, der weder Elfenbeinturm noch Wagenburg ist, einen GV, der sparsam mit dem Geld der Kollegenschaft umgeht und der transparent handelt: Kommunizieren, moderieren, konsequent umsetzen“, so Benz.
Kandidaturen von Frauen noch offen
Ob unter den Kandidaten auch Frauen sein werden, ist noch offen, auch wenn einige Namen kursieren. Dr. Rebecca Otto kann ihre Kandidatur vom Herbst 2020 nicht aufrechterhalten, da sie von ihrer Kammerversammlung in Thüringen nicht wieder als Delegierte für die BV gewählt wurde (nur BV-Delegierte können gewählt werden). So bleibt abzuwarten, ob sich aus dem Kreis der 40 weiblichen Delegierten (von insgesamt 164 Delegierten) tatsächlich Kandidatinnen bereitfinden, zur Wahl für den GV anzutreten.
Irritationen durch Berichte in den „zm“
Zu Irritationen im Vorfeld der Bundesversammlung haben anscheinend ein gemeinsames Statement und ein ausführliches Interview mit dem noch amtierenden GV mit Präsident Dr. Peter Engel und den Vizepräsidenten Oesterreich und Benz über ihre Arbeit in den vergangenen Jahren in der aktuellen Ausgabe der „Zahnärztlichen Mitteilungen“ vom 1. Juni 2021 geführt. Das erwecke den Anschein, als werde dieser GV erneut kandidieren, so Kommentare aus Delegiertenkreisen. Aus den Beiträgen gehe für den flüchtigen Leser nicht sofort klar hervor, dass dies nicht der Fall sei, hieß es.
Wie es auf Nachfrage aus der zm-Redaktion hieß, war das Interview bereits im vergangenen Jahr vor dem dann abgesagten November-BV-Termin geführt und für Oktober 2020 geplant worden, dann aber verschoben und vor der jetzigen Veröffentlichung aktualisiert worden, es sollte eine Bilanz der Arbeit des scheidenden GV sein.
Marion Marschall, Berlin
Die BZÄK hat mitgeteilt, dass nach aktuellem Stand 40 weibliche Delegierte in der Bundesversammlung vertreten sein werden, die im Text ursprünglich genannte Zahl von 39 wurde daher korrigiert. Ebenso wurde ergänzt, dass das jetzt in den ZM veröffentlichte Interview bereits im Oktober 2020 erscheinen sollte. -Red.