„In Krankenhäusern und Arztpraxen, bei Krankenkassen und Institutionen - überall sind die Frauen zahlenmäßig stark vertreten. Dennoch werden die Führungspositionen in den Organisationen und Gremien des Gesundheitswesens zu 90 Prozent von Männern besetzt. Es ist Zeit, dass sich etwas ändert“, so die Ist-Analyse der Initiatorinnen des Netzwerks Spitzenfrauen Gesundheit. Sie hatten zu ihrer Auftaktveranstaltung am 20. Februar 2019 in der Landesvertretung Bremen in Berlin illustre Gäste, Referentinnen, Referenten und Verbands-Repräsentantinnen geladen. Mit dabei: Dr. Anke Klas, Präsidentin des VdZÄ e.V., Dr. Susanne Fath, Präsidentin des Dentista e.V., und PD Dr. Dr. Christiane Gleissner, Präsidentin der Fachgesellschaft Gender Dentistry International e.V.
Anspruch auf Mitsprache auch durchsetzen
„Spitzenfrauen Gesundheit ist eine für den VdZÄ äußerst ermutigende Initiative“, so Klas, „die zentrale Ziele und Forderungen unseres Verbandes aufgreift. Es ist an der Zeit, dass sich die standespolitisch aktiven Frauen im Gesundheitswesen vernetzen, und ihren Anspruch auf Mitsprache in den Führungsgremien nicht nur deutlich machen, sondern auch durchsetzen.“
Spahn offen für konkrete Maßnahmen
Dass diese Erwartung von der Politik unterstützt wird, bestätigten die Grußworte von Staatsrätin Ulrike Hiller, Bremen, und von Gesundheitsminister Jens Spahn. „Es sind Frauen, die maßgeblich das Gesundheitswesen tragen, ausfüllen, und in den Krankenhäusern, Arztpraxen, Krankenkassen arbeiten und sehr aktiv sind, aber spürbar unterproportional vertreten in den entsprechenden Führungsgremien,“ so Spahn. Der Minister zeigte sich offen für konkrete Maßnahmen in seinem Entscheidungsbereich: „Was ich mir gut vorstellen kann ist, dass wir in den Gremien, etwa des GKV-Spitzenverbandes, im Verwaltungsrat tatsächlich mit einer Frauenquote mal zeigen, dass man einen Unterschied machen kann.“ Dafür erhielt er Zustimmung aus dem Publikum und Applaus im Saal.
Den Impulsvortrag hielt Dr. Ulrike Ley. „Sie motiviert und inspiriert Wissenschaftlerinnen auf ganz besondere Weise“, sagte Gleissner, „ihre persönlichen Karriereziele zu verfolgen. Ich halte das für besonders wichtig, da gerade Frauen zu Selbstzweifeln und Perfektionismus neigen, und so zu den äußeren Hürden noch eine innere dazukommt.“
Quote hebelt Bestenauslese nicht aus
Leys zentrale Botschaft: „Eine Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts wie Deutschland kann sich nicht leisten, die Hälfte des Potentials der klugen Köpfe beim Putzen und Windelwechseln zu vergeuden, deshalb ist mangelnde Geschlechterparität kein Frauenproblem, sondern ein gesellschaftliches Problem.“
Zum häufig vorgebrachten Argument der Bestenauslese, die durch Quoten ausgehebelt würde, zitierte sie Prof. Dr. Martin Michel: „Gleichstellung heißt nicht, dass auch Frauen mal in Führungspositionen ankommen. Sondern, dass auch mäßig talentierte Frauen ähnlich oft oben ankommen wie mäßig talentierte Männer.“
Frauen überreichen Resolution
Nach Referaten von Politikerinnen und Politikern aus unterschiedlichen Parteien und drei anregenden Diskussionsrunden erhielt Karin Maag, die gesundheitspolitische Sprecherin der CDU-/CSU-Bundestagsfraktion, von den Initiatorinnen die auch von Klas, Fath und Gleissner unterzeichnete Resolution. Darin wird die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an der Gestaltung des Gesundheitswesens in Form verbindlicher Regelungen für die paritätische Besetzung von Führungspositionen im Gesundheitswesen gefordert.
Dazu sagt Klas: „Ich freue mich sehr, dass Gesundheitsminister Spahn die paritätische Besetzung von Führungspositionen im Gesundheitswesen zur Chefsache machen will. In der Forderung und Umsetzung der gleichberechtigten Teilhabe der Geschlechter im Gesundheitswesen sieht sich der VdZÄ in der Verantwortung und wird für politische Parteien und Institutionen ein wichtiger Gesprächspartner sein.“ Unterstützung erhält sie dabei von Fath und Gleissner.
Signal an die Frauen im eigenen Berufsstand
Dass die drei Präsidentinnen sich gemeinsam für die Initiative stark machen, ist kein Zufall, sondern ein Signal an die Frauen im eigenen Berufsstand, ihre Kompetenzen und Erfahrungen stärker in die Standespolitik einzubringen. „Mit Dentista, VdZÄ und GDI wollen wir die Belange von Frauen in Praxis und Wissenschaft adressieren, und gleichzeitig die patientenzentrierte ZahnMedizin stärken, die die Bedürfnisse von Männern und Frauen in den Blick nimmt,“ sagt Fath, und Gleissner ergänzt: „Die Referate und Gespräche heute Abend haben eines ganz deutlich gezeigt: Verzetteln verschleißt Kräfte. Wir müssen uns zusammenschließen, gemeinsam sind wir stark, und können viel bewegen. Aber auch die ‚Regel Nr. 1: Sei niemals Nummer 2!‘ sollten Frauen viel öfter beherzigen.“