Mit zahlreichen Aktionen wollen die Akteure des deutschen Gesundheitswesens am heutigen bundesweiten Hitzeaktionstag auf die Gefahr aufmerksam machen, die Hitze für die menschliche Gesundheit haben kann. „Es ist unsere Pflicht als Ärztinnen und Ärzte, die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels darzulegen und Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit nicht nur zu fordern, sondern aktiv zu unterstützen“, erklärte der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Klaus Reinhardt, im Vorfeld des Aktionstages.
Hitzebedingte Erkrankungen und Todesfälle vermeiden
„Mit dem Hitzeaktionstag wollen wir nicht nur auf die hitzebedingten Gesundheitsrisiken aufmerksam machen. Im Fokus steht die Frage, wie gut Deutschland auf die in Zukunft noch längeren und intensiveren Hitzeperioden vorbereitet ist.“ Ziel müsse es sein, hitzebedingte Erkrankungen und Todesfälle zu vermeiden und das Gesundheitssystem vor einer Überlastung zu bewahren.
Der zweite bundesweite Hitzeaktionstag steht unter dem Motto „Deutschland hitzeresilient machen – wir übernehmen Verantwortung“. Ins Leben gerufen wurde die Initiative von der BÄK, der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit, der Deutschen Krankenhausgesellschaft, dem Deutschen Pflegerat, dem GKV-Spitzenverband und dem Hausärztinnen- und Hausärzteverband. Mehr als 50 weitere Institutionen und Verbände haben sich der Initiative angeschlossen.
„Europa ist der Kontinent, der sich am schnellsten erwärmt“
„Das Jahr 2023 war das bisher wärmste Jahr in Deutschland und in Europa seit dem Beginn regelmäßiger Messungen“, betonen die Initiatoren des Aktionstages. „Europa ist der Kontinent, der sich am schnellsten erwärmt. Der Temperaturanstieg beträgt fast das Doppelte des weltweiten Anstiegs.“ Gleichzeitig gebe es aufgrund der demografischen Entwicklungen deutlich mehr Risikopersonen als auf anderen Kontinenten. „Das führt dazu, dass die Gesundheitsgefahren durch Hitze in Deutschland besonders hoch sind“, heißt es weiter.
Ruf nach gesetzlichem Rahmen
In einem gemeinsamen Forderungskatalog sprechen sich die Organisationen dafür aus, einen klaren gesetzlichen Rahmen für gesundheitlichen Hitzeschutz auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene zu schaffen, in dem Hitzeschutz als Pflichtaufgabe verankert und von Bundes- und Landesebene ausreichend finanziell unterstützt wird. Neben der Verankerung im Gesundheitsrecht solle der Hitzeschutz auch in Gesetzen und Rechtsverordnungen anderer Sektoren berücksichtigt werden, wie etwa dem Bau- oder dem Arbeitsrecht.
Auch aus wirtschaftlicher Perspektive sei die Dringlichkeit sehr hoch, Deutschland hitzeresilient zu machen, so die Organisationen. Daher fordert das Hitzeschutzbündnis die politischen Entscheidungsträger dazu auf, die dazu nötigen Investitionen unverzüglich in den entsprechenden Haushalten und Budgets einzustellen.
„Immer mehr Praxisteams stellen sich die Frage: Wie können wir uns, unsere Räumlichkeiten und Arbeitsabläufe auf Hitzewellen vorbereiten?“, erklärt der Vorstandsvorsitzende der KVWL, Dirk Spelmeyer. Er rief niedergelassene Ärztinnen und Ärzte dazu auf, für ihre Praxen einen Hitzeschutzplan anzufertigen. Musterhitzeschutzpläne gebe es von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.
Klimasensible Beratung vergüten
„Klimasensible Beratung ist ein wichtiger Teil unserer hausärztlichen Arbeit“, betont die Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands, Nicola Buhlinger-Göpfarth anlässlich des Aktionstags. „In unseren Praxen erreichen wir tagtäglich einen großen Teil der Risikopatientinnen und Risikopatienten und können dabei präventiv, aber auch in der Versorgung von Hitzeerkrankungen viel leisten.“
Mit dem Klimawandel erlangten diese Aufgaben einen immer wichtigeren Stellenwert, benötigten dabei aber auch mehr und mehr Zeit. „Wir können in unseren Praxen viel bewirken, brauchen dafür aber auch die entsprechenden Ressourcen“, sagt Buhlinger-Göpfarth. „Daher erwarten wir, dass die Politik Wort hält und die klimasensible Beratung endlich finanziert wird.“
Anpassung an Hitzewellen wirkten allerdings nicht gegen den Kern des Problems: den Klimawandel. „Durch den Klimawandel werden Extremwetterereignisse wie Hitzewellen in Deutschland häufiger und intensiver“, so Wagner. „Deshalb ist die Ursachenbekämpfung unabdingbar: Schützen wir das Klima, schützen wir die Gesundheit!“
„Dachte und hoffte man lange, die Krankenkassen wären, wenn überhaupt, in ferner Zukunft und dann doch eher indirekt betroffen, ist nun zunehmend anerkannt, dass der Klimawandel das Gesundheitswesen schon heute und erst recht morgen direkt beeinflusst“, so Katharina Scherber und Dorothee Christiani in ihrem Beitrag „Wo stehen die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland bezüglich Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Klimaanpassung?“ für die Barmer Institut für Gesundheitssystemforschung
Mit Blick auf Studien zu Abschätzungen der Kosten des Klimawandels für die Gesundheit ließen sich heute schon Auswirkungen der größten Gesundheitsbedrohung für die Menschheit auf die Kostenstruktur der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ableiten. Das tatsächliche Ausmaß der Betroffenheit sei aber noch gar nicht bekannt.