Der aktuelle Barmer Zahnreport deutet darauf hin, dass die Mundgesundheit in Deutschland, bemessen an der Zahl an Füllungen, ungleich verteilt ist. Die obersten 10 Prozent der Versicherten zwischen 25 und 74 Jahren wiesen innerhalb von 10 Jahren durchschnittlich 20 Füllungen auf. Dies deutet auf ein alarmierendes Prophylaxedefizit eines Teils der Bevölkerung hin. Nachfolgend erhalten Sie Evidenz, um in der Prophylaxeberatung über einfach umsetzbare häusliche Mundpflege aufzuklären.
Der Barmer Zahnreport hat die individuelle Zahngesundheit von ca. 2,7 Millionen Versicherten verschiedener Altersgruppen anhand der abgerechneten Leistungen von 2012 bis 2021 untersucht. Während sich insgesamt eine positive Entwicklung zeige, wiesen die obersten 10 Prozent der Versicherten zwischen 25 und 74 Jahren durchschnittlich 20 Füllungen auf. Das oberste Prozent kam demnach sogar auf durchschnittlich 34 bis 35 Füllungen. Der Report leitet hieraus unter anderem einen Förderungsbedarf sprechender Zahnmedizin und von Mundhygieneinstruktionen zur stärkeren Eigenbefähigung ab [1].
Putzdauer deutlich kürzer als empfohlen
Das A und O der Vorsorge sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen, die einen positiven Einfluss auf die Parodontitis-Prävalenz aufweisen können. Unerlässlich für den Erhalt der Mundgesundheit ist dabei eine effiziente häusliche Prophylaxe. In der Realität kommt es hier jedoch häufig zu Defiziten:
- ie durchschnittliche Putzdauer beträgt 46 Sekunden statt der empfohlenen 2 Minuten [2,3],
- Zahnseide wird nur von 33 Prozent regelmäßig verwendet [4],
- Interdentalbürsten benutzen gerade mal 8 Prozent [4]
Folgen vernachlässigter Mundhygiene
Die Konsequenzen vernachlässigter Mundhygiene lassen sich leicht im Gespräch mit Patientinnen und Patienten aufzeigen: Verbleibende Bakterien im Mundraum können Mundgeruch und vor allem Gingivitis verursachen. Aus Zahnfleischentzündungen können bei mangelnder Mundhygiene und ungünstiger Veranlagung Erkrankungen wie Parodontitis folgen. Dentale Plaque bleibt zurück, die ein wichtiger Faktor bei der Entstehung von Karies, Gingivitis und letztlich Parodontitis ist. Parodontale Erkrankungen wiederum gelten bei Erwachsenen als eine häufige Ursache für Zahnverlust [5].
Leitliniengerechtes häusliches Biofilmmanagement
Als wirksamste Methode zur Prophylaxe parodontaler Erkrankungen gilt die regelmäßige Entfernung des Biofilms. Die aktuelle S3-Leitlinie „Häusliches chemisches Biofilmmanagement in der Prävention und Therapie der Gingivitis“ spricht sich deutlich für eine Dreifach-Prophylaxe aus Zähneputzen, Nutzung von Interdentalbürstchen oder Zahnseide und Ergänzung einer Mundspülung mit antibakterieller Wirkung aus. Mit höchster Evidenz zeigen laut der Leitlinie Chlorhexidin und Mundspülungen mit einer speziellen Zusammensetzung ätherischer Öle die größten Effekte auf die Zahnfleischgesundheit und Plaque [6].
Zusatznutzen von Mundspülungen mit antibakterieller Wirkung
Zwei klinische Studien aus 2022 bestätigen den Zusatznutzen der Anwendung von Mundspülungen mit ätherischen Ölen (hier: Listerine) zur mechanischen Reinigung im Rahmen der häuslichen Dreifach-Prophylaxe [7,8]. Dieser besteht in:
- • einer 4,6-fach höheren interproximalen Plaque-Prävention zusätzlich zum Zähneputzen im Vergleich zu Zahnseide [7].
- • 28 Prozent mehr interproximaler Plaque-Reduktion bei Ergänzung von Listerine als dritten Schritt versus der Kombination aus Zähneputzen und Anwendung von Zahnseide allein [8].
Eine weitere Studie konnte zeigen, dass es zwischen alkoholhaltigen und alkoholfreien Varianten keinen statistisch signifikanten Unterschied in der Wirksamkeit auf Plaque gibt [9].
Meisterforschte tägliche Mundspülung
Als meisterforschte tägliche Mundspülung bietet Listerine eine sehr gute Kontrolle des dentalen Biofilms und bekämpft 99,9 Prozent der nach dem Zähneputzen verbleibenden Bakterien. Hierfür sorgt die Formulierung mit ihrer einzigartigen Kombination aus bis zu vier ätherischen Ölen (Eukalyptol, Thymol, Menthol sowie Methylsalicylat). Bei der Verwendung sind auch im Langzeitgebrauch keine Verfärbungen der Zähne zu erwarten [6].
Literatur
[1] Rädel M, Priess HW, Bohm S, Walter M: Barmer Zahnreport 2023: S. 73f
[2] Creeth JE et al.: The effect of brushing time and dentifrice on dental plaque removal in vivo. J Dent Hyg. 2009 Summer; 83(3): 111-116
[3] Beals D, Ngo T, Feng Y, Cook D, Grau DG, Weber DA. Development and laboratory evaluation of a new toothbrush with a novel brush head design. Am J Dent. 2000;13:5A-13A
[4] Statista, 2022 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/449791/umfrage/umfrage-zum-haeufigkeit-der-nutzung-von-zahnpflegeprodukten-nach-geschlecht-in-deutschland/ (Seite aufgerufen am 27.06.2022)
[5] Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS V) – Kurzfassung, Institut der Deutschen Zahnärzte im Auftrag von Bundeszahnärztekammer und Kassenzahnärztlicher Bundesvereinigung
[6] DG PARO, DGZMK. S3-Leitlinie: AWMF-Register-Nr. 083-016
[7] Bosma ML et al. Efficacy of Flossing and Mouthrinsing Regimens on Plaque and Gingivitis: A randomized clinical trial. J Dent Hyg. 2022; 96(3):8-20
[8] Milleman J et al. Comparative Effectiveness of Toothbrushing, Flossing and Mouthrinse Regimens on Plaque and Gingivitis: A 12-week virtually supervised clinical trial. J Dent Hyg. 2022; 96(3):21-34
[9] Lynch MC et al.: The effects of essential oil mouthrinses with or without alcohol on plaque and gingivitis: a randomized controlled clinical study. BMC Oral Health. 2018 Jan 10; 18(1): 6. [publication on clinical study: FCLGBP0056]