„Rund neun Millionen Menschen in Deutschland tragen Totalprothesen. Bei den meisten sitzt die Prothese nicht ideal – doch es muss nicht zwangsläufig eine Neuversorgung sein,“ erklärte Zahnarzt Ernst O. Mahnke Mitte Februar bei seinem Demokurs in Hanau. Er zeigte rund 80 Zahnärzten und Zahntechnikern, wie sie Totalprothesen optimieren können. Interessierte können sich 2018 noch für drei Termine anmelden.
Druckstellen, mangelhafte Kau- oder Ventilfunktion, verändertes Aussehen, Klappern der Prothese, Stomatitis oder gar CMD: Mit diesen gravierenden Mängeln lebt ein Großteil der Totalprothesenträger schon jahrelang. Im Rahmen der Veranstaltung von Kulzer konnten Referent Mahnke und sein Team bei zwei anwesenden Patienten die Prothese verbessern. Dabei folgten sie der Systematik der Prof.-Gutowski-Schule, die seit mehr als 30 Jahren die Basis ihres Behandlungskonzepts ist.
Genaue Analyse ist das A und O
„Hören Sie Ihrem Patienten zu und schauen Sie genau hin – nicht nur mit den Augen, sondern auch mit den Fingerkuppen“, riet Mahnke den Teilnehmern. Wichtige Anhaltspunkte für die Diagnostik liefern der Kieferkamm, die Tuber maxillae, der Übergang zwischen hartem und weichem Gaumen sowie das retromolare Polster. „Erkundigen Sie sich auch nach der Medikamenteneinnahme. Bestimmte Präparate können zu Mundtrockenheit führen und so den Halt der Prothese beeinflussen.“
Im Anschluss testete Mahnke den Sitz der Prothesen. Bei Lateralbelastung kippelte die Oberkiefer-Prothese der Patientin, bei Belastung der Inzisivi stützte sie den Zahnersatz reflexartig mit der Zunge ab, das Ventil war offen. In beiden Fällen war auch die Unterkieferversorgung unzureichend: „Bei 90 Prozent der Patienten ist die UK-Prothese unterdimensioniert“, erläuterte Mahnke. Sein Ergebnis der Analyse: Der Zahnersatz musste verlängert und die Okklusion neu eingestellt werden.
Tipps und Tricks zur Abformung
Für die Abformung markierte Mahnke die Grenzschleimhaut zwischen hartem und weichem Gaumen mit einem wasserfesten Stift. Im Oberkiefer polymerisierte er den lichthärtenden Kunststoff mit der Komposit-Lampe direkt im Mund. Andernfalls würde er sich beim Abnehmen von der Scheimhaut unkontrolliert verformen. Danach gab Mahnke das Material an seinen anwesenden Zahntechniker weiter, der die Korrekturen mit PalaXpress direkt umsetzte. Bei der erforderlichen Dimensionskorrektur der Prothesenbasis im Unterkiefer ist eine direkte Anpassung im Mund nicht möglich. Hier führte der Weg über den anatomischen Abdruck: Das erstellte Modell diente der Anpassung der Prothese beziehungsweise der Herstellung eines individuellen Löffels. Wichtig ist, dass alle Abformlöffel mit Stopps versehen werden. Nur so lässt sich eine gesicherte Positionierung erreichen. Der konfektionierte Löffel nach Schreinemakers bedarf einer kontrollierten Stopphöhe, um Schleimhautverdrängungen zu vermeiden. „Es gilt: Je flacher der Kiefer, desto höher der Stopp“, so Mahnke. Mit den Stopps konnte nun der Löffel mit einem duktilen Silikon individualisiert werden. Anschließend wurde der Abdruck mit einem extra feinen Silikon korrigiert.
Okklusion und Einprobe
Vor der Montage verschüsselte Mahnke die Prothesen auf dem Modell, sicherte sie im Bissregistrat und verschlüsselte sie zueinander. Nach Montage und obligatorischer Montagekontrolle erfolgte die Entschlüsselung der Modelle, das Registratwachs wurde entfernt und der Frühkontakt dargestellt. Im Anschluss wurde mit dem entsprechenden Okklusionskonzept die zentrische Relation und die Exkursion unbalanciert eingeschliffen. „Wichtig ist, dass Sie in der Praxis ein einheitliches Okklusionskonzept umsetzen“, so Mahnke. Das positive Feedback nach der Einprobe mit den Patienten zeigte: die Ventilwirkung war deutlich besser, eine Druckstelle wurde entlastet und das Abbeißen mit den Frontzähnen funktionierte wieder einwandfrei. „Spätestens nach zwei Wochen ist eine Remontage notwendig, danach einmal jährlich“, schloss Mahnke die Fälle ab.
„Die Veranstaltung hat mir sehr gut gefallen und ich kann sie nur weiterempfehlen. Die Tipps des Referenten fand ich sehr hilfreich – vor allem, wie man Stopps richtig setzt. Ich würde jederzeit wieder einen Patienten mitbringen“, kommentierte Teilnehmerin Dr. Marita Dörsam den Kurs. Weitere Informationen erhalten Zahnärzte hier und Zahntechniker hier.
Zahnärzte, Zahntechniker und Behandlungsteams können sich beim Veranstaltungsmanagement von Kulzer via Mail veranstaltungsmanagement@kulzer-dental.com anmelden. Zahnärzte sammeln acht Fortbildungspunkte. Bitte beachten: Es sind maximal zwei Patientenfälle möglich.
Weitere Termine
ZA Ernst O. Mahnke bietet 2018 drei weitere Kurse zum Thema „Optimierung von vorhandenen Totalprothesen – Demokurs mit Patienten“ an:
• Samstag, 14.April 2018 in Münster, LWL Museum
• Samstag, 14. Juli 2018 in Stuttgart, Mövenpick Hotel
• Samstag, 15. September 2018 in Hamburg, Hotel Hagenbeck