Angesichts der derzeitigen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zahnärztlicher Berufsausübung hätte man die zweite Delegiertenversammlung der Landeszahnärztekammer Hessen (LZKH) in der neuen Legislatur auch dafür nutzen können, alle Mängel, Schwierigkeiten und Teuerungen im Detail aufzuzählen, die aktuell den Kolleginnen und Kollegen das Leben und Arbeiten schwer machen, betont LZKH-Präsidentin Dr. Doris Seiz. Dies sei jedoch nicht ihr Weg, denn grundsätzlich sei das Glas bei ihr eher halb voll, statt zur Hälfte leer. Daher wolle sie lieber Konzepte vorstellen, die es ermöglichen, den Problemen entgegenzuwirken und zu deren Lösung beitragen.
Eigener ZFA-Scout der Kammer
Hierzu zählte im Bereich Fachkäftegewinnung der neue und zeitgemäße Messestand und die neu geschaffene Stelle eines ZFA-Scouts im Team der LZKH: Einer gelernten Zahnmedizinischen Fachangestellten, die landesweit in Schulen, bei Messen, Orientierungstagen und auch im Kontakt zu den Arbeitsagenturen oder bei Ausländerbehörden für Ausbildung und Beruf ZFA werben und zudem interessierten jungen Menschen Hilfestellung im Bewerbungsprozess bieten wird.
Ideen der Kammern bündeln und vernetzen
Um drängende Probleme wie den Fachkräftemangel anzugehen, bedürfe es keiner Alleingänge, sondern einer sinnvollen Bündelung der Ideen und Ansätze, die seitens der Kammern und Verbände entwickelt werden. „Wir müssen uns vernetzen und gemeinsam agieren. Darum ist auch der Zusammenschluss der Kammern in der Bundeszahnärztekammer so immens wichtig. Kampagnen wie die aktuelle Imagekampagne beim Sozialen Netzwerk TikTok mit Influencerinnen, die in Videos für den ZFA-Beruf werben, können allein der Kosten wegen nicht von einzelnen Ländern gestemmt werden. In der BZÄK teilen sich zukünftig alle 17 Kammerbereiche den Aufwand und erreicht werden über diese neuen Kanäle hunderttausende von Followern, denen ein positives Bild einer Tätigkeit in der Zahnarztpraxis glaubwürdig vermittelt wird,“ so Seiz.
Lernfeldskripte aus Hessen, neue Tools erarbeiten
Als weiteres positives Beispiel sinnvoller Vernetzung stellte die Kammerpräsidentin den Delegierten den Pakt für bessere Ausbildung vor. Die in Hessen erarbeiteten Lernfeldskripte für Lehrende an Berufsschulen können anderen Kammern zur Verfügung gestellt und genutzt werden. Denkbar sei zudem ein gemeinsamer Pool von Multiple-Choice-Prüfungsfragen, die in der Zukunft über eine App von den angehenden ZFA gelernt werden könnten. „Auf diese Weise wird heute auch für den Führerschein gelernt und warum sollen wir nicht darüber nachdenken, dieses gute Konzept auch in der ZFA-Ausbildung anzubieten“, so Seiz weiter.
Whitepaper und Roadshow: Handlungsspielräume der GOZ nutzen
Unter den vielen neuen Ideen und Konzepten, die der amtierende Vorstand den Delegierten präsentierte, war auch ein neues Whitepaper zur Nutzung von Handlungsspielräumen in der GOZ, das in Zusammenarbeit mit der ZA – Zahnärztliche Abrechnungsgenossenschaft eG erstellt wurde und die Schriftenreihe der Landeszahnärztekammer als Band 10 erweitert. Das Thema GOZ und ihre Anwendung wird darüber hinaus Gegenstand einer hessenweiten Roadshow und mehrerer Online-Seminare sein, die den Mitgliedern in der ersten Hälfte des Jahres 2024 zusammen mit dazugehörigen Dokumenten angeboten werden.
Weitere Schwerpunkte der Vorstandsarbeit, die den Delegierten vorgestellt wurden, waren unter anderem die Beratung und Information junger Kolleginnen und Kollegen, etwa zur Niederlassung, Angebote für Studierende, spezielle Fortbildungen im Bereich Alters- und Behindertenzahnheilkunde, Fragen der Praxishygiene und eine geplante Neuordnung im Bereich Gutachterwesen.