Die Digitalisierung und die Telematikinfrastruktur für das Gesundheitwesen halten nicht nur die Praxen, sondern auch die Anbieter der Praxisverwaltungssoftware in Atem. Das macht nicht immer Freude und bringt das eine oder andere Problem mit sich, wenn die Vorgaben der Politik mit den Anforderungen des Praxisalltags und den Möglichkeiten und Grenzen der Software kollidieren. Umso besser, wenn man gemeinsam Projekte entwickeln kann, die einen echten Nutzwert für die Praxen und die Patientinnen und Patienten bringen.
Das konstatierten nicht nur Sabine Zude, Vorsitzende des Verbands Deutscher Dentalsoftware-Unternehmen e.V. (VDDS), sondern auch Martin Hendges, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), und Dr. Angelika Brandl-Riedl, Vorsitzende des Deutschen Zahnärzte Verbands (DZV), in ihren Grußworten anlässlich des VDDS-Branchentreffs im Kölner Schokoladenmuseum am 20. Oktober 2022. Der VDDS als Interessenvertretung der Anbieter von Abrechnungs- und Verwaltungs-Software für Zahnärzte führte an diesem Tag nicht nur seine Mitgliederversammlung durch, sondern lud abends auch Vertreter der Standespolitik, der Krankenkassen und der Industrie sowie der Fachpresse zum Treffen und Austausch.
Sabine Zude, am Tag frisch wiedergewählte VDDS-Vorsitzende, gab einen kurzen Rückblick auf die erfolgreichen digitalen Messen in den Jahren 2021 und 2022, an denen sich sehr viele ordentliche und kooptierte Mitglieder beteiligt hatten. Der Zuspruch vonseiten der Praxen sei gut gewesen, berichtete sie. Im Fokus hätten die neuen digitalen Anwendungen und neue Module gestanden – darunter die neuen, an die neue PAR-Richtlinie angepassten Module.
Gemeinsam erfolgreich beim EBZ
Besonders positiv sei die gemeinsame Arbeit am neuen Elektronischen Beantragungsverfahren Zahnärzte, kurz EBZ, gelaufen. Hier habe man gemeinsam mit der KZBV, den KZVen und Krankenkassen etwas auf die Beine gestellt, das den Praxen einen echten Mehrwert biete. Zude dankte allen für die sehr gute Zusammenarbeit bei diesem Projekt. Man sei nur gemeinsam erfolgreich. Das Ziel seien Transparenz und Interoperabilität, damit diese Anwendungen wirklich breit und erfolgreich genutzt werden könnten.
In Ihrem Vortrag machte Zude deutlich, welche wichtige Rolle der VDDS bei der Einführung des EBZ-Verfahrens spielt: In kürzester Zeit hat der VDDS eine Plattform zum Austausch von EBZ-Testdaten aufgebaut, und so eine Grundlage für die Testphase geschaffen. Die Einführung von EBZ gelte in der Branche zurecht als digitales Leuchtturmprojekt für den Berufsstand.
Diese und künftige digitale Verfahren seien ohne die VDDS-Schnittstellen und -Verbandsarbeit nur schwer vorstell- oder realisierbar. Dies unterstreicht die Relevanz der gemeinsamen Arbeit in den verschiedenen VDDS-Arbeitskreisen und einer abgestimmten Positionierung der im VDDS organisierten Unternehmen.
Das EBZ, das zum 1. Januar 2023 für alle Praxen verpflichtend sein wird, laufe in den Praxen, die es bereits nutzten, sehr gut. Voraussetzung sei die richtige technische Ausstattung und der Zugang zum KIM-Dienst. Dank ausreichender Test- und Einführungsphasen könne man den Zahnarztpraxen eine funktionierende Anwendung bieten, die nach und nach auf alle Antragsleistungen ZE-Festzuschusspläne, PAR-Pläne, KFO-Pläne und Kiefergelenkserkrankungen/KBR-Pläne ausgeweitet werden wird.
Schlechtes Zeugnis für die Politik
Martin Hendges dankte seinerseits für die sehr gute Zusammenarbeit und die vielen wichtigen Impulse vonseiten des VDDS und der Krankenkassen beim EBZ. Er ging auch auf die schwierige Situation für die PAR-Therapie angesichts der Sparvorgaben des am selben Tag vom Bundestag beschlossenen GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes ein und äußerte die Hoffnung, dass es KZVen und Kassen in den Ländern gelingen werde, hier für die Patientinnen und Patienten Lösungen zu finden.
Der Digitalisierungsstrategie der Politik stellte er ein schlechtes Zeugnis aus – vieles wie das E-Rezept oder die elektronische Patientenakte entwickelten sich eher zum Rohrkrepierer. Diese Anwendungen seine aus dem Gedankengut von Behörden und Ministerien entsprungen, die keinen Kontakt zur Praxis hätten. Für die Patienten seien diese Anwendungen uninteressant oder sie könnten sie gar nicht nutzen, in den Praxen verlören Zahnärzte und Teams die Lust an der Arbeit. Manche Vorgaben seien so, als wolle man E-Auto-Fahrer verpflichten, einen Reservekanister Benzin mitführen zu müssen.
Daher gelte es, nicht zu resignieren, sondern proaktiv zu agieren und den Schulterschluss mit denen zu suchen, die die Bedürfnisse der Praxen und Patienten kennen, wie der VDDS und die Krankenkassen. „Es ist unsere Aufgabe, nicht die der Politik, digitale Anwendungen zu entwickeln, die wirklich etwas bringen“, so Hendges. Er sei auch kein Freund der ständigen Diskussion, es müsse alles gegenfinanziert werden. Wenn der Nutzen spürbar sei und stimme, lohne sich die Investition auch für die Praxis.
Dank für Unterstützung der Praxen
Das unterstrich auch Brandl-Riedel, die Sabine Zude ebenfalls für die gute Zusammenarbeit und die Unterstützung dankte. Die Digitalisierung sei, auch wegen der vielen nicht gelungenen Anwendungen ohne Nutzwert, wie das Versichertenstammdatenmanagement, für viele noch ein schwieriges Thema. Gerade die Praxen, die sich mit dem Thema schwer täten, brauchten viel Unterstützung, zu Brandl-Riedel. Und bei aller Digitalisierung dürfe man die menschliche Seite nicht verlieren.
Neuwahl des VDDS-Vorstands
Im Rahmen der VDDS-Mitgliederversammlung am 20. Oktober 2022 in Köln gab es turnusmäßige Neuwahlen des VDDS-Vorstands. Sabine Zude, Geschäftsführerin der CompuGroup Medical Dentalsysteme GmbH und bereits seit 2010 Vorsitzende des Verbands, wurde erneut zur Vorsitzenden des Vorstands gewählt.
Die stellvertretenden Vorsitzenden Udo Bartel (Vorstand für Finanzen), Geschäftsleitung Dental der BDV GmbH und seit 2015 im Vorstand, sowie Werner Rampetsreiter, strategisches Management der Evident GmbH und seit 2017 im Vorstand, hatten sich aus Altersgründen entschieden, nicht erneut zur Wahl anzutreten. Die VDDS-Mitgliederversammlung hat Elisabeth Brand, Leiterin Vertrieb der Computer konkret AG, und Dr. Markus Heckner, Geschäftsleitung der Dens GmbH, zu den neuen stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.
Dank an Bartel und Rampetsreiter
Bei der Mitgliederversammlung würdigte Sabine Zude die langjährige Unterstützung von Bartel und Rampetsreiter: „Seit vielen Jahren arbeiten wir sehr konstruktiv, zielorientiert und wertschätzend im VDDS-Vorstand zusammen. Gemeinsam konnten wir viel bewegen, und haben den Verband in vielerlei Hinsicht deutlich nach vorne gebracht.“
„Ich bedanke mich herzlich bei Herrn Bartel und Herrn Rampetsreiter für die tolle Zusammenarbeit und gratuliere Frau Brand und Herrn Dr. Heckner zu ihrer Wahl als stellvertretende Vorsitzende. Beide engagieren sich seit Jahren als ordentliche Mitglieder und arbeiten aktiv an der Weiterentwicklung des Verbands mit. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit im neu gewählten VDDS-Vorstand.“
Bei der VDDS-Mitgliederversammlung würdigte Sabine Zude die ehrenamtliche Mitarbeit der ordentlichen und außerordentlichen Mitglieder sowie die Arbeit der verschiedenen Expertengruppen des VDDS: „Das große Engagement unserer zahlreichen Mitglieder leistet einen entscheidenden Beitrag zur Interoperabilität der IT-Systeme in der zahnmedizinischen Versorgung“, so Sabine Zude.
Über den VDDS
Der Verband Deutscher Dentalsoftware-Unternehmen e.V. (VDDS) ist die Interessenvertretung der Anbieter von Abrechnungs- und Verwaltungs-Software für Zahnärzte. Die Mitgliedsunternehmen des VDDS repräsentieren rund 90 Prozent des Marktes dentaler Software und sind im Einzelnen ARZ.dent GmbH, BDV Branchen-Daten-Verarbeitung GmbH, CompuGroup Medical Dentalsysteme GmbH, Computer Forum GmbH, Computer konkret AG, Dampsoft Software Vertrieb GmbH, Datext IT-Beratung GmbH, Dens GmbH, Evident GmbH, Pharmatechnik GmbH & Co. KG, Solutio GmbH & Co.KG.
Seit 1994 setzt sich der Verband dafür ein, die Qualität, Effizienz und Kompatibilität von Software in der zahnärztlichen Versorgung zu erhöhen. Der VDDS arbeitet eng mit zahnärztlichen Körperschaften, Verbänden und Institutionen sowie der Gesundheitspolitik zusammen, um einheitlich hohe Qualitätsstandards bei Zahnarzt-Software zu gewährleisten.