Die Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) gilt in Deutschland mittlerweile als Volkskrankheit. Die Ätiologie dieser Strukturanomalie ist zwar noch nicht geklärt, dafür ist die Behandlung der Symptome in den vergangenen zehn Jahren deutlich vorangeschritten. Entscheidend ist hierbei der Schweregrad der Erkrankung und die Therapie-Bereitschaft der jungen Patienten.
In Deutschland sind laut der fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V) etwa 10 bis 15 Prozent aller Grundschulkinder und knapp 30 Prozent der 12-jährigen Kinder von MIH betroffen [1]. Bei der Behandlung ist viel Fingerspitzengefühl gefragt: Die jungen Patienten können unter hypersensiblen Zähnen leiden. Dies beeinträchtigt häufig auch die tägliche Mundhygiene. Hinzu kommt die schmerzempfindliche Reaktion auf Hitze, Kälte und Zähneputzen. Letzteres konterkariert die Therapie, denn die betroffenen Zähne haben einen erhöhten Behandlungsbedarf. Sie können durch den Schmelzdefekt besonders kariesanfällig sein. Zudem reagieren die betroffenen Kinder aufgrund der Schmerzen zum Teil eingeschränkt auf die Lokalanästhesie, was die Therapie erschwert.
Nach den konkreten Ursachen für die auch als „Kreidezähne“ bezeichnete Strukturanomalie der bleibenden Zähne wird noch geforscht. Als sicher gilt, dass die ersten Lebensjahre einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der MIH haben, da in dieser Phase die Mineralisation der Kronen der ersten bleibenden Molaren und Inzisivi stattfindet [2].
Patientenorientierte Behandlung
Eine einheitliche Leitlinie für die Behandlung der MIH gibt es bislang noch nicht. Wissenschaftler der European Academy of Paediatric Dentistry (EAPD) haben jedoch 2010 einen klinischen Fahrplan zur Behandlung der MIH präsentiert [3], demzufolge zunächst geklärt werden sollte, ob es sich um eine milde oder schwere Ausprägung handelt. Im weiteren werden die Hypersensitivitäten betrachtet. Bei der leichten Form der MIH reichen Präventionsmaßnahmen in der Zahnarztpraxis oder zu Hause in der Regel aus. Für die häusliche Anwendung eignen sich GC Tooth Mousse (ohne Fluorid) und MI Paste Plus. Beide Produkte enthalten den Wirkstoff Recaldent, der die Remineralisierung der Zähne fördert und den Zahnschmelz stärkt. Hypersensible Zähne werden damit drei Monate lang morgens und abends drei Minuten vor dem Zähneputzen für 30 Sekunden behandelt. Mit dem Fluoridlack MI Varnish werden sowohl bei milder als auch schwerer MIH die Dentintubuli in der Zahnarztpraxis nach der Prophylaxe versiegelt. Beide Maßnahmen in der Praxis und zu Hause können die Empfindlichkeit der MIH-Zähne reduzieren.
Versorgung in der Zahnarztpraxis
Bei einer schweren MIH können kleinere Fissuren einfach und schnell mit dem flüssigen Glasionomer-Oberflächenschutzmaterial GC Fuji Triage zum Schutz vor Karies abgedeckt werden. Das Verfahren ist für die Patienten schmerzlos und minimalinvasiv. Bereits eingetretene, größere Defekte können mit den Füllungsmaterialien Equia Fil (Glasionomer) und Equia Forte HT (hochviskoses Glas-Hybrid) versorgt werden.
In einigen Fällen ist bei einer schweren MIH eine definitive Füllung aufgrund des Defektes nicht möglich. Hierfür eignet sich ergänzend zu Glasionomeren die Behandlung der Überkappung mit Edelstahlkronen, die zudem mit Glasionomer befestigt werden. Sie dient als Übergangslösung, bis eine definitive Versorgung durch eine indirekte Restauration möglich ist.
Recall wichtig
Wichtig für den Therapieerfolg ist ein (engmaschiger) Recall, denn MIH-Patienten unter anderem aufgrund der höheren Kariesanfälligkeit intensiver kontrolliert und nachbehandelt werden. Dazu zählen sowohl die regelmäßige Kontrolle der Restaurationen als auch die sorgfältige häusliche Mundhygiene. Für den Behandlungserfolg ist die Therapietreue bei der Anwendung der remineralisierenden Materialien entscheidend.
Weitere Informationen stellt GC unter https://gc-produkte.de/mih zur Verfügung. Hier findet sich beispielsweise ein Behandlungsplan für die unterschiedlichen Schweregrade der MIH.
Literatur
1.Rainer Jordan, Wolfgang Micheelis (Gesamtbearbeitung), Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS V), Herausgeber: Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ), Köln, 2016.
2.Weerheijm KL, Jälevik B, Alaluusua S. Molar-incisor hypomineralisation. Caries Res 2001; 35: 390–391
3.Lygidakis NA, Wong F, Jälevik B, Vierrou AM, Alaluusua S, Espelid I. Best Clinical Practice Guidance for clinicians dealing with children presenting with Molar-Incisor-Hypomineralisation (MIH): An EAPD Policy Document. Eur Arch Paediatr Dent. 2010 Apr;11(2):75-81.