Am vergangenen Septemberwochenende lud die Straumann Group Kunden und Partner zu den ersten Esthetic Days nach Baden-Baden – und mit 366 Teilnehmern waren die Räumlichkeiten im Kongresszentrum angenehm gefüllt. Eingestimmt wurden die Gäste beim Forum Markt & Strategie am Freitagvormittag von Holger Haderer, aktuell noch Länderchef von Straumann in Deutschland, ab 1. Januar 2020 im Basler Hauptquartier als Global Head Marketing & Education weiter wirkend. Sein Credo: Nicht stehen bleiben, sondern sich und seine Produkte weiterentwickeln – wie es die Firma Straumann auf ihrem Weg zur heutigen Straumann Group vollzogen habe und weiter praktiziere: „Man muss sich bewegen – besonders, wenn‘s gut läuft!“ Auch der Markt sei immer in Bewegung.
Trends und Konsequenzen
Haderer sieht sein Unternehmen immer mehr auch als Ansprechpartner für betriebswirtschaftliche Belange in einem sich stark wandelnden Markt. So ändern sich die Ansprüche der Patienten (schmerzfreie Behandlung und sofort neue Zähne, ästhetisch, langlebig), aber auch die Demografie hält Überraschungen parat: So werden bis 2024 zehn Millionen Patienten ihre Stammpraxis verlieren, weil sehr viele Zahnärzte keine Nachfolger für ihre Praxis finden (Herausforderungen Generationenwechsel). Zahnärztliche MVZ und Zahnarztketten verzeichnen hohe Wachstumsraten.
Er macht vier Trends im Dentalmarkt aus: 1. Digitalisierung, 2. Konsolidierung („Weltweit agieren im Wesentlichen nur noch fünf große Anbieter – davon ist kein einziger ein reiner Implantatanbieter“), 3. Kundendemografie (weniger Zahnärzte, Feminisierung, mehr Z-MVZ) und 4. Patientenerwartungen (Einfluss Generation X,Y,Z). Schon heute kommen mehr als 50 Prozent der Patienten aufgrund ästhetischer Wünsche in die Praxis, so Haderer.
In der Implantologie gehen die Wünsche in Richtung schnell und sofort, schmerzfrei, langlebig, ästhetisch und bezahlbar. Die Antwort auf diese veränderten Wünsche ist das BLX-Implantatsystem für die Sofortimplantation, das von den weiteren Referenten näher vorgestellt wurde.
„Patienten wollen schneller versorgt werden“
Dr. George Raeber stellte das BLX-Implantat aus entwicklungstechnischer Sicht vor. „Das Implantat verhält sich wie ein Instrument, das Knochen aufnimmt, verlagert beziehungsweise woanders lagert.“ Das Implantat besteht aus dem bewährten Roxolid, auch die SLA-Oberfläche wurden übernommen. Das intelligente Implantatdesign mit sich änderndem Gewindeprofil und dynamischer Span-Nut begünstigt das Dynamic Bone Management, die prothetische Seite besticht durch eine stabile, spaltfreie Verbindung mit kleinerem Konuswinkel, deren Stabilität bei Belastungen zwischen 0 und 460 Newton gleichbleibt. Ein neu konzipierter Implantatbohrer vermindert die Wärmeentwicklung bei der Implantatbettaufbereitung. Das Implantat ist sowohl für die Einzelzahnversorgung als auch für die Versorgung des zahnlosen Kiefers geeignet. „Mit BLX wurde die Sofortimplantation auf ein neues Niveau gebracht“, so Rebers Fazit.
Das Implantat als „letzter Bohrer“
Erste klinische Erfahrungen präsentierten der Frankfurter Zahnmediziner Dr. Puria Parvini, Prof. Gabor Tepper aus Wien und der norwegische Implantologe Eirik Aasland. Die Referenten waren sich einig, dass Straumann sich nach anfänglicher Zurückhaltung in Sachen Sofortimplantate mit diesem System in die vorderste Liga katapultiert habe. Für Tepper ist das BLX Implantat das derzeit innovativste und „um es mal aggressiv auszudrücken, die Waffe der Wahl“. In der Tat war es faszinierend zu sehen, wie Tepper im Video beim Inserieren die Achse des Implantats im Oberkiefer feinjustierte. Auch unterschiedliche Vorgehensweisen – Parvini und Aasland füllen die Alveole auf, Tepper nicht – zeigte bei allen Referenten Erfolge. Tepper sparte nicht mit praktischen Hinweisen: „gedeckte Einheilung hat keine Vorteile – man kauft die Katze im Sack“, „50 bis 60 Prozent der Alveolen können sofortimplantiert werden.“ Und noch einen Tipp gab der Wiener Zahnmediziner den Teilnehmern mit: „Unbedingt die Ausgangssituation der nicht erhaltungswürdigen Zähne dokumentieren!“ Für alle war die Haptik der Insertion und das milde Eindrehverhalten dieses Implantat auch im harten Knochen“ faszinierend anders.
Globale Perspektiven
Das Nachmittagsprogramm eröffnete CEO Marco Gadola mit einem Überblick über die globalen Perspektiven der Straumann Group. Vision des Unternehmens sei es, Menschen zufrieden zu machen und Partner der Wahl für die ästhetische Zahnmedizin zu sein. Das Unternehmen habe sich vom reinen Implantathersteller zum Anbieter holistischer Lösungen entwickelt. Gadola sieht den Aligner-Markt heute in der Phase, in der dentale Implantate vor 20 Jahren waren – „allerdings wird dieser Markt größer sein, als er für Implantate je gewesen ist.“ Gadola wird 2020 das Amt des CEO an Guillaume Daniellot abgeben und in den Verwaltungsrat von Straumann wechseln.
Die zweite Straumannsche Innovation war Thema einer Nachmittagssession: Die Alignertherapie mit dem ClearCorrect-System von Straumann, vorgestellt von Chairman und Kieferorthopäden Woo-Ttum Bittner (Berlin), Familienzahnärztin Dr. Rebecca Komischke (Medebach) und dem Hamburger Zahnarzt Dr. Matthias Müller. Kieferorthopäde Bittner sieht keinen Nachteil in Alignersystemen für Zahnärzte: „So entwickeln die Zahnärzte ein Auge für kieferorthopädische Fehlbildungen und überweisen sogar öfter an den Kieferorthopäden.“ Auch die kieferorthopädische Therapie wird digital unterstützt sanfter und besser plan- und vorhersehbar. In Bittners fünf Berliner Praxen wird auch die Bracket-Therapie praktiziert, jedoch werden die Drähte von Robotern individuell gebogen und so sanfter und effizienter zugleich. Er arbeitet sowohl mit ClearCorrect als auch mit Invisalign.
„Es ist ansteckend, schöne Zähne zu haben“
Dr. Komischke praktiziert in Medebach „im Nirgendwo“ östlich vom sauerländischen Winterberg. Hier behandelt sie alle Altersgruppen und hat sich bei der Alignertherapie für ClearCorrect entschieden. Der höhere Saum reduziere Irritationen an Mundschleimhaut und Zunge – hier sprach sie aus eigener Erfahrung – und überträgt die auftretenden Kräfte besser auf die Zähne, es sind weniger Attachments nötig. Über mangelnde Aufträge ihrer ländlichen Patienten kann sie nicht klagen. Ihr Fazit: „Es ist ansteckend, schöne Zähne zu haben.“
Drei weitere Sessions zu Implantologie und Prothetik, Präventiver und Regenerativer Zahnmedizin und Zahntechnik gaben den Teilnehmern wertvollen praxisnahen Input und Hintergrundinformationen von langjährigen Praktikern. Das Rahmenprogramm mit der Willkommensveranstaltung im Designhotel Roomers und die Abendveranstaltung am Freitag im Baden-Badener Kurhaus ließen kulinarisch und atmosphärisch keine Wünsche offen.
Insgesamt gaben die Esthetic Days einen umfassenden Einblick in die Produkte der Straumann Group und die dahinterstehende Philosophie des Unternehmens, dass sich gerade in den vergangenen Jahren neu aufgestellt hat. (KN, Quintessence News)