Patienten wollen aktiv zum Erhalt der eigenen Gesundheit beitragen. Doch trotz eines soliden Wissens rund um die Gesunderhaltung verschiedener Körperregionen, ist der Mundraum mit Zähnen, Zahnfleisch und Zunge für viele Patienten ein unbekanntes Terrain.
Der Blick in bundesdeutsche Mundhöhlen zeigt: In Deutschland sind in der Altersgruppe der 35- bis 44-Jährigen rund 43 Prozent von moderater Parodontitis betroffen. Da der Erfolg zahnmedizinischer Prävention erheblich auch auf der Mundpflege-Kompetenz der Patienten beruht, ist ein empathisches Beratungsgespräch ein wirkungsvolles „Werkzeug“ zur Verbesserung der häuslichen Prophylaxe. Oft helfen bereits ein paar praktische Tipps und Hinweise der Prophylaxeexpertinnen oder -experten, um Patientinnen und Patienten zu einer gründlichen Mundpflege zu motivieren.
Trotz gründlichen Zähneputzens ein ungenügendes Reinigungsergebnis?
„Ich putze doch sehr gründlich, weshalb kann ich dennoch Beschwerden haben?“ Diese Fragen kommen in Prophylaxegesprächen immer wieder auf. Wie auch die fünfte deutsche Mundgesundheitsstudie belegt, sind 70 bis 85 Prozent der Befragten überzeugt, viel oder sehr viel für die eigene Mundgesundheit tun zu können [1]. Dennoch zeigen epidemiologische Daten Defizite in den mechanischen Mundhygienemaßnahmen: Häufig wird nicht das Niveau erreicht, das nötig ist, um parodontale Erkrankungen zu vermeiden. , Denn: Um den sich fortlaufend neu bildenden Biofilm und die damit einhergehende mikrobielle Belastung des Mundraums in Schach zu halten, bedarf es eines umfassenden häuslichen Biofilmmanagements. Die mechanische Zahnreinigung mit Hilfe einer Hand- oder elektrischen Zahnbürste alleine reicht dazu oft nicht aus. Mit folgenden drei Argumenten können Sie Ihren Patienten anschaulich erläutern, weshalb das so ist und wie sie ihre Mundhygiene verbessern können:
- Durch Zähneputzen allein wird nicht der gesamte Mundraum gereinigt, da die Zähne nur ca. 25 Prozent des Mundraums ausmachen.
- Das Ergebnis der Mundhygiene ist unter anderem auch von der Putzdauer, den individuellen Fähigkeiten sowie Eigenschaften der Hilfsmittel abhängig [3]
- Hilfsmittel zur Reinigung der Interdentalräume sowie Mundspülungen mit antibakterieller Wirkung können zusätzlich zum Zähneputzen die Effektivität der täglichen Mundhygiene optimieren [3]
Interdentalraumreinigung: Interdentalbürsten oder Zahnseide?
Oft sind Betroffene unsicher, wie sie ihre Zahnzwischenräume am besten säubern. Tatsächlich stellen sich auch viele Experten die Gretchenfrage der Interdentalreinigung: Zahnseide oder Interdentalbürsten?
Interdentalbürsten
- Für Patientinnen und Patienten mit größeren Zahnzwischenräumen
- In verschiedenen Größen erhältlich und für engere als auch weitere Zahnzwischenräume geeignet
Zahnseide
- Bei sehr engen Zahnzwischenräumen, die vollständig von der Interdentalpapille ausgefüllt sind
- In der Anwendung anspruchsvoller als Interdentalbürsten
Ist der Einsatz von Mundspülungen sinnvoll?
Die S3-Leitlinie „Häusliches chemisches Biofilmmanagement in der Prävention und Therapie der Gingivitis“ spricht sich deutlich für die Nutzung von Zahnbürste und Interdentalbürsten oder Zahnseide ergänzt durch Mundspülungen aus [3]. Das Spülen mit einer Mundspüllösung mit antibakterieller Wirkung (wie zum Beispiel Listerine), die ergänzend zur mechanischen Reinigung angewendet wird, verbessert die Mundhygiene, indem eine zusätzliche Plaquereduktion erreicht wird. Keime im Biofilm befinden sich auch abseits der Zähne, wo die mechanische Reinigung mit der Zahnbürste oder Interdentalpflege nicht hinkommt. Somit trägt das ergänzende Spülen mit antibakterieller Mundspülung zur Reduktion des dentalen Biofilms bei [3].
Quellen:
[1] Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS V) – Kurzfassung. Institut der Deutschen Zahnärzte im Auftrag von Bundeszahnärztekammer und Kassenzahnärztlicher Bundesvereinigung. 1. Auflage. BZÄK/KZBV, Berlin, Köln. 2016; 6-8; 24-26
[2] van der Weijden FA, Slot DE. Oral hygiene in the prevention of periodontal diseases: the evi-dence. Periodontol 2000. 2011; 55:104-123
[3] DG PARO, DGZMK. S3-Leitlinie: AWMF-Register-Nr. 083-022
[4] DG PARO, DGZMK. S3-Leitlinie: AWMF-Register-Nr. 083-016
Argumente für die zusätzliche Anwendung von Mundspülungen mit antibakterieller Wirkung:
- Potenziell pathogene Keime im Biofilm befinden sich auch abseits der Zähne, dort wo die mechanische Reinigung mit der Zahnbürste oder Interdentalpflege nicht hinkommt – zum Beispiel in der Mundhöhle. Mundspüllösungen als Flüssigkeit erreichen somit quasi den gesamten Mundraum [4].
- Damit trägt das ergänzende Spülen mit Mundspülungen mit antibakterieller Wirkung zur Reduktion des dentalen Biofilms bei und hilft dadurch Zahnfleischproblemen vorzubeugen [4].
- Mundspülungen mit einer speziellen Zusammensetzung ätherischer Öle können dauerhaft zum Einsatz kommen: Auch bei längerfristiger Anwendung von sechs oder mehr Monaten sind Zahnverfärbungen nicht zu erwarten und es kommt zu keiner Beeinträchtigung des Gleichgewichts der gesunden Mundflora.
Fazit
Patientinnen und Patienten empathisch, individuell und auf Augenhöhe zu beraten ist unerlässlich. Was sind die relevanten Gesundheitsfaktoren, in welcher Lebenssituation befindet sich der Patient und wie ist der persönliche Informationsstand rund um die Prophylaxe? Diese Informationen helfen Ihnen dabei, passende Anknüpfungspunkte für das Patientengespräch zu finden.