In England ist die Zahl der Zervixkarzinome und seiner Vorstufe CIN3 seit der Einführung der Impfung gegen humane Papillomviren (HPV) im Jahr 2008 bei jüngeren Frauen bereits deutlich gesunken. Erste Zahlen wurden jetzt im Lancet (2021; DOI: 10.1016/S0140-6736(21)02178-4) veröffentlicht, berichtet das Ärzteblatt am 4. November 2021 online.
Die meisten Frauen zwischen 20 und 30 Jahren sind geimpft
Das Zervixkarzinom ist Folge einer chronischen Infektion mit onkogenen HPV-Varianten. In England wurde zu Beginn der Impfung im September 2008 der bivalente Impfstoff Cervarix eingesetzt, der vor den häufigen HPV-Varianten 16 und 18 schützt. Im Jahr 2012 wurde auf den quadrivalenten Impfstoff Gardasil gewechselt, der auch die Varianten 6 und 11 erfasst, die vor allem für Genitalwarzen verantwortlich sind.
Die Impfung wird Mädchen (und mittlerweile auch Jungen) im Alter von 12 bis 13 Jahren angeboten. In den Jahren 2008 bis 2010 wurde zusätzlich ein „Catch Up“-Programm für 14- bis 18-Jährige durchgeführt. Heute sind die meisten Frauen im Alter von 20 bis 30 Jahren geimpft. In dieser Altersgruppe kommt es zu den ersten zervikalen intra-epithelialen Neoplasien (CIN), die in dem fortgeschrittenen Stadium CIN3 bereits als Krebsvorstufe eingestuft werden. Auch Krebserkrankungen sind möglich, wenn auch selten.
Ein Team um Peter Sasieni vom Guy's Cancer Centre in London hat jetzt in einer Beobachtungsstudie die bisherigen Auswirkungen auf die Zahl der Erkrankungen untersucht, die dem Krebsregister gemeldet wurden. Das Ergebnis war ein deutlicher Rückgang sowohl beim Zervixkarzinom als auch bei der Vorstufe CIN3.
Rückgang zwischen 97 und 37 Prozent je nach Altersklasse
Am deutlichsten sanken die Zahlen bei den Frauen, die im Alter von 12 bis 13 Jahren (etwa 8. Schulklasse) geimpft wurden, also in der Regel vor Aufnahme einer sexuellen Aktivität. Die Zahl der Zervixkarzinome ging um 87 Prozent und die Zahl der CIN3-Diagnosen um 97 Prozent zurück.
Bei den Frauen, die im Alter von 14 bis 16 Jahren geimpft wurden, betrug der Rückgang der Krebsfälle 62 Prozent und der Vorstufe CIN3 75 Prozent. Diese Mädchen befanden sich bei der Impfung bereits in den Schulklassen 10 bis 11, in der einige bereits Geschlechtsverkehr hatten.
Nach einer Impfung im Alter von 16 bis 18 Jahren ging die Zahl der Krebserkrankungen nur um 34 Prozent und der CIN3 um 39 Prozent zurück. Dies ist ein Hinweis darauf, dass viele Schülerinnen der Klasse 12 und 13 sich zum Zeitpunkt der Impfung bereits durch Sexualkontakte infiziert hatten. Die Zahlen bestätigen damit die Empfehlung, dass die Impfung möglichst vor Aufnahme der sexuellen Aktivität erfolgen sollte.
Humane Papillomviren (HPV) sind nicht nur die Hauptursache für Gebärmutterhalskrebs, sie können auch weitere Krebsarten auslösen, wie beispielsweise Anal- oder Peniskarzinome und Hals-Rachen-Tumore.
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