Anlässlich des diesjährigen Tags der Zahngesundheit am 25. September betont die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) einmal mehr die Bedeutung von richtiger Zahnpflege, gesunder Ernährung und insbesondere der zahnärztlichen Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern, um den Grundstein für eine lebenslang gute Mundgesundheit zu legen. Der Verband medizinischer Fachberufe weist dabei auf die wichtige Rolle der Zahnmedizinischen Fachangestellten und der Prophylaxefachkräfte in den Praxen hin.
Der Aktionstag weist unter dem Motto „Gesund beginnt im Mund – in Kita & Schule“ diesmal besonders auf die Bedeutung der Gruppenprophylaxe für die Erkennung und Verhütung von Zahnerkrankungen hin. In den vergangenen 30 Jahren sei in Deutschland ein starker Kariesrückgang unter Kindern und Jugendlichen zu verzeichnen. Dank des Zusammenspiels von Individual- und Gruppenprophylaxe gehört Deutschland zu den Ländern mit den niedrigsten Kariesprävalenzen bei Zwölfjährigen, erinnert die KZBV.
Früherkennungsuntersuchungen ab dem 6. Lebensmonat
Der Vorstandsvorsitzende der KZBV, Dr. Wolfgang Eßer, erklärt: „Die regelmäßige Vorsorge schon mit Durchbruch des ersten Milchzahns ist die allerbeste Voraussetzung, um Zähne ein Leben lang gesund zu erhalten. Karies, Zahnfleischentzündungen und mögliche Folgeerkrankungen sowie Zahnverlust lassen sich von Anfang an vermeiden. Eltern sollten deshalb mit ihren Kindern die bereits ab dem 6. Lebensmonat als Kassenleistungen angebotenen zahnärztlichen Früherkennungsuntersuchungen vollständig und regelmäßig wahrnehmen.“
Häusliche Pflege, Individual und Gruppenprophylaxe
In den ersten Lebensjahren liegt die regelmäßige Pflege der Zähne von Kindern in der Verantwortung der Eltern. Nach und nach sollten Kinder dann lernen, die Zähne selbstständig zu putzen. Dazu benötigen sie das richtige Handwerkszeug sowie eine altersgerechte und kontinuierliche Anleitung durch die Eltern. Unterstützt wird die häusliche Pflege der Zähne durch Maßnahmen der Individual- und Gruppenprophylaxe. „Zähneputzen sollte Spaß machen und Kinder im Idealfall zur regelmäßigen Zahnpflege motivieren“, sagte Eßer.
Wichtige Rolle der Fluoride im Kampf gegen Karies
Auch Fluoride helfen dabei, Karies zu vermeiden. Sie härten den Zahnschmelz, schützen ihn vor Säureangriffen von Bakterien und entfalten so eine vorbeugende Wirkung gegen Karies. Meistens ist das natürliche Vorkommen der Fluoride in der Nahrung zu gering für einen ausreichenden Schutz vor Karies, weshalb Fluoride zusätzlich zugeführt werden sollten. „Für die häusliche lokale Anwendung stehen verschiedene Produkte zur Verfügung, wie zum Beispiel fluoridhaltige Zahnpasta. Zusätzlich können in der Praxis noch Fluoridlacke auf die Zähne aufgetragen werden, um den Schutz vor Karies zu verstärken.“
Mundhygiene- und Ernährungsberatung und Besuche beim Zahnarzt
Neben der Mundhygiene zu Hause braucht es deshalb weitere Bausteine, um Kinderzähne von Anfang an wirksam zu schützen: Regelmäßige Mundhygiene- und Ernährungsberatungen und regelmäßige Untersuchungen durch Zahnärztinnen und Zahnärzte. Wenn die ersten Milchzähne im Frontzahnbereich des Unterkiefers durchbrechen, ist das der richtige Zeitpunkt für die erste zahnärztliche Vorsorgeuntersuchung des Kindes in der Praxis. Dort wird nachgeschaut, ob die Zähne richtig durchgebrochen und gesund sind.
Zweimal jährlich zur zahnärztlichen Kontrolle
Von nun an heißt es: zweimal jährlich zur zahnärztlichen Kontrolle, bei Bedarf auch häufiger. Für Kleinkinder von sechs Monaten bis fünf Jahren gibt es spezielle Untersuchungen für die Früherkennung von Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten. Die Kassen tragen die Kosten für insgesamt sechs solcher Untersuchungen ab dem 6. Lebensmonat. Damit der Besuch beim Zahnarzt nicht vergessen wird, hat die KZBV dafür gesorgt, dass im gelben Kinder-Untersuchungsheft („U-Untersuchungen“) entsprechende Verweise vom Arzt zum Zahnarzt aufgenommen wurden.
KZBV möchte einheitliche Dokumentation im „Gelben Heft“
Dieser Verweis dient auch dazu, die Zusammenarbeit von Kinder- oder Hausärzten mit den Zahnärzten generell und nachhaltig zu verbessern und die zahnärztlichen Früherkennungsuntersuchungen noch besser im Bewusstsein der Eltern zu verankern. Die KZBV setzt sich aktuell dafür ein, auch die Dokumentation zahnärztlicher Früherkennungsuntersuchungen einheitlich im gelben Kinder-Untersuchungsheft gemeinsam mit den ärztlichen U-Untersuchungen abzubilden. Dies ist ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung umfänglicher und sektorenübergreifender Prävention.
Individualprophylaxe fasst individuelle Vorsorge zusammen
Bleibende Zähne von Kindern gilt es ebenfalls von Anfang an zu schützen. Auch dabei leisten Zahnärztinnen und Zahnärzte professionelle Hilfe: Um Karies und Zahnfleischerkrankungen vorzubeugen und gegebenenfalls ein Fortschreiten oder neuerliches Auftreten dieser Erkrankungen zu verhindern, bietet die Praxis verschiedene Vorsorgemaßnahmen an. Sie werden als „Individualprophylaxe“ auf den persönlichen Unterstützungsbedarf zugeschnitten. Dazu gehören unter anderem die Untersuchung auf Zahnbeläge und oberflächliche Entzündungen des Zahnfleisches, eine umfassende Aufklärung zur Mundgesundheit und das Auftragen von Fluoridlacken oder -gelen zum Schutz vor Karies.
Fissurenversiegelung und Bonusheft
Zum Schutz vor der im Kindes- und Jugendlichenalter häufig auftretenden Karies der Kauflächen steht mit der Versiegelung von Fissuren und Grübchen bei bleibenden Backenzähnen eine weitere prophylaktische Maßnahme zur Verfügung. Die Leistungen zur Individualprophylaxe ergänzen die halbjährlichen Kontrolluntersuchungen und können bis zum 18. Geburtstag regelmäßig beansprucht werden. Für 12- bis 17-jährige Versicherte ist der halbjährliche Zahnarzttermin zur Individualprophylaxe zudem Voraussetzung für einen höheren Zuschuss der Kasse, falls später Zahnersatz nötig werden sollte. Als Nachweis dient neben dem herkömmlichen Papierbonusheft seit 1. Januar 2022 auch das elektronische Zahnbonusheft als Teil der elektronischen Patientenakte (ePA).
Prävention und Prophylaxe bei Kindern gehören zur ZFA-Ausbildung
Sylvia Gabel, Referatsleiterin für Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA) im Verband medizinischer Fachberufe e.V., macht zum Tag der Zahngesundheit auf die Rolle ihrer Berufskolleginnen und -kollegen bei der Verbesserung der Mundgesundheit der Kinder und Jugendlichen in Deutschland aufmerksam. „Wenn heute 80 Prozent der 12-Jährigen kariesfrei sind, dann ist das auch ein Ergebnis der Teamarbeit in den zahnärztlichen Praxen. ZFA und fortgebildete Kolleginnen und Kollegen, die als ZMP, ZMF oder DH wichtige Aufgaben in der zahnmedizinischen Prophylaxe und Dentalhygiene übernehmen, haben einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet. Die Gruppenprophylaxe in Kitas und Schulen ist - wie auch die Behandlung in der zahnärztlichen Praxis - ohne sie nicht denkbar. ZFA arbeiten dabei nicht nur in der Assistenz, sie erklären den Kindern auch zahngesunde Ernährung, vermitteln ihnen kindgerecht Putztechniken und nehmen ihnen die Angst vor der Behandlung. Das ist bereits Bestandteil der Ausbildung. Nach entsprechender Qualifikation erbringen sie darüber hinaus nach Delegation durch die Zahnärztin oder den Zahnarzt auch weitere Leistungen, die zur Individualprophylaxe gehören.“
Früh und spielerisch das Thema gesunde Zähne vermitteln
Sylvia Gabel gehört als ZMF selbst zu einem Team, das im Rahmen der Gruppenprophylaxe Kitas und Schulen betreut. Sie ergänzt: „Durch den Umgang mit den Kindern wird uns immer wieder bewusst, wie wichtig es ist, frühzeitig das Thema gesunde Zähne anzusprechen und spielerisch zu erklären. Es muss geschafft werden, dass Kinder Lust auf gesundes Leben, auf Sport, Bewegung und Spaß haben. Eine zahngesunde Ernährung gehört dazu und beginnt zu Hause. Wir vermitteln das den Kleinen bei unseren Besuchen im Kindergarten. Wichtig ist aber auch ein anschließender Elternabend, um dabei klarzumachen, wie zahngesunde Ernährung in der Familie funktioniert. Ein gesundes Frühstück ist schnell erklärt und auch demonstriert. Auch das tägliche Zähneputzen sollte in den privaten Haushalten als Ritual gesehen werden, denn ein sauberer Zahn wird nicht krank.“
80 Prozent kariesfrei ist noch nicht das Ende
Ihr Ziel: „Wenn wir das Zähneputzen und gesunde Ernährung etabliert haben und es tagtäglich durchgeführt wird, werden die Zahlen der frühkindlichen Karies deutlich sinken. Denn 80 Prozent kariesfrei ist noch nicht das Ende des Weges.“