Positive Trends in der Privaten Krankenversicherung: „Die Private Krankenversicherung ist auch 2020 weiter gewachsen. Die Gesamtzahl an Versicherungen stieg auf 36 Millionen. Die Zahl der Zusatzversicherungen wuchs um 2,4 Prozent auf insgesamt 27,3 Millionen. Der Trend zu privater Vorsorge, um den Leistungsumfang der Gesetzlichen Krankenversicherung aufzustocken, setzt sich somit fort.“
Das erklärte Dr. Ralf Kantak, Vorsitzender des Verbands der Privaten Krankenversicherung (PKV-Verband), anlässlich der Pressekonferenz des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft am 20. Januar 2021. Auch in der Vollversicherung habe sich die Lage der PKV verbessert. „Das dritte Jahr in Folge wechseln mehr Menschen von der Gesetzlichen in die Private Krankenversicherung als umgekehrt. Hier hat eine Trendwende stattgefunden.“
Wechsel aus PKV in GKV „in der Regel nicht freiwillig“
2020 hätten sich 144.800 Personen für einen Wechsel aus der GKV in die PKV entschieden. Umgekehrt wechselten 123.400 Personen in die GKV, „wobei diese Abgänge in der Regel nicht freiwillig erfolgen“, so Kantak. „So mussten auch 2020 wieder tausende seit Geburt privatversicherte junge Leute beim Eintritt ins Berufsleben gezwungenermaßen in die GKV wechseln. Derselbe Effekt betraf tausende Selbstständige bei Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung.“ Im Saldo ergab sich ein Plus von 21.400 Versicherten zu Gunsten der PKV (Saldo 2019: +17.400).
Beleg für funktionierenden Wettbewerb
Dass jedes Jahr fast 300.000 Versicherte zwischen den beiden Systemen wechseln, belege einen funktionierenden Wettbewerb. Dieser motiviere GKV und PKV gleichermaßen, stetig besser zu werden, um die Versicherten zu überzeugen – und stärke somit die Qualität des deutschen Gesundheitswesens, so der PKV-Verbandsvorsitzende. Die Zahl der Vollversicherten belief sich (insbesondere nach Abzug der Sterbefälle) 2020 auf 8,7 Millionen, ein leichtes Minus von 0,1 Prozent.
Demografie-Vorsorge der PKV
Trotz des ungünstigen Zinsumfelds habe die PKV die Demografie-Vorsorge für ihre Versicherten erneut deutlich ausbauen können: Die Alterungsrückstellungen stiegen 2020 auf 287 Milliarden Euro; ein Plus von 4,9 Prozent. Das unterstreiche die große Kompetenz der PKV-Unternehmen bei der Anlage der Versichertengelder. „Die PKV trifft nachhaltig dafür Vorsorge, dass im Alter der Bedarf an Gesundheitsleistungen steigt“. so Kantak.
Beitragsanstieg für die Pflege wegen neuer Leistungen
Die Beitragseinnahmen in der Kranken- und Pflegeversicherung erhöhten sich 2020 um 3,8 Prozent auf 42,6 Milliarden Euro. 38,4 Milliarden Euro (plus 1,5 Prozent) entfallen auf die Krankenversicherung, 4,2 Milliarden Euro (plus 31,2 Prozent) auf die Private Pflegeversicherung (PPV). Wesentliche Ursache dieses hohen Beitragsanstiegs seien laut Kantak die starken Leistungsausweitungen durch die gesetzlichen Pflegereformen, die unter anderem zu 25 Prozent mehr Leistungsempfängern in der PPV geführt haben. Für diese höheren Leistungsansprüche würden auch entsprechend hohe Alterungsrückstellungen aufgebaut. Hinzu kommen die Auswirkungen der europäischen Niedrigzinspolitik.
30,1 Milliarden für Versicherungsleistungen
Die Versicherungsleistungen stiegen 2020 um 0,2 Prozent auf 30,1 Milliarden Euro. Auf die Krankenversicherung entfallen davon 28,4 Milliarden Euro, auf die Pflegeversicherung 1,7 Milliarden Euro.
Boom bei betrieblichen Krankenversicherungen
Ein Boom-Bereich sind die betrieblichen Krankenversicherungen. Hier habe sich das starke Wachstum auch 2020 unvermindert fortgesetzt: „13.500 Unternehmen in Deutschland bieten ihren Mitarbeitern eine komplett vom Arbeitgeber gezahlte betriebliche Krankenversicherung (bKV). Das entspricht einem Wachstum von 29 Prozent gegenüber dem Jahr 2019 (10.500 Betriebe)“, so Kantak. Die Zahl der Beschäftigten, die von einer bKV profitieren, stieg um 18 Prozent von 883.400 (2019) auf 1,04 Millionen Personen (2020).
bKV als Wettbewerbsvorteil bei Fachkräftemangel
Die betriebliche Krankenversicherung biete einen Vorteil im Wettbewerb um die besten Köpfe und helfe dabei, qualifizierte Mitarbeiter langfristig an das Unternehmen zu binden, erläuterte er. „Die Arbeitnehmer profitieren von einem erweiterten Versicherungsschutz ohne Wartezeiten und Gesundheitsprüfung. Auch zur Absicherung des Pflegerisikos eignet sich die betriebliche Versicherung als ergänzende Säule zur gesetzlichen Pflegeversicherung. Hier bietet sich eine sehr gute Möglichkeit, die wichtige individuelle Vorsorge noch stärker in der Gesellschaft zu etablieren.“