Wer noch auf die Visualisierung in der Patientenkommunikation verzichtet, vergibt nicht nur Potenzial für die gute zahnmedizinische Versorgung der Patienten. Das wird nach fast 15 Jahren täglichem Einsatz von Intraoralkameras mehr als deutlich. Bewährt hat sich die moderne Kameratechnologie aber nicht nur im leichteren Austausch mit dem Patienten. Anwender profitieren auch von der lückenlosen Dokumentationsmöglichkeit – zum Beispiel zur forensischen Absicherung oder als Instrument der Qualitätssicherung zur Kontrolle der eigenen Arbeit.
Einem Patienten einen Randspalt und damit indizierte Behandlungsmaßnahmen zu erklären, kann mitunter für beide Seiten sehr anstrengend sein – eine Anstrengung, die sich auf einfache Weise vermeiden oder zumindest minimieren lässt. Als Intraoralkamera-Anwender der ersten Stunde hat sich für mich mit den Jahren deutlich herauskristallisiert, dass Patienten auf das vertrauen, was sie auch sehen. Was man ihnen im Gespräch noch so einfühlsam mitteilt, wird häufig kritisch hinterfragt – oder schlichtweg nicht verstanden. Zeigt man ihnen hingegen die Druckstelle oder Aphthe in Echtzeit in ihrem Mund und nutzt dazu noch eine Vergrößerungsfunktion, besteht kaum weiterer Erklärungsbedarf.
Mit Bildern fachliche Erläuterungen veranschaulichen
Die meisten Patienten staunen, wenn sie zum ersten Mal in ihren Mund hineinsehen. Und nicht nur Technikaffine unter ihnen finden das moderne digitale Gerät spannend. Selbst die Kleinsten lassen sich schnell für die Bilder aus dem eigenen Mund gewinnen und wollen schnellstmöglich einen Blick darauf erhaschen.
In jedem Fall hilft eine Visualisierung der oralen Situation im Patientengespräch erfahrungsgemäß sehr, die fachlichen Erläuterungen für den Patienten besser greifbar zu machen. Das bestätigen auch wissenschaftliche Forschungen: Denn Menschen nehmen lediglich 11 Prozent der akustischen Informationen überhaupt war, gespeichert werden davon ganze 2 Prozent. Bei visuellen Informationen ist der Schnitt deutlich besser: Hier werden 80 Prozent der Informationen über die Augen aufgenommen, wovon etwa 40 Prozent auch abgespeichert werden [1].
Kann der Patient die Situation gut einschätzen, ist er grundsätzlich auch offener für den Austausch, zum Beispiel zu Therapievorschlägen. Mit Hilfe des Kameraeinsatzes kann zudem die Glaubwürdigkeit des Behandlers bestärkt und der Patient für eine bessere Compliance gewonnen werden. Eine Studie dokumentierte unlängst den positiven Einfluss der Kameratechnik auf das Ergebnis einer PAR-Therapie: Patienten zeigten deutliche Verbesserungen der klinischen, psychologischen und verhaltensbasierten Faktoren und ihrer pardontalen Gesundheit auch Monate nach der Behandlung. [2]
Visualisieren unterstützt nicht nur die Patientenkommunikation
Die digitale Intraoralkamera VistaCam iX HD Smart von Dürr Dental hat in unserer Remshaldener Praxis inzwischen nicht nur in der Patientenkommunikation ihren festen Platz, auch im täglichen Praxisbetrieb erleichtert ihr Einsatz vieles. Bereits ab der ersten Patientensitzung leisten Bilddaten ihren Beitrag zu Diagnostik und Dokumentation. Sichert man Behandlungen wie die Versorgung eines kariösen Zahns oder eine Wurzelkanalbehandlung mit Bildaufnahmen ab, können Abrechnungsfragen der Krankenkasse (wurden tatsächlich vier Wurzelkanäle gefüllt?) oder Nachfragen des Patienten nicht nur beantwortet, sondern verschiedene Therapieschritte auch nachgewiesen werden.
Darüber hinaus lässt sich die Bilddokumentation auch als Qualitätskontrolle der eigenen Arbeit, zum Beispiel in der Prothetik, einsetzen. Im Schnitt werden für solche Zwecke während der Behandlung von Patienten etwa vier bis fünf intraorale Bilder aufgenommen. Da das Handling der hier verwendeten Vista Cam iX HD Smart unkompliziert ist, kann nach einer Einweisung jeder gut damit umgehen: Je nach Situation und Bedarf können Bilder auch von der Stuhlassistenz aufgenommen werden. Eine direkte Anbindung an den Computer und damit an die Praxissoftware erleichtern die Nutzung und Archivierung der Patientenbilder.
Bewährt: Kameraeinsatz ab der ersten Sitzung
In unserer Praxis gehört der Einsatz der VistaCam iX HD Smart bei neuen Patienten zum ersten Termin standardmäßig dazu und ist für die Initialdiagnostik nicht mehr wegzudenken. Dabei werden nach der Erhebung des klinischen Status und der Anamnese routinemäßig von jedem Zahn intraorale Aufnahmen erstellt. Mit Hilfe ihrer verschiedenen Wechselköpfe bietet die Kamera als „Frühwarnsystem“ die Möglichkeit, sich selbst von kleinen, beginnenden Schmelzläsionen ein genaueres Bild zu verschaffen – und das Ergebnis dem Patienten direkt zu präsentieren.
Denn im Anschluss erfolgt anhand der Aufnahmen die Besprechung des Zustands von Zähnen und bestehenden prothetischen Versorgungen, der Mundhygiene etc. Mit Hilfe von Makroaufnahmen können nicht nur Details hervorgehoben werden, sondern auch Markierungen über die Bildgebungssoftware VistaSoft in der Aufnahme gesetzt werden. So kann die ein oder andere Stelle hervorgehoben werden, um sie für spätere Kontrollen vorzumerken. Damit hat sich die Kamera über die aktuelle Statusanzeige hinaus in der Praxis als ein wertvolles Instrument für die Verlaufskontrolle erwiesen.
In der Bildgebungssoftware VistaSoft lassen sich die Bilder nebeneinander darstellen, sodass ein unmittelbarer Vergleich möglich ist – im Verlauf einer PAR-Therapie oder bei Vorher-Nachher-Bildern einer PZR-Sitzung wird so der Erfolg besonders deutlich. Auf diese Weise kann auch die Beobachtung einer initialen Kariesläsion erfolgen: Mineralisiert sich die Stelle im Laufe der Zeit wieder oder schreitet die Kariesinfektion voran? Dabei ist es möglich, den Umfang der Läsion genau auszumessen. Das liefert zusätzlich zum Bild weitere Vergleichswerte für die nächste Kontrolluntersuchung.
Maximale Flexibilität durch Wechsel-Aufsätze
Benötigte man zu Beginn der Entwicklung der intraoralen Kameratechnologie noch für jede Indikation eine gesonderte Kamera, zum Beispiel für Intraoralaufnahmen oder Fluoreszenzbilder, vereint die VistaCam iX HD Smart verschiedene Lösungen in einem Gerät. Durch das Wechselkopf-Prinzip lässt sich eine einzelne Kamera für verschiedene Indikationen nutzen, was besonders anwenderfreundlich, kosten- und zeitsparend ist.
Zum Gerät gehören
- der Cam-Kopf: Er wurde für intraorale Bild- und Videoaufnahmen entwickelt und liefert diese in HD-Qualität mithilfe eines Autofokus (intra-, extraoral, makro). Er unterstützt die zahnärztliche Diagnostik und schafft für die Patientenkommunikation und Dokumentation eine gute Basis.
- der Proof-Kopf: Er dient der speziellen Detektion von Okklusal- und Fissurenkaries, lässt aber auch Zahnstein und Zahnbelag mit Hilfe des Fluoreszenzverfahrens sichtbar werden. Je nach Kariesaktivität wird die Zahnoberfläche farblich dargestellt. Grün steht für gesunden Zahnschmelz, kariöse Areale erscheinen je nach Aktivität blau, rot, orange oder gelb. Dank des Farbspektrums kann der Patient den Erläuterungen gut folgen und den anstehenden (Be)Handlungsbedarf besser nachvollziehen.
- der Proxi-Kopf für die Kariesdetektion von Approximalräumen: Durch die eingesetzte Infrarottechnologie wird der Patient im Gegensatz zur Röntgendiagnostik nicht mit Strahlen belastet. Je nach Transluzenz erscheinen die Zahnstrukturen unterschiedlich hell: Zahnschmelz wird transparent dargestellt, Veränderungen durch Kariesbakterien werden als heller, opaker Bereich sichtbar. Damit kann eine Schmelzkaries gut abgegrenzt werden.
Hat das klassische Röntgenbild ausgedient?
Kann zukünftig in der Kariesdiagnostik auf das klassische Röntgenbild verzichtet werden? Die Antwort ist „Jein“. Bei unklaren Befunden, bei Kindern, Schwangeren oder auch kranken Patienten kann die strahlungsfreie bildgebende Technik der Intraoralkamera als erste Möglichkeit der Diagnostik herangezogen werden. Dabei kann der Patient für die Aufnahmen praktischerweise im Behandlungszimmer bleiben. Dieser Ablauf ist sowohl für Behandler als auch Patient sehr angenehm.
Werden kritische Stellen im Approximalraum unter Kameraeinsatz sichtbar, wird in unserer Remshaldener Praxis auf zusätzliche Bissflügelaufnahmen (noch) nicht verzichtet – vor allem zur Absicherung aus juristisch-forensischen Gründen, weil das Röntgenbild juristisch als Standard anerkannt ist. Diagnostisch wäre es nur in Einzelfällen nötig, denn mit Hilfe der Kamera lässt sich das Ausmaß der Karies für den geübten Anwender in der Regel sehr gut beurteilen – sie bestätigt den klinischen Eindruck, ein falsch-positives Ergebnis gab es bisher noch nicht.
Essenz für die Praxis
In unserer Praxis wird der Einsatz der intraoralen Kamera VistaCam iX HD Smart vor allem als Serviceleistung im Rahmen eines Gesamtpakets verstanden. Der Einsatz rechnet sich: Das Potenzial der Technik kann von der ersten Sitzung an genutzt und bereits für eine erste visuelle Bestandsaufnahme eingesetzt werden. Für weitere Behandlungen oder in der Verlaufskontrolle dient die Kamera als Monitoring- und Dokumentationsinstrument und leistet zudem einen verlässlichen Beitrag zur Absicherung und für das Qualitätsmanagement.
Vermutlich kommt die intraorale Kamera aber am häufigsten im Patientengespräch zum Einsatz. Hier kann dank der Visualisierung nicht nur wertvolle Zeit bei der Aufklärung und Beratung gespart werden, auch der Patientenkontakt wird intensiver und das Vertrauen in den Behandler gestärkt. Erfahrungsgemäß akzeptieren die Patienten unter der Visualisierung die Notwendigkeit anstehender Therapien auch besser.
Beobachtungen nach fühlen sich die Patienten im Rahmen eines modernen Konzepts sichtlich gut betreut – und das ganz ohne Belastung durch ionisierende Strahlung. Die VistaCam iX HD Smart ist einfach anzuwenden und direkt an das Computersystem der Praxis gekoppelt. Umständliches Umspeichern oder Übertragen von externen Bilddateien, wie man es von der Spiegelreflexkamera her kennt, entfällt – mit einem positiven Einfluss auf den Workflow in diesem Bereich. So empfiehlt sich die intraorale Kamera als unverzichtbares Werkzeug in der täglichen Praxis für alle interessierten Kolleginnen und Kollegen.
Dr. Frank Döpper, Remshalden
Dr. Frank Döpper betreibt seit 2011 eine moderne Praxis in Remshalden-Grunbach nahe Stuttgart und setzt bei der Versorgung seiner Patienten im täglichen Praxisbetrieb auf den Einsatz neuer Techniken wie Operationsmikroskop, digitales Röntgen/Intraoralkamera oder CAD/CAM. Dabei ist er ein Anwender der ersten Stunde, was die digitale Intraoralkameratechnik betrifft.
Sein Team und er bilden sich auf allen Gebieten der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde regelmäßig mit dem Ziel fort, seinen Patienten eine verantwortungsvolle und hochqualifizierte Behandlung und Beratung bieten zu können. Döpper ist Absolvent des Curriculums Umwelt-Zahnmedizin der Deutschen Gesellschaft für Umwelt-ZahnMedizin, deren Mitglied er auch ist, und hält darüber hinaus Mitgliedschaften im Gnathologischen Arbeitskreis Stuttgart und der Schweizerischen Gesellschaft für Endodontie. Regelmäßige Vortragstätigkeiten ergänzen seine Tätigkeit als praktischer Zahnmediziner.
Literatur
[1] Kraft, Ina Sophie. Einsatz der Intraoralkamera als Instrument zur Qualitätssicherung in der zahnmedizinischen Prothetik. Masterthesis Universität Greifswald (2021)
[2] Araújo MR, Alvarez MJ, Godinho CA, Pereira C. Psychological, behavioral, and clinical effects of intra-oral camera: a randomized control trial on adults with gingivitis. Community Dent Oral Epidemiol 2016; 44(6):523-530.