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Internationales Osteology Symposium Barcelona mit mehr als 2.400 Teilnehmern aus 80 Ländern

Mit einer Live-OP, durchgeführt von Prof. Istvan Urban, startete das Hauptprogramm des International Osteology Symposiums.

(c) Quintessence News

Dr. Marion Marschall

Gute Stimmung bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, ein Top-Panel an Referentinnen und Referenten aus aller Welt mit aktuellen Vorträgen zur gesamten Palette der Regeneration in der Zahnmedizin, zwei Live-OPs, angeregte Diskussionen mit viel Nutzwert für die Praxis – das International Osteology Symposium in Barcelona am letzten Aprilwochenende erfüllte selbst hohe Erwartungen.

Das von der Osteology Foundation alle zwei Jahre organisierte internationale Symposium fand erstmals seit der Corona-Pandemie wieder als Präsenzveranstaltung statt und zog rund 2.400 Gäste und Referenten aus 80 Ländern in die katalanische Hauptstadt. Das vielseitige und anspruchsvolle Programm deckte alle Aspekte der modernen regenerativen Zahnmedizin auf wissenschaftlicher Basis mit viel Praxisbezug ab und zeigte zugleich neue Entwicklungen und Perspektiven auf – so im Bereich der Blutkonzentrate und der gedruckten resorbierbaren Scaffolds für die Therapie von Hartgewebsdefekten. Begleitet wurde der Kongress von einer Dentalausstellung und einer „Jubiläumsparty“ zum zwanzigjährigen Bestehen der Foundation.

Live-OP als Start

Bei einem am Freitag vierzügigen, am Samstag zweizügigen Programm mit diversen Workshops, zwei Extra-Sessions der spanischen Parodontologen-Vereinigung Sepa und der amerikanischen AAP und zwei Live-Operationen können hier nur einige Aspekte und Eindrücke vorgestellt werden. Standen am Donnerstag im Vorprogramm fast durchgehend gut gebuchte Workshops auf der Agenda, begann der erste Kongresstag mit einer von Istvan Urban – der zusammen mit Pamela McClain auch für das Wissenschaftliche Programm verantwortlich zeichnete – durchgeführten und von Ueli Grunder moderierten Live-OP. In der anspruchsvollen Operation zur Augmentation eines atrophierten retgrograden Unterkiefers zeigte Urban die von ihm mit entwickelten, beschriebenen und in Studien untersuchten Techniken der Augmentation, so die spezielle Präparation der labialen und bukkalen Lappen, die Adaptation der Membranen unter Schutz der Nervaustritte und den spannungsfreien Nahtverschluss.

Vor Jahren noch eine Idee, spielt die digitale Planung der Augmentation inklusive gedruckter Modelle zur Bestimmung des nötigen Volumens oder der passgenauen Präparation der Augmentate heute in vielen Fällen der Geweberegeneration eine selbstverständliche Rolle. Auch Urban arbeitete für seine Live-OP mit einem Modell, um das nötige Aufbauvolumen und die OP besser planen zu können.

Gedruckte resorbierbare Scaffolds

Individuell aufgrund einer 3-D-Planung gefertigte Titanmeshs zur Stabilisierung des Augmentats bei größeren Defekten sind bereits seit längerem im Einsatz, Studienergebnisse dazu wurden auf dem Kongress ebenfalls diskutiert. Die Zukunft könnten nun aber aus resorbierbaren Materialien gedruckte „Osseoshells“ oder Scaffolds sein, die defektindividuell hergestellt werden und nicht wieder entfernt werden müssen. Vorgestellt wurden diese Scaffolds von Saso Ivanovski aus Australien.

Er zeigte ihren noch experimentellen Einsatz bei großen Defekten im Seitenzahnbereich ebenso wie in der Front, wo sie wie ein Schild eingesetzt werden. Die Zwischenräume werden wie in verschiedenen Techniken erprobt mit autologem Knochen oder einem Gemisch mit Knochenersatzmaterialien und gegbenenfalls PRF gefüllt. Die Schalen werden mit Schrauben befestigt und mit Kollagenmembranen abgedeckt. Es liegen aktuell nur vorläufige Daten vor, das Einheilen sei problemlos, der Knochen aber noch nicht zu beurteilen, so Ivanovski.

Das Potenzial von Blutkonzentraten wie PRF/PRGF/L-PRF in verschiedenen Aufbereitungen und Mischungen mit Knochenspänen/Knochenersatzmaterialien wurde ebenfalls diskutiert. So stellte Prof. Andy Timmermann aus Belgien den Einsatz eines L-PRF-Blocks mit Knochenspänen in der Augmentation von Knochendefekten vor. Dieser sei intraoperativ leichter zu handhaben, auch beim Sinuslift.

Regeneration von Furkationsdefekten

Das Potenzial von Schmelzmatrixproteinen (Emdogain/EMD) zur Regeneration parodontaler Defekte ist bekannt. Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen aus Bonn präsentierte in seinem Vortrag anhand der aktuellen Studienlage die Evidenz zur Regeneration von Furkationsdefekten bei Molaren. Hier ist der Grad der zu erreichenden Regeneration stark abhängig von Dimension und Begrenztheit der Furkationsdefekte. Für Klasse-I- und Klasse-II-Defekte seien gute Ergebnisse mit EMD alleine, in Kombination mit Knochen/KEM und Membranen zu erreichen. Für Klasse-III-Defekte gebe es noch keine ausreichende Evidenz.

Vorteilhaft sei, so Jepsen, dass sich die zur Verfügung stehenden Instrumente für die Chirurgie und die Reinigung/Aufbereitung der Defekte stark weiterentwickelt haben, was die erforderliche gute Reinigung einfacher und das chirurgische Vorgehen minimal-invasiver mache. Er zeigte dazu zahlreiche Bilder und Filmsequenzen aus mehr als 20 Jahren Forschungsarbeit zum Thema.

Weichgewebsrezessionen an Implantaten

Weichgewebsrezessionen bei osseointegierten Implantaten ohne Knochenresorption – das wird mit der großen Zahl der über einen langen Zeitraum gesetzten Implantate immer mehr ein Thema. Prof. Dr. Anton Sculean, Bern, stellte eine dafür adaptierte minimal-invasive Tunnel-Technik für den Front- und Seitenzahnbereich vor. Damit diese aufwendige Regenerationstechnik erfolgreich und langzeitstabil ist, kommt es auf eine gute Prothetik und die richtige Gestaltung des Durchtrittsbereichs vom Implantat bis zur klinischen Krone an. Das Design muss das Weichgewebe von Anfang an stützen. Die möglichen Techniken sind auch im ITI Treatment Guide Vol. 12 „Peri-implant Soft-Tissue Integration and Management“ (Quintessenz, 2021) beschrieben.

Battle of Concepts: Extraktionsalveolen

Der zweite Kongresstag brachte ein „Battle of Concepts“ zum Thema intakte und kompromittierte Extraktionsalveolen mit internationalen Referenten und klinisch erprobten, wissenschaftlich untersuchten neueren und älteren Verfahren. Flapless versus Open-Flap, resobierbare Membranen vs. klassische Titanmembranen, gedeckte oder offene Einheilung, mit und ohne Weichgewebsaugmentation, Intra-Alveoläre Augmentation, Sofort- oder verzögerte Implantation – bei korrekter Indikationsstellung und Beherrschung des Materials und der Techniken „funktionieren“ alle vorgestellten Verfahren gut und bieten unterschiedliche Vor- und Nachteile, was Aufwand und Belastung des Patienten angeht.

Gute Forschung und Ausbildung für eine bessere Praxis

Die Osteology Foundation (OF) feiert in diesem Jahr zudem 20. Geburtstag – Anlass, die moderne Foundation, ihre Leistungen und Angebote in einer Pressekonferenz vorzustellen. Dabei beflügelte der Erfolg des Symposiums mit mehr als 2.400 Teilnehmenden aus 80 Ländern, mehr als 100 Experten als Referenten und Moderatoren und durchweg gut besuchten und intensiv diskutieren Workshops und Sessions. „Linking Science with Practice in Regeneration“ ist die Aufgabe, die sich die Foundation gestellt hat. Prof. Frank Schwarz stellte als Vizepräsident die OF vor. Man sei stolz darauf, so viele verschiedene zahnmedizinische Disziplinen unter dem Thema Regeneration zu vereinen. Es gebe keine ähnlich breit aufgestellte globale Spezialistenorganisation. Drei Kernthemen bestimmen die Arbeit. „Wir sind Regeneration“, „Partner in der Forschung“ und „Ausbildung für Sie“ für Anfänger und Experten. Vernetzt ist alles über die Online-und Kommunikationsplattform „The Box“ mit mehr als 28.000 registrierten Nutzern.

Generationen- und themenübergreifend

Pamela McClain stellte heraus, dass die Foundation unter dem Motto „We are Re:Generation“ nicht nur beim Kongress alle Generationen und alle Bereiche widerspiegele, vom Grundlagenwissen über die aktuelle Wissenschaft bis zur klinischen Anwendung deckten Foundation und Symposium alle Bereiche der Regeneration ab. Das bekräftigte auch Istvan Urban: Man habe die erfahrenen Spitzenforscher ebenso wie die jungen Wissenschaftler mit neuer Forschung dabei, die man ermutigen wolle, auf die Bühne zu gehen. Wichtig war ihm auch, dass Geistlich zwar Founding Partner der Foundation ist, das Programm aber komplett unabhängig von Herstellern und Produkten aufgestellt wurde.

1,5 Millionen Euro jährlich für Forschungsförderung

Nikolaos Donos, Chair des Science Committees, stellte die Bedeutung der Forschung heraus. Rund 1,5 Millionen Euro investiert die Osteology Foundation jährlich in die Unterstützung von Forschungsprojekten und Wissenschaftlern, vor allem junge Wissenschaftler. Ein Research Networking Day habe auch in Barcelona wieder der Vernetzung und dem Austausch gedient. Die Förderung läuft über verschiedene, unterschiedlich dotierte und ausgerichtete Grants für Forschergruppen, Projekte und auch Einzelpersonen. Rund 10,5 Millionen Euro seien bislang von der Foundation für Forschung ausgegeben worden. 37 Scholars (Frauenanteil 51 Prozent) hätten davon profitiert, mehr als 300 Publikationen in peer-reviewed Fachjournalen seien erschienen. Dabei stehe die Unterstützung für alle Forschungsbereiche rund um die Regenration offen, sie müssten über reine Produktstudien hinausgehen, hieß es auf Nachfrage.

Zwei junge Nachwuchsforscherinnen – Jeniffer Perussolo aus Brasilien und Ausra Ramanauskaite aus Litauen – berichteten über ihren Weg mit der Unterstützung einer Scholarship, der sie nach London beziehungsweise Frankfurt am Main geführt hat. Beide haben für ihre Forschungen und ihr Netzwerk von dieser Unterstützung profitiert und sich inzwischen fest in der Forschungslandschaft etablieren können.

Für den Bereich Education, also Fortbildung, seien neben der „Box“ mit vielfältigen Angeboten die nationalen Gruppierungen der Osteology Foundation (NOC) entscheidend. Sie organisierten nationale Fortbildungen und Kongresse zusätzlich zu dem nur alle zwei Jahre organisierten International Osteology Symposium. Dieses wird auch 2025 wieder in Barcelona stattfinden, so die Ankündigung.

Dr. Marion Marschall, Berlin

Bibliografía: Quintessence News Interdisziplinär Parodontologie Implantologie Zahnmedizin Fortbildung aktuell

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