In unserem Beruf wird der Ruf nach mehr Wertschätzung immer lauter – und von vielen wird sie vorwiegend über das Gehalt definiert. Aber ist Wertschätzung nur durch höhere Gehälter möglich?
Laut Wikipedia bezeichnet Wertschätzung die positive Bewertung eines anderen Menschen. Sie fußt auf einer inneren allgemeinen Haltung zu anderen Menschen. Wieso heißt es dann so oft, ich erfahre oder spüre keine Wertschätzung?
In Bayern gibt es ein Sprichwort: „Nicht geschimpft ist gelobt genug“. Natürlich ist das nicht genug, auch unsere Seele will gestreichelt werden. Aber kann mangelnde Wertschätzung durch mehr Geld ausgeglichen werden? Macht Geld wirklich glücklich, und spüre ich dann die gewünschte Zufriedenheit?
Kolleginnen und Kollegen unterstützen
Wertschätzung ist keine Einbahnstraße, sondern funktioniert nur mit „Gegenverkehr“ – auch die „Gegenseite“ kann Wertschätzung erwarten. Aber wer ist denn die „Gegenseite“? Das können der Arbeitgeber, die Kolleginnen und Kollegen und die Patientinnen und Patienten sein. Wertschätzung bedeutet für mich als Arbeitnehmerin, dass ich meine Kolleginnen und Kollegen unterstütze und ich sie mit ihrer Arbeit nicht alleine lasse. Wir erledigen unsere Aufgaben gemeinsam.
Wir sind ein Team, aber nicht im Sinne von
T – Toll
E – ein
A – anderer
M – machts.
Was kann ich tun, damit es dem ganzen Team gut geht?
Wertschätzung kann auch ein familiärer Umgang miteinander sein, bei dem sich jeder auf jeden verlassen kann. Es kann auch bedeuten, dass man sich um die Auszubildenden oder die neue Kollegin und den neuen Kollegen kümmert. Dazu gehört auch die Rücksichtnahme auf Kolleginnen und Kollegen. Hier kann man sich fragen: Wie kann ich helfen beziehungsweise unterstützen? Was kann ich tun, damit es dem ganzen Team gut geht?
Aber Wertschätzung ist auch, wenn in der Praxis gemeinsame Feiern, wie zum Beispiel ein Betriebsausflug, stattfinden, kein Geburtstag vergessen wird, wenn sich nach dem persönlichen Befinden erkundigt wird oder auch bei längerer Krankheit zwischendurch nachgefragt wird (nicht zur Kontrolle, sondern aus Interesse), wie es einem Mitarbeitenden geht.
Aufgaben gewissenhaft erfüllen
Auch meinem Arbeitgeber bringe ich Wertschätzung entgegen, das heißt, ich komme pünktlich in die Praxis und erfülle mein Aufgabengebiet gewissenhaft und zuverlässig. Ich versuche nicht, mir mehr Freiräume zu schaffen, als mir zustehen – auch nicht als Ausgleich für mein eventuell zu niedriges Gehalt.
Marion Schellmann, Stellv. Referatsleiterin Zahnmedizinische Fachangestellte beim Verband medizinischer Fachberufe e. V.