Ein besonderes Jubiläum feiert in diesem Jahr die Akademie Praxis und Wissenschaft (APW): Ein halbes Jahrhundert Fortbildung am Puls der Zeit. Am 10. September 2024 luden APW und die Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) im Vorfeld der DGZMK/APW-Jubiläumstagung zu einem Festabend nach Düsseldorf. Die geladenen Gäste erhielten dabei nicht nur einen Blick in Geschichte und Zukunft der APW. Auch Forschungs- und Lebensleistungen für die Zahnmedizin wurden an diesem Abend mit Auszeichnungen bedacht.
Prof. Dr. Dr. Jörg Wiltfang, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK), eröffnete den Abend mit einer Würdigung der APW als zentraler Institution der postgraduierten Fortbildung. „Es ist ein bedeutendes Jubiläum einer Akademie, die seit 50 Jahren die zahnmedizinische Fortbildung prägt und sich kontinuierlich den Herausforderungen der modernen Zahnmedizin anpasst“, betonte Wiltfang in seiner Festansprache. Die APW wurde 1974 mit dem Ziel gegründet, wissenschaftlich fundierte Fortbildung anzubieten – ein Konzept, das sich über die Jahrzehnte als äußerst erfolgreich erwiesen hat.
In seiner Rede hob Wiltfang zudem die Verdienste der bisherigen APW-Vorsitzenden hervor, darunter der scheidende Vorsitzende Dr. Dr. Markus Tröltzsch und seiner Stellvertreter Dr. Markus Bechthold und Prof. Dr. Christian Gernhardt. In seiner Rede dankte er Markus Tröltzsch für sein außergewöhnliches Engagement in den vergangenen acht Jahren, in denen er gemeinsam mit seinem Vorstand und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Geschäftsstelle, die schwierige Corona-Zeit erfolgreich gemeistert hat.
Prof. Dr. Christian Gernhardt neuer APW-Vorsitzender
Wenige Tage nach dem APW-Jubiläumsfestabend hat die Mitgliederversammlung der DGZMK am 12. September 2024 Prof. Dr. Christian Gernhardt zum neuen Vorsitzenden der APW gewählt. Er folgt auf Dr. Dr. Markus Tröltzsch, dessen Amtszeit nach acht Jahren endet. Gemeinsam mit seinem Stellvertreter, Dr. Markus Bechtold, möchte Gernhardt die erfolgreiche Arbeit der APW fortführen, an aktuellen Entwicklungen orientiert auch anpassen oder ausbauen und somit sicherstellen, dass das Fortbildungsangebot auch zukünftig auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert.
Digitalisierung erweitert APW-Fortbildungsangebot
Ein zentrales Thema der Feierlichkeiten war die erfolgreiche Digitalisierung des APW-Fortbildungsprogramms, die während der Corona-Pandemie vorangetrieben wurde. Was zunächst aus der Not geboren war, hat sich inzwischen als fester Bestandteil des Angebots etabliert. „Dank der Digitalisierung konnte die APW ihr Portfolio erweitern und modernen Anforderungen an Flexibilität und Nachhaltigkeit gerecht werden“, hob Prof. Dr. Gernhardt in seiner Begrüßungsansprache hervor. Online-Kurse und hybride Veranstaltungsformate haben die Reichweite der Akademie deutlich erhöht. Mit 8.850 Mitgliedern und 739 abgeschlossenen Kursserien bis heute ist die APW ein wichtiger Akteur in der zahnmedizinischen Fortbildung. Jährlich bietet sie 5.000 bis 6.000 Kursplätze an, die Zahnmediziner auf aktuellem wissenschaftlichem Stand halten.
Herausforderungen und Zukunft der zahnmedizinischen Fortbildung
Prof. Dr. Georg Meyer aus Greifswald beleuchtete in seinem Festvortrag die besonderen Herausforderungen der letzten Jahre. Während viele Wirtschaftsbereiche massiv unter der Pandemie gelitten haben, betonte er: „Die APW hat dank der Flexibilität aller Beteiligten die Pandemie unbeschadet überstanden.“
Meyer thematisierte auch die zunehmenden gesetzlichen Anforderungen, denen sich die zahnmedizinische Fortbildung heute stellen muss. Dieses Thema spiegelte sich im Tagungsmotto der DGZMK/APW-Jahrestagung 2024 wider: „Zahnmedizin 2024: Welche Qualität müssen wir uns leisten?“ Dabei wurde immer wieder deutlich, dass die Sicherung der Qualitätsstandards trotz neuer Regularien eine zentrale Aufgabe bleibt.
„Wir werden im kommenden Jahr auf unserer Gemeinschaftstagung in Berlin das Thema weiter vertiefen und die berufspolitischen Herausforderungen der zahnmedizinischen Fortbildung in den Fokus rücken“, sagte Wiltfang mit Blick auf die Gemeinschaftstagung aller wissenschaftlicher zahnmedizinischer Fachgesellschaften, die vom 30.Oktober bis 1. November 2025 in Berlin stattfindet.
DGZMK-Ehrungen für Wissenschaft, Lehre und Engagement
Der Festabend bot aber auch einen schönen Rahmen für die Preisverleihungen der DGZMK. So wurden der Millerpreis, die goldene Ehrennadel der DGZMK und der Dental Education Award vergeben.
Miller-Preis für Priv. Doz. Dr. Konstantin Scholz
DGZMK-Präsident Prof. Dr. Dr. Jörg Wiltfang verlieh im Namen des Vorstands den Deutschen Miller-Preis an Priv. Doz. Dr. Konstantin Scholz. Scholz, seit März 2024 Oberarzt an der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg, erhielt den mit 10.000 Euro dotierten Miller-Preis der DGZMK für seine Habilitationsschrift „Mikrobereichsanalytik und Mikromorphologie von Zahnhartsubstanzen“. Seine Habilitation erfolgte an der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie des Universitätsklinikums in Regensburg unter Direktor Professor Dr. Wolfgang Buchalla. Der renommierte Miller-Preis ist die höchste wissenschaftliche Auszeichnung, die von der DGZMK vergeben wird.
Prof. Dr. Michael Walter mit Goldener Ehrennadel der DGZMK ausgezeichnet
Die DGZMK ehrte ihren früheren Präsidenten Prof. Dr. Michael Walter aus Dresden am APW-Festabend mit der Goldenen Ehrennadel. Mit dieser Auszeichnung würdigte sie sein herausragendes Engagement als Repräsentant der zahnmedizinischen Wissenschaft, insbesondere seine bedeutende Rolle bei der Entwicklung der Kompaktempfehlungen, die wissenschaftliche Erkenntnisse praxisnah für den Berufsalltag umsetzen.
DZZ-Jahresbestpreis geht an Autorenteam aus Göttingen
Der mit 3.000 Euro dotierte Jahresbestpreis der „Deutschen Zahnärztlichen Zeitschrift“ (Quintessenz Verlags-GmbH) geht in diesem Jahr an das Autorenteam Priv.-Doz. Dr. Dr. Susanne Wolfer (MKG-Chirurgie Universitätsmedizin Göttingen), Dr. Leonard Mertens (niedergelassen in Bielefeld), Priv.-Doz. Dr. med. Christian Hohenstein (Interdisziplinäres Notfallzentrum der Zentralklinik Bad Berka) und Priv.-Doz. Dr. Dr. Philipp Kauffmann (MKG-Chirurgie UMG Göttingen) für ihre Publikation „Kenntnisse und Fähigkeiten von nichtärztlichem Personal im Rettungsdienst in der Behandlung von Patienten mit traumatischen Zahnverletzungen“ (deutsche Version der englischen Erstveröffentlichung von Wolfer S., Mertens L., Hohenstein Ch., Kauffmann P.: Knowledge and Skills of Paramedics in Handling Patients with Traumatic Dental Injuries. Dtsch Zahnärztl Z Int 2022; 4: 149-157). Sie beschreiben darin, dass die Ausbildung von Notfallsanitätern im Hinblick auf traumatische Zahnverletzungen verbessert werden sollte einschließlich des Gebrauchs einer Zahnrettungsbox.
Dental Education Award der Kurt-Kaltenbach-Stiftung verliehen
Der Dental Education Award der Kurt Kaltenbach Stiftung wird seit 2006 unter der Schirmherrschaft von DGZMK und der Vereinigung der Hochschullehrer für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (VHZMK) für herausragende Arbeiten in der universitären zahnmedizinischen Lehre vergeben. In diesem Jahr ging ein Preisgeld von 1.000 Euro an Dr. Madline Gund aus Homburg/Saar für Ihre Studie „Comparison of 3D printed patient model vs. animal cadaveric model in 2 periodontal surgery block course – what is more feasible for beginners? A 3 pilot study“.
Weiterhin zeichnete DGZMK-Generalsekretärin Prof. Dr. Anne Wolowski das Team Priv. Doz. Dr. Andreas Keßler (jetzt Freiburg i. Br.) und ZA Maximilian Dosch (München) für ihr innovatives Lehrformat „Multifarbene 3-D-gedruckte Übungszähne mit Materialgradienten“ aus. Diese realitätsnahe Simulation trägt maßgeblich zur Verbesserung der zahnmedizinischen Ausbildung bei. Das Preisgeld beträgt ebenfalls 1.000 Euro.