Ein Leben lang lernen ist das Motto von immer mehr Menschen – und auch erwünscht von vielen Arbeitsgebern. Laut „Future of Jobs“ gehören zu den wichtigsten Fähigkeiten am Arbeitsplatz kritisches Denken, Problemlösung, Mitarbeiterführung und Kreativität. Arbeitgeber wünschen sich aufstrebende Fachkräfte, die es verstehen, (auch harte) Entscheidungen zu treffen und selbstständiges Denken unter Beweis stellen. Leider werden diese Fähigkeiten nicht in der „normalen“ Ausbildung oder im Erststudium erworben.
Ganzheitliche Sicht in der Zahnmedizin
Für jeden Beruf sind andere Soft Skills wichtig. In der Zahnmedizin sind es der humane Umgang mit Menschen und die ganzheitliche Sicht, denn der Mund ist nicht nur eine „große Klappe“ mit Zähnen. Trotzdem wird auf solche Kompetenzen in der Ausbildung und im Studium zu wenig Aufmerksamkeit gelegt. Eine Weiterbildung könnte da helfen. Eine von vielen Möglichkeiten ist der Studiengang Psychologische und Komplementäre Medizin an der London Metropolitan University, der nachstehend vorgestellt wird.
Studiengang in englischer und deutscher Sprache
Nach dem Abschluss eines Studiengangs – egal, ob Dentalhygiene, Zahnmedizin oder ein anderes Studium –, kann ein Masterstudiengang begonnen werden. Ohne Erststudium müssen andere Voraussetzungen erfüllt sein, unter anderem eine mehrjährige Berufserfahrung nach abgeschlossener Ausbildung. Der Studiengang Psychologische und Komplementäre Medizin mit dem Abschluss Master of Science ist ein Fernstudium (angeleitetes Selbststudium), der komplett online stattfindet und sowohl auf englisch als auch auf deutsch durchgeführt werden kann.
Vorgegebener thematischer und zeitlicher Rahmen
Im Unterschied zum Präsenzstudium oder Selbststudium (auch: individuelles Studium) werden beim angeleiteten Selbststudium die verschiedenen Lerninhalte mit Zeitangaben vorgegeben. Wie beim individuellen Studium sind die Lehrpersonen nicht anwesend und Zeit und Ort des Studiums sind frei wählbar. Das angeleitete Selbststudium bieten den Studenten jedoch einen vorgegebenen thematischen und zeitlichen Rahmen und konkrete Aufgaben, die zwar im selbstbestimmten Lernprozess durchgeführt werden, jedoch in bestimmten Zeiträumen und in bestimmten Lern- und Arbeitsformen zu bewältigen sind.
Zudem sind Lehrpersonen und Tutorinnen/Tutoren als Ansprechpartner/-innen zur Unterstützung der Strukturierung des angeleiteten Selbststudiums für die Studenten verfügbar. Diese befähigen die Studenten auf verschiedenen Wegen dazu, Lernmaterial selbstständig zu strukturieren, geeignete Informationen zusammenzutragen und für die jeweiligen Anforderungen des Studiums zu nutzen.
Lehrmaterial, Literatur und Lernskripte liegen auf einer Lernplattform
Der Studiengang bietet einen inhaltlichen und strukturierten Rahmen für einen selbstbestimmten Lernprozess. Um dies zu erreichen, werden umfassendes Lehrmaterial und Literatur sowie Lernskripte im „Virtuellen Tutorium“ auf einer Lernplattform zur Verfügung gestellt. Zusätzlich erfolgt eine thematische und methodische Betreuung durch Tutorinnen/Tutoren, die zeit- und ortsunabhängig unter Nutzung gängiger Kommunikationsmedien in Anspruch genommen werden kann.
In den verschiedenen Online-Seminaren werden Fragestellungen über Video und Audio via Dateifreigaben, Präsentationen, Chat etc. vertieft und diskutiert. Die Moderation erfolgt durch Lehrpersonen und Tutorinnen/Tutoren.
Online-Vorträge live und on demand
Zu ausgewählten Modul- oder Teilmodulinhalten sowie zur Vermittlung anderweitiger studienbezogener Inhalte werden über eine anwendungsfreundliche Software Online-Vorträge veranstaltet. Lehrpersonen und Tutorinnen/Tutoren erläutern die entsprechenden Inhalte via Video und Audio. Studierende können den Vorträgen live beiwohnen, im Anschluss Fragen stellen und zusätzlich oder alternativ on demand Online-Vorträge über das virtuelle Tutorium einsehen.
Durchschnittlich muss mit einem wöchentlichen Zeitaufwand von circa zehn bis 25 Stunden gerechnet werden, je nach Vorkenntnissen. Das Studium kann innerhalb von einem Jahr absolviert werden (es dürfen auch zwei Jahre sein) und wird mit einer Masterarbeit beendet.
DH Ester Hoekstra, M.Sc. ist Lehr-DH, Lehrbeauftragte SRH Hochschule, Ernährungsberaterin und Ernährungs-Coach (IHK), NLP Practitioner & Master (DVNLP), Referentin, Autorin, Mentorin, Praxistrainerin und -Coach und Master of Science in psychologische & komplementäre Medizin. Außerdem ist sie praktizierende leitenden Dentalhygienikerin in einer Praxis in Ostfriesland, Niedersachsen. Sie ist Mitglied im Prüfungsausschuss ZMP und DH der Zahnärztekammer Bremen, Advisement Board Member, sowie bei der DGDH, dem BDDH, dem BZVP e.V. und der DGParo.
Die verschiedenen Module
Die Inhalte werden in verschiedenen Module angeboten, die wie folgt eingeteilt sind:
Modul 1: Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens
- Grundlagen
- Evidenzbasierte Medizin und Psychologische Interventionen
- Kritische Evaluation
Modul 2: Psychologische Maßnahmen für die psychische Gesundheit
- Perspektiven auf das psychische Wohlbefinden
- Psychotherapeutische Ansätze und ihre Ethik
- Verwandte Ansätze
Modul 3: Ernährung und psychische Gesundheit
- Medizinische Grundlagen
- Ernährungsbedingte Auswirkungen und psychische Gesundheit
- Aktuelle Erkenntnisse, Diagnosen und Therapien
Modul 4: Einführung in die psychische Gesundheit
- Psychische Störungen
- Internationale Übereinkommen über psychische Erkrankungen (DSM-5/ICD-10)
- Recht, rechtliche Rahmenbedingungen und Ethik
Modul 5: Neurowissenschaften
- Medizinische Grundlagen
- Pharmakologische psychiatrische Behandlung
- Genetik
Modul 6: Hormon- und Immunsystem
- Hormonsystem
- Immunsystem
- Aktuelle Erkenntnisse, Diagnose und Therapie
Masterarbeit
Nach jedem Modul wird das gelernte Wissen überprüft, je nach Modul in Form von Hausarbeiten, (Gruppen-)Präsentation, schriftlicher oder mündlicher Prüfung.
Benötigte Literatur steht digital zur Verfügung
Während des gesamten Studiums werden die Studierenden begleitet und können den Tutorinnen/Tutoren und Dozentinnen/Dozenten Fragen stellen. Die Masterarbeit erfolgt meistens in Form eines Literatur-Reviews. Die Verteidigung der Masterarbeit erfolgt online mittels einer kurzen Präsentation. Anschließend stellen mehrere Prüfende Fragen zur Masterarbeit, die vorab in digitale Form eingereicht wurde. Sämtliche Literatur, die zum Lernen notwendig ist, wird digital zu Verfügung gestellt und kann runtergeladen werden. Damit besteht die Möglichkeit, auch nach Abschluss des Studiums weiter zu lernen, da mehr Literatur zu Verfügung gestellt als abgefragt wird.
Zusammenhänge zwischen Körper und Geist
Vor allem die Zusammenhänge zwischen Körper und Geist sind in diesem Studiengang sehr präsent. Natürlich wird nur mit wissenschaftlich belegten Unterlagen gearbeitet, die ständig aktualisiert werden. Ein Beispiel dafür ist eine Studie von Greywoode et al. (2023) [1]. Hier wurde festgestellt, dass bei Menschen mit einer entzündlichen Darmerkrankung eine erhöhte Prävalenz von psychologischer Not und Bedarf an einer professionellen psychologischen/medizinischen Hilfe besteht.
Weitere Einflüsse auf das Immunsystem und die Psyche
Eine entzündliche Darmerkrankung hat Einfluss auf das Immunsystem, was eine Gingivitis und Parodontitis begünstigten kann. Dementsprechend sollten wir nicht nur die physische, sondern auch psychische Anamnese in der Zahnarztpraxis aufnehmen. Auch eine Studie von Ide et al. (2016) [2] konnte beweisen, dass Parodontitis und Alzheimer eine Korrelation haben können. Beide Erkrankungen treten häufig erst bei älteren Patienten auf, deren Anzahl durch den demographischen Wandel steigt.
Und auch Halitosis kann die Psyche stark beeinflussen, wie Ortiz und Filippi in ihren Studien von 2021 [3] bewiesen haben. Kisely et al. (2016) [4] haben eine Studie veröffentlich, in der die Mundgesundheit von Patienten mit Angststörungen und Depressionen untersucht wurde. Auch hier wurde eine Korrelation gefunden und sollte nicht außer Acht gelassen werden.
Fazit: Dies alles zeigt, dass ein Studiengang, eine Fortbildung oder eine Weiterbildung im Bereich Psychologie sehr relevant ist und einen höheren Stellenwert in der Zahnmedizin und auch der Medizin erhalten sollte.
DH Ester Hoekstra, Börger
Ester Hoekstra beschreibt in einem weiteren Beitrag, wie ihr das im Studiengang Master of Science Psychologische und Komplementäre Medizin erlangte Wissen im Praxisalltag hilft.
Quellen:
1. Greywoode R, Ullman T, Keefer L. National Prevalence of Psychological Distress and Use of Mental Health Care in Inflammatory Bowel Disease. Inflamm Bowel Dis. 2023 Jan 5;29(1):70-75. doi: 10.1093/ibd/izac050. PMID: 35325138; PMCID: PMC9825280.
2. Ide M, Harris M, Stevens A, Sussams R, Hopkins V, Culliford D, Fuller J, Ibbett P, Raybould R, Thomas R, Puenter U, Teeling J, Perry VH, Holmes C. Periodontitis and Cognitive Decline in Alzheimer's Disease. PLoS One. 2016 Mar 10;11(3):e0151081. doi:10.1371/journal.pone.0151081. PMID: 26963387; PMCID: PMC4786266.
3.Ortiz V, Filippi A. Halitosis. Monogr Oral Sci. 2021;29:195-200. doi: 10.1159/000510192. Epub 2020 Dec 21. PMID: 33427224.
4. Kisely S, Sawyer E, Siskind D, Lalloo R. The oral health of people with anxiety and depressive disorders – a systematic review and meta-analysis. J Affect Disord. 2016 Aug;200:119-32. doi: 10.1016/j.jad.2016.04.040. Epub 2016 Apr 21. PMID: 27130961.