Martin Hendges ist neuer Vorsitzender des Vorstands der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV). Die konstituierende Vertreterversammlung der KZBV wählte ihn zunächst mit 55 von 57 Stimmen in den Vorstand und dann mit 56 von 57 Stimmen (eine Nein-Stimme) zum Vorsitzenden des Vorstands. Stellvertretende Vorsitzende sind Dr. Karl-Georg Pochhammer – er wurde mit 46 Ja-, neun Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen wiedergewählt –, und Dr. Ute Maier, die mit 50 Ja- und fünf Nein-Stimmen bei zwei Enthaltungen als erste Frau in den Vorstand gewählt wurde. Damit trug die VV auch der neuen gesetzlichen Vorgabe nach Paragraf 79 Absatz 4 Satz 1 SGB V Rechnung, der eine paritätische Besetzung des KZBV-Vorstands vorschreibt.
Zu Beginn der vom Alterspräsidenten Dr. Ralf Wagner, Nordrhein, eingeleiteten konstituierenden VV gab dieser einen kleinen Rückblick auf die mit dem scheidenden KZBV-Vorstandsvorsitzenden Dr. Wolfgang Eßer verbrachte gemeinsame standespolitische Arbeit und die vom Vorstand in den vergangenen Jahren geleistete, überaus erfolgreiche Arbeit für die Zahnärzteschaft, was die Delegierten mehrfach mit Beifall bedachten. Er würdigte zudem die bisherigen Vorsitzenden der VV, Dr. Karl-Friedrich Romme, Dr. Woidtke und Dr. Reilmann. Alle drei kandidierten nicht erneut, Rommel schlug als seinen Nachfolger im Amt des Vorsitzenden der VV den Vorstandsvorsitzenden der KZV Westfalen-Lippe, Dr. Holger Seib, vor. Dieser wurde ohne Gegenkandidaten von dem 57 anwesenden Delegierten (drei fehlten entschuldigt) mit 54 Ja-Stimmen und zwei Enthaltungen gewählt.
Dr. Holger Seib, Meike Gorski-Goebel und Dr. Jürgen Welsch als VV-Vorsitz
Seib nahm die Wahl an und schlug nach Übernahme der Versammlungsleitung seine zwei Stellvertreter vor, die jeweils die ehrenamtlichen und die nichtzahnärztlichen Delegierten repräsentieren. Für die nichtzahnärztlichen Vertreter wurde Meike Gorski-Goebel, Juristin und stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KZV Sachsen, ohne Gegenkandidaten mit 54 Ja-, einer Nein-Stimme und 2 Enthaltungen gewählt. Als Vertreter der ehrenamtlichen Delegierten wählte die VV Dr. Jürgen Welsch aus Bayern mit 51 Ja-, drei Nein-Stimmen und drei Enthaltungen.
KZBV-Vertreterversammlung in Zahlen
Die Vertreterversammlung der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) hat 60 Delegierte, davon 34 Delegierte aus den hauptamtlichen KZV-Vorständen und 26 ehrenamtliche Delegierte, die von ihren Vertreterversammlungen entsandt werden. Gegenüber der vorangegangenen 15. Legislaturperiode sind in der KZBV-VV der 16. Legislaturperiode mehr als doppelt so viele Frauen vertreten – zwölf statt bisher fünf. Das liegt unter anderem daran, dass wegen der neuen gesetzlichen Vorgaben in vielen KZV-Vorständen nun Frauen gewählt sind. In Rheinland-Pfalz ist der zweiköpfige KZV-Vorstand rein weiblich.
Allein 23 Delegierte sind neu in der VV vertreten, davon neun Frauen. Zugenommen hat auch die Zahl der Kammervorstände, die zugleich Mitglieder der KZBV-VV sind. Waren es in der letzten Legislatur vier, davon drei Kammerpräsidenten/stellvertretende Kammerpräsidenten, sind es jetzt acht, davon sieben Präsidenten/Präsidentinnen oder Vizepräsidenten. Auch der Präsident der Bundeszahnärztekammer, Prof. Dr. Christoph Benz, ist für die KZV Bayerns Delegierter der KZBV-VV. In Baden-Württemberg sind der Kammer- und KZV-Vorstand personell identisch, im Saarland ist die Kammerpräsidentin auch stellvertretende Vorsitzende der KZV.
Die erste reguläre Sitzung der KZBV-VV wird am 21. und 22. Juni 2023 in Mainz stattfinden.
Anschließend berieten die Delegierten unter Ausschluss der Öffentlichkeit über die mit den Bewerbern für die Vorstandsposten verhandelten Dienstverträge, für die es dem Vernehmen nach vom Bundesministerium für Gesundheit als Aufsichtsbehörde einige Vorgaben gab, die von den Delegierten nicht geteilt wurden.
Neuwahl des Vorstands
Die eigentlichen Wahlen der Vorstände gingen dann zügig vonstatten. Dr. Wolfgang Eßer, der nicht erneut für den Vorstand kandidierte, schlug seinen bisherigen Vorstandskollegen Martin Hendges zur Wahl vor und würdigte seine hohe fachliche und menschliche Qualifikation für das Vorstandsamt. Hendges verfüge nicht nur über ein breites und tiefes Fachwissen in der vertragszahnärztlichen Versorgung, gerade in den Bereichen Honorar. Er sei auch in der Lage, neue Entwicklungen frühzeitig zu erkennen, neue Lagen zu beurteilen und darauf zu reagieren. Er sei gut vernetzt und verhandlungsstark und verstehe es, auch sehr komplexe Sachverhalte strukturiert und verständlich darzulegen.
Nach seiner Wahl schlug Martin Hendges zunächst Dr. Karl-Georg Pochhammer und nach dessen Wahl Dr. Ute Maier als Kandidaten für den Vorstand vor. Beide wurden mit deutlicher Stimmenmehrheit von den Delegierten gewählt. Die anschließende Wahl des Vorsitzenden brachte für Martin Hendges, der von Pochhammer vorgeschlagen wurde, mit 56 von 57 Stimmen bei einer Nein-Stimme ein sehr überzeugendes Ergebnis.
Unterstützung für den Vorstand in schwieriger werdenden Zeiten
Hendges warb in seiner Dankesrede um Unterstützung für den neu gewählten Vorstand und dankte sehr herzlich seinem Vorgänger im Amt, Dr. Wolfgang Eßer. „Das uns als neuem Vorstand mit seiner Wahl entgegengebrachte Vertrauen der Vertreterversammlung gibt uns die notwendige Rückendeckung, in zunehmend schwieriger werdenden Zeiten einerseits die vertragszahnärztliche Versorgung in den kommenden Jahren weiterhin bedarfsgerecht, patientenorientiert und zukunftsfähig zu gestalten. Andererseits legen wir größten Wert darauf, die berechtigten Interessen der 63.000 Zahnärztinnen und Zahnärzte in Deutschland gegenüber einer Politik durchzusetzen, die dem Berufsstand und seiner Selbstverwaltung in den vergangenen Jahren zunehmend Spielräume genommen und erhebliche versorgungspolitische Steine in den Weg gelegt hat.
Die Erfolge des KZBV-Vorstandes der letzten Jahre haben in aller Deutlichkeit gezeigt, von welch großer Bedeutung eine starke Selbstverwaltung gleichermaßen für unser Gesundheitssystem, die Versorgung und für den Berufsstand ist. An diese Erfolge wollen wir anknüpfen, sie stetig ausbauen und sichern. Wir werden geschlossen und im Schulterschluss mit allen Akteuren, die unseren Zielen folgen, und mit der Unterstützung des Berufsstandes Zukunft gestalten, Erreichtes bewahren und für die Weiterentwicklung einer wohnortnahen und präventionsorientierten Versorgung in Deutschland gemäß unserer ‚Agenda Mundgesundheit 2021-2025‘ eintreten“, sagte Hendges.
Eßer soll Ehrenvorsitzender werden
Zugleich schlug er nach einer herzlichen Würdigung Eßers der Vertreterversammlung vor, eine Änderung der Satzung vorzubereiten und zu verabschieden, nach der dann Dr. Wolfgang Eßer zum Ehrenvorsitzenden der KZBV ernannt werden kann. Er überreichte Eßer auch eine kleine Chronik seiner Vorstandstätigkeit. Die Delegierten dankten Eßer nach der Würdigung durch Martin Hendges mit standing Ovations. Auch der zur Abstimmung gestellte Vorschlag einer Satzungsänderung wurde einstimmig übernommen.
Im Anschluss wurden jeweils in Blockwahl die Vertreter in den zu wählenden Ausschüssen gewählt. Die Versammlung wurde am Donnerstag fortgesetzt, allerdings standen als letzter Tagesordnungspunkt der gesamten VV Beratungen zum Thema Öffentlichkeitsarbeit in nichtöffentlicher Sitzung an.
Der neue Vorstand wird seine Arbeit aufnehmen, sobald die Verträge vom Bundesgesundheitsministerium als Aufsichtsbehörde genehmigt worden sind und unterschrieben werden können. Bis dahin bleibt der bisherige Vorstand kommissarisch im Amt.
Dr. Marion Marschall, Berlin
Ergänzt am 31. März 2023, 11.30 Uhr, um die Informationen zu den Verträgen und der Übernahme der Geschäfte durch den neugewählten Vorstand, und um 15.30 Uhr um die Zahlen zur KZBV-VV. -Red.
Lesen Sie dazu auch den Kommentar von Quintessence-News-Chefredakteurin Dr. Marion Marschall „Starkes Team für schwierige Zeiten“.