Für die Patient*innen, die aufgrund der Corona Pandemie nicht auf prophylaktische Leistungen in der Praxis wie etwa eine Professionelle Zahnreinigung (PZR) oder auf unterstützende Maßnahmen wie die Unterstützende Parodontaltherapie (UTP) zurückgreifen können, ist es nun umso wichtiger, auf eine gute häusliche Mundhygiene zu achten. Das Unternehmen CP Gaba hat gemeinsam mit dem Verband Deutscher Dentalhygieniker Empfehlungen rund um die häusliche Mundhygiene erarbeitet.
Konkrete bedarfsorientierte Anweisungen können in der Regel nach wie vor bei der betreuenden Zahnarztpraxis telefonisch oder per E-Mail erfragt werden. Die Fachkräfte in den Praxen können dank ihrer professionellen Ausbildung, ihrer Fachkenntnisse und durch die Informationen, die sie über eine langjährige Betreuung von Stammpatient*innen erhalten oder durch gezielte Rückfragen der Patient*innen erfahren, einen individuellen Beitrag zu häuslichen Mundhygieneempfehlungen leisten.
Wichtige Tipps und Informationen zum Umgang mit der Corona-Pandemie hat beispielsweise auch die Bundeszahnärztekammer auf ihrer Internetseite (www.bzaek.de) zusammengestellt. Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK), Prof. Dr. Roland Frankenberger, weist in einem Brief an die Mitglieder darauf hin, dass der Aspekt Prävention in der derzeitigen Diskussion zu kurz kommt und wie wichtig eine gute Mundhygiene gerade jetzt ist [1].
Grundsätzliches zur Prophylaxe
Durch die regelmäßige häusliche Basis-Prophylaxe, bestehend aus einer sorgsamen Entfernung der Plaque mittels geeigneter Hilfsmittel (Zahnbürste und Zahnpasta) – je nach Indikation – und einer täglichen Reinigung der Zahnzwischenräume (mit Interdentalraumbürste und/oder Zahnseide) kann die Zeit bis zur nächstmöglichen professionellen Prophylaxebehandlung in der Zahnarztpraxis gut überbrückt werden. Das gilt es gerade jetzt, den Patient*innen noch stärker als sonst zu vermitteln.
Unterstützend können Mundspüllösungen zum Einsatz kommen. Eine Mundspüllösung kann zwar keine Plaque „wegspülen“ und ersetzt in keinem Fall das Zähneputzen, aber Mundspüllösungen wie zum Beispiel das apothekenpflichtige Präparat Meridol med CHX 0,2% können als zeitweilige und unterstützende Therapie zur mechanischen Reinigung eingesetzt werden. Das ist insbesondere für vulnerable Bevölkerungsgruppen oder Menschen mit einer Beeinträchtigung wichtig, die derzeit nur in Akut- und Notfällen zahnärztlich versorgt werden sollen, solange die durch das Virus SARS-CoV-2 verursachte Epidemie andauert. Das ist die Empfehlung der BZÄK vom 20. März 2020 [2].
Auch die Zungenrückenreinigung mit einem geeigneten Zungenreiniger ist gerade bei bestehenden Infektionen (Erkältung, Mandelentzündung oder Rachitis) empfehlenswert, da sich viele Keime auf der Zungenoberfläche befinden.
Zahnbürsten häufiger wechseln
Wichtig ist, dass die Zahnbürste jeweils zu den Patient*innen und ihrer persönlichen Mundsituation passt, diese damit gut zurechtkommen und sie sich bei der Zahnpflege wohl fühlen, unabhängig davon, ob mit einer Handzahnbürste oder elektrisch geputzt wird. Für alle gilt: „gerade jetzt sollte man häufiger seine Zahnbürsten austauschen. Zahnbürsten sind immer ein Tummelplatz von Mikroorganismen, deshalb darf man gerade zu Erkältungszeiten Vorsicht walten lassen und mindestens alle vier bis sechs Wochen die Bürste wechseln. Nach Abklingen einer bestehenden Infektion mit den üblichen Symptomen wie Husten, Niesen oder Fieber sollte die Zahnbürste in jedem Fall sofort gewechselt werden“, rät Dentalhygienikerin Birgit Hühn, Ebersberg.
Die Mundschleimhaut gesund erhalten
In Bezug auf die Mundschleimhaut sollte beispielsweise beachtet werden, ob eine etwaige Medikamenteneinnahme negative Auswirkungen haben kann. Auch die Ernährung spielt eine wichtige Rolle – kauaktive, zuckerfreie Nahrung ist zu bevorzugen, dazu eine ausreichende, zuckerfreie Flüssigkeitszufuhr. „Vor allem in Quarantäne und im Homeoffice ist eine ganze Menge Disziplin gefragt. Denn: ganz egal ob man zum Obst oder zur Schokolade greift – die Zähne können darunter leiden“, so Mariette Luise Altrogge, Dentalhygienikerin, Köln. Auch der Vitaminhaushalt spielt bei der Mundgesundheit eine tragende Rolle. Insgesamt sollten Patient*innen sich gerade jetzt selbst gut beobachten. „Ein Indikator für den Zustand der Mundhöhle ist beispielsweise auch der Heilungsprozess bei kleineren Verletzungen der Mundschleimhaut. Eine Besserung bei intakter Mundhöhle sollte spätestens nach zwei bis drei Tagen spür- und sichtbar sein“, so Nancy Moder, Dentalhygienikerin, München.
„Erfolg ist Teamwork“
Fest steht, dass die Aufrechterhaltung der Mundhygiene in der Bevölkerung während der Corona-Krise noch stärker von der Mitarbeit der Patient*innen abhängt. Die Zahnärzt*innen und Fachkräfte in den Praxen können dazu beitragen diese zu einer gewissenhaften häuslichen Prophylaxe zu motivieren. Patricia Spazierer, Dentalhygienikerin, Germaringen fasst zusammen: „Der langfristige Erfolg einer […]Therapie ist Teamwork. Die derzeitige Situation macht es uns Dentalhygienikern nicht möglich, unseren Teil des Teamworks effizient einzuhalten. Umso wichtiger ist es gerade jetzt, auf eine penible Mundhygiene zu achten. Interdentalraumbürsten, Zahnbürsten und alle weiteren empfohlenen Hilfsmittel sind aus zahnmedizinischer Sicht momentan der wichtigste Bestandteil, um die bisherigen Erfolge so gut wie möglich aufrecht zu erhalten.“ Die folgenden Zahnpflege-Tipps in Zeiten von COVID-19 – bezogen auf Haupterkrankungen der Mundhöhle wurden von den Dentalhygienikerinnen Anne Bastek und Sabrina Dogan zusammengestellt:
Kariesaktivität senken
• Mindestens zweimal täglich mit einer Zahnbürste (Handzahnbürste und/oder elektrische Zahnbürste) die Zähne putzen,
• dabei alle Zahnflächen sorgsam behandeln, bis sich diese glatt und sauber anfühlen (Zungentest),
• visuelle Kontrolle beim Zähneputzen zum Beispiel per Spiegel/Kosmetikspiegel im Badezimmer,
• Zahnpasta mit 1.400 ppm Fluorid (für Erwachsene) verwenden (besonders wichtig bei häufigen kleinen Zwischenmahlzeiten),
• eine Lokalfluoridierung mittels elmex gelée einmal wöchentlich, nach Herstellerangaben, ist zusätzlich förderlich,
•mindestens ein- bis zweimal täglich alle Zahnzwischenräume mit Interdentalbürsten oder Zahnseide gründlich reinigen,
• zur visuellen Zahnpflegekontrolle nach der Pflege können zusätzlich geeignete Plaque-Revelatoren (Plaquefärbemedien) eingesetzt werden,
• unterstützend können fluoridhaltige Mundspüllösungen (alkoholfrei), Zahnpflegekaugummi oder Xylitpräparate (Kaugummi, Drops, Bonbons) eingesetzt werden
Gingivitis (Zahnfleischbluten) entgegenwirken
• Mindestens zweimal täglich mit einer Zahnbürste (Handzahnbürste und/oder elektrische Zahnbürste) die Zähne putzen.
- Bei bestehender Zahnfleischentzündung besser ein weiches Borstenfeld einsetzen, da ein zu hartes Borstenfeld eventuell Schmerzen bei der Zahnpflege verursacht und diese dann nur schwer aufrecht zu erhalten ist.
- Mittels gezielter Zahnfleischmassage zum Beispiel Rotationstechnik mit kleinen Kreisen die Zähne und hauptsächlich das Zahnfleisch ohne Druck vorsichtig pflegen.
• Ein hohes Augenmerk gebührt dem dentalen Sulkus, dem Übergang von Zahnkrone zu Zahnfleisch (Zahnfleischrand/Zahnfleischsaum), da dies auch eine Eintrittspforte zum Beispiel für Bakterien ist.
• Zahnpasta mit antibakteriellen Inhaltsstoffen/Wirkstoffen verwenden.
• Visuelle Kontrolle (Badezimmerspiegel, Plaque-Revelatoren, Mundspiegel)
• Mindestens ein- bis zweimal täglich Interdentalraumpflege betreiben (mit Interdentalraumbürste und/oder Zahnseide).
• Unterstützend können antibakterielle wirkende Mundspüllösungen eingesetzt werden.
• Bevorzugt werden sollten alkoholfreie Mundspüllösungen, da diese die Schleimhäute weniger austrocknen. Im Übrigen sind alkoholhaltige Mundspüllösungen in keinem Fall wirksamer als beispielsweise Mundspüllösungen mit Chlorhexidin. In der kurzzeitigen Akut-Therapie zur Abtötung von Bakterien hat sich der unter anderem in meridol med CHX 0,2% enthaltene Wirkstoff Chlorhexidin als Goldstandard etabliert. Experten empfehlen den Wirkstoff Chlorhexidin, wenn eine Gingivitis vorliegt [3].
Quellen:
[1] https://www.dgzmk.de/aktuelles#!/praesident-professor-frankenberger-zur-coronakrise
[2] https://www.bzaek.de/berufsausuebung/sars-cov-2covid-19/massnahmenpaket-derzahnaerzteschaft.html
[3] S3-Leitlinie „Häusliches chemisches Biofilmmanagement in der Prävention und Therapie der Gingivitis“, AWMF-Registernummer: 083-016, 2018.