Der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) hat jetzt als erster Wirtschaftsverband für seine Branche einen Muster-Kodex Nachhaltigkeit veröffentlicht. Er bildet laut Verband das geltende Recht ab und fasst die wesentlichen Aspekte für nachhaltiges Handeln von Medizintechnik-Unternehmen zusammen.
„Geschäftspartnerinnen und -partner, Krankenhäuser und andere Stakeholder verlangen zunehmend von den Medizintechnik-Herstellern weitreichende Verpflichtungserklärungen zur Einhaltung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes. Mit unserem Muster-Kodex Nachhaltigkeit können die Unternehmen ihr soziales, ökologisches und ökonomisches Nachhaltigkeitsverständnis erklären“, so BVMed-Geschäftsführer und Vorstandsmitglied Dr. Marc-Pierre Möll. Der neue Muster-Kodex wurde vom BVMed gemeinsam mit der Anwaltskanzlei Clifford Chance entwickelt und durch das Bundeskartellamt geprüft. Er kann unter www.bvmed.de/kodex-nachhaltigkeit heruntergeladen werden.
Nachhaltigkeit von großer Bedeutung
Die Medizintechnik ist für die Gesundheitsversorgung der Menschen unverzichtbar. Bei der Produktion und dem Vertrieb von Medizinprodukten müssen die Lebensgrundlagen aller Menschen im Blick behalten sowie die Menschenrechte umfassend geachtet und sichergestellt werden. Der Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit ist für die Gesundheitswirtschaft und die medizintechnische Versorgung von großer Bedeutung.
Einheitlicher Branchenstandard als Ziel
Mit seinem neuen Muster-Kodex Nachhaltigkeit möchte der BVMed zu einem einheitlichen Branchenstandard beitragen. Er soll MedTech-Unternehmen Orientierung in Nachhaltigkeitsfragen sowie die Möglichkeit bieten, gegenüber Geschäftspartnern das eigene Nachhaltigkeitsverständnis zu verdeutlichen. Dabei geht der Muster-Kodex auf die drei Säulen der Nachhaltigkeit (sozial, ökologisch, ökonomisch) ein, bildet das dort geltende Recht ab und legt es einheitlich aus.
Übersicht der Inhalte des Muster-Kodex
- Soziale Nachhaltigkeit: Einhaltung von Arbeitsschutzpflichten, Förderung von Diversität und Inklusion, Diskriminierungsfreiheit, Zahlung eines angemessenen und gleichen Arbeitslohns, Koalitionsfreiheit sowie Verbot der Sklaverei, Zwangs- und Kinderarbeit.
- Ökologische Nachhaltigkeit: Ressourcenschonung, Reduktion der CO2-Emissionen, Abfallreduktion und Recycling sowie Vermeidung von Umweltverschmutzung.
- Ökonomische Nachhaltigkeit und Governance: Verantwortungsvolle Unternehmensführung und Strategie sowie nachhaltige und transparente Lieferketten.
- Der Muster-Kodex kann freiwillig von allen Unternehmen der Medizintechnologie für sich übernommen und um individuelle Selbsterklärungen erweitert werden.
Drei Grundprinzipien
Zur Umsetzung des Muster-Kodex Nachhaltigkeit gibt der BVMed drei Grundprinzipien vor:
- Egalitätsprinzip: Gewährung eines unterschiedslosen Zugangs zu Medizinprodukten und damit verbundenen Gesundheitsleistungen. In Bezug auf Arbeitsbedingungen sollen vergleichbare Sachverhalte nicht ohne triftigen Grund ungleich behandelt werden.
- Vorrangprinzip: Vorrang einer schonenden Verwendung von Ressourcen (Reduce – Reuse – Recycle) und der Einrichtung und Befolgung effizienter Prozesse.
- Vorsorgeprinzip: Ergreifen von präventiven Maßnahmen, um negative ökologische und soziale Auswirkungen der wirtschaftlichen Tätigkeit zu vermeiden oder möglichst gering zu halten.
Handreichung zum Lieferkettengesetz und Themenblätter
Die 2022 veröffentlichte BVMed-Handreichung zum LkSG (seit Januar 2023 in Kraft getreten) unterstütze die MedTech-Branche bei der praktischen Umsetzung der LkSG-Pflichten – für mehr Harmonisierung, Rechtssicherheit, Effizienz und nicht zuletzt einen noch bewussteren Schutz der Menschenrechte und der Umwelt, so der Verband. Darüber hinaus bietet der BVMed zur Einordnung und besseren Implementierung des umfassenden Umweltrechts aus dem europäischen „Green Deal“ eine Reihe an Info- und Themenblättern an.
Nachhaltigkeitsstudie von 2022
Bereits 2022 gab das BVMed-Institut eine Nachhaltigkeitsstudie zur Bestimmung des sozialen, ökologischen und ökonomischen Fußabdrucks der MedTech-Branche in Auftrag. Die „SEE-Impact-Study der deutschen MedTech-Branche“ des WiFOR-Instituts setzte die Grundlage für eine umfassende Nachhaltigkeitsmessung der Lieferkette und damit einen neuen wissenschaftlichen Standard. Die Studie kann auf der Homepage des Verbands heruntergeladen werden.
Der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed)
Der BVMed repräsentiert über 300 Hersteller, Händler und Zulieferer der Medizintechnik-Branche sowie Hilfsmittel-Leistungserbringer und Homecare-Versorger. Die Medizinprodukteindustrie beschäftigt in Deutschland über 250.000 Menschen und investiert rund 9 Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Der Gesamtumsatz der Branche liegt bei über 38 Milliarden Euro, die Exportquote bei 67 Prozent. Dabei sind 93 Prozent der MedTech-Unternehmen KMU. Der BVMed ist die Stimme der deutschen MedTech-Branche und vor allem des MedTech-Mittelstands.