Mit Blick auf die laufenden Koalitionsverhandlungen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP macht die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) – ausgehend von ihrer Agenda Mundgesundheit 2021 bis 2025 – Vorschläge, um die wohnortnahe, flächendeckende und qualitativ hochwertige zahnmedizinische Versorgung zukunftsfest zu gestalten.
Aus Sicht der Vertragszahnärzteschaft besteht politischer Handlungsbedarf insbesondere auf den drei Themenfeldern:
- Prävention und Versorgung vulnerabler Gruppen
- Digitalisierung und Entlastung der Zahnarztpraxen von Bürokratie
- Eindämmung der Vergewerblichung der Versorgung mit dem Ziel, gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land zu erhalten
Dr. Wolfgang Eßer, Vorstandsvorsitzender des der KZBV: „Die zahnmedizinischen Präventionserfolge sind beispielgebend für die Versorgung. Wir wollen diesen Erfolgsweg weitergehen. Zugleich legen wir ein besonderes Augenmerk auf die Sicherstellung der Versorgung, insbesondere in ländlichen, strukturschwachen Räumen. Die Menschen müssen auch in Zukunft unabhängig von Wohnort und sozialem Status Zugang zur zahnmedizinischen Versorgung und Teilhabe am medizinischen Fortschritt haben.“
Positiv: Erhalt des dualen Systems, Fokus auf Prävention
Eßer begrüßte, dass SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP bereits in ihrem Sondierungspapier festgehalten haben, Prävention und Vorsorge zum gesundheitspolitischen Leitprinzip ihrer Regierungsarbeit zu erheben und für eine gute, verlässliche Gesundheitsversorgung deutschlandweit Sorge zu tragen. „Auch die klare Aussage zum Erhalt des dualen Systems aus gesetzlicher und privater Krankenversicherung sehen wir als positive Botschaft. Nun wird es darauf ankommen, mit welchen konkreten Inhalten und Maßnahmen diese Zielvorgaben in den Koalitionsverhandlungen gefüllt werden. Dazu bringen wir unsere Positionen und Vorschläge ein“, sagte Eßer.
Stabile, sichere TI, die refinanziert werden muss
Freiberuflichkeit und Selbstverwaltung machten die Stärke unseres Gesundheitswesens aus, heißt es. Diese zu erhalten und zu stärken, sollte Richtschnur politischen Handelns sein. Darüber hinaus müssen die zahnmedizinischen Präventionserfolge und die Versorgung vulnerabler Gruppen verstetigt und ausgebaut werden. Mit Blick auf die fortschreitende Digitalisierung benötigten die Praxen eine stabile, störungsfreie und sichere Telematikinfrastruktur mit versorgungsorientierten Lösungen. Die Kosten für den digitalen Transformationsprozess der Praxen müssen refinanziert werden.
Pro Niederlassungsförderung, contra Vergewerblichung
Zentralen Stellenwert für die Patientenversorgung hat die Niederlassungsförderung von freiberuflich tätigen Zahnärztinnen und Zahnärzten. Als Gefahr für gleichwertige Lebensverhältnisse und eine wohnortnahe Patientenversorgung sieht die KZBV hingegen die fortschreitende Vergewerblichung durch die Ausbreitung von investorengetragenen MVZ: „Dieses Problem muss die neue Regierung anpacken! Die bisherigen Regelungen sind nicht ausreichend und müssen dringend fortentwickelt werden. Zusätzlich bedarf es für mehr Transparenz und Patientenschutz einer Rechtsgrundlage für die Einrichtung von MVZ-Registern auf Bundes- und Landesebene.“
Weitere Inhalte des Papiers „Positionen der Vertragszahnärzteschaft zu den Koalitionsverhandlungen von SPD, Grünen und FDP“ sowie die Agenda Mundgesundheit können auf der Website der KZBV unter www.kzbv.de/agenda-mundgesundheit abgerufen werden.
BZÄK hat elf Schwerpunkte formuliert
Die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) hatte ihre Forderungen ebenfalls in den „Gesundheitspolitische Positionen zur Bundestagswahl 2021“ zusammengestellt – insgesamt elf Schwerpunkte, die mit einer neuen Bundesregierung angegangen werden müssen. „Die Gesellschaft wandelt sich mit hoher Geschwindigkeit, Strukturprobleme müssen bewältigt und die richtigen Lehren aus der Corona-Pandemie gezogen werden – gerade für die Sozial- und Gesundheitspolitik stehen in den nächsten Monaten und Jahren wichtige Entscheidungen an. Auch für die zahnärztliche Versorgung sind Weichenstellungen erforderlich, um den Patientinnen und Patienten die gewohnte hohe Qualität auch zukünftig zukommen lassen zu können“, heißt es dazu auf der Themenwebsite. „Wir reichen der Politik die Hand, um im konstruktiven Dialog unsere wichtigsten Ziele gemeinsam anzugehen“, heißt es.
Für die Zahnärzteschaft gehe es um Praxisführung und Bürokratieabbau, um die Stärkung der freien Heilberufe und die angemessene Honorierung qualitativ hochwertiger zahnärztlicher Leistungen, um die Digitalisierung in den Praxen und um Versorgungsfragen, die sich aus der Corona-Pandemie ergeben. Im Interview mit Quintessence News Live hat der neu gewählte Geschäftsführende Vorstand der BZÄK auch zu den Forderungen und zur Arbeit mit einer neuen Bundesregierung Auskunft gegeben.