Das Thema Haftcreme hat in der Zahnmedizin oft keinen leichten Stand. Für viele Menschen mit Teil- oder Vollprothesen sind die Cremes aber eine Hilfe im Alltag – oder könnten es sein. Denn eine gute Haftcreme leistet mehr als nur einen besseren Halt der Prothetik. Aber es kommt auf die richtige Anwendung an. Warum sich Zahnärztinnen, Zahnärzte und Praxisteams in Sachen Haftcremes informieren sollten und warum die richtige Beratung der Patientinnen und Patienten wichtig ist, erklärt Dr. Melanie Baumbach, Senior Scientist Produktentwicklung bei Procter & Gamble, im Interview mit Quintessence News.
Frau Dr. Baumbach, Haftcreme scheint nach wie vor stiefmütterlich behandelt zu werden. Sie dagegen legen einen besonderen Fokus auf diese Produktkategorie. Wie kommt das?
Dr. Melanie Baumbach: Ja, das ist korrekt. Als Senior Scientist in der Produktentwicklung bei P&G beschäftige ich mich im Besonderen mit Haftcreme. Denn gerade bei dem sensiblen Thema Zahnersatz bedarf es weiterer Aufklärungsarbeit aufseiten der Patienten als auch bei Zahnärzten und Praxisteam.
Auf Nutzerseite gibt es im Umgang mit Prothesen sowohl eine bestehende Unsicherheit als auch Unzufriedenheit. So sind 50 Prozent der Träger von Vollprothesen im Alter von 65 Jahren und älter mit ihrer Prothese unzufrieden.1 Doch das muss nicht sein.
Die Experten von blend-a-dent beraten Zahnärztinnen und Zahnärzte bei der Handhabung von Prothesen im Alltag der Nutzer und empfehlen die Anwendung von Haftcremes für einen stärkeren Halt2 sowie besseren Schutz gegen das Eindringen von Speiseresten2 unter die Prothese2. Gerade für Patienten, die zum ersten Mal eine Prothese erhalten, kann diese Anfangsphase mit einigen Herausforderungen verbunden sein. Auch hierfür bietet Haftcreme noch einige zusätzliche Vorteile, um diese Zeit zu erleichtern – Funktionen, an die man beim Namen „Haftcreme“ zunächst gar nicht denken würde. Damit unterstützt Haftcreme auch die wertvolle und exakte Maßarbeit, welche die Zahnärzte und ihre Teams für den Patienten leisten.
Dr. Melanie Baumbach schloss 2000 mit dem Diplom ihr Biologiestudium an der Universität zu Köln ab. Im Jahr 2003 folgte der PhD (Dr. rer. nat.) in Genetik. Von 2003 bis 2005 arbeitete sie als Postdoktorandin und Wissenschaftlerin am Max-Planck-Institut in Köln. Seit 2005 ist Baumbach bei Procter & Gamble beschäftigt. Seit 2021 ist sie Senior Scientist in der Produktentwicklung mit Fokus auf Haftcreme.
In welchen Indikationen wird Haftcreme eingesetzt?
Baumbach: Haftcreme kommt bei Nutzern mit herausnehmbaren Zahnprothesen zum Einsatz, unabhängig davon, ob Voll-oder Teilprothese. Zu diesen zählen jedoch nicht nur ältere Menschen, wie irrtümlicherweise oft angenommen wird. Es kann in jedem Alter und aus verschiedenen Gründen zu Erkrankungen des Zahnhalteapparats kommen: Zahnfleischerkrankungen oder Karies, genetische Veranlagung, Sodbrennen, ektodermale Dysplasie, Sportverletzungen oder Unfälle sowie Krebserkrankungen. Auch nicht vergessen dürfen wir die Menschen, die eine sogenannte Interimsprothese tragen, also einen vorübergehenden Zahnersatz, zum Beispiel im Rahmen einer umfangreicheren Implantatbehandlung.
Inwiefern kann Haftcreme die Lebensqualität der Nutzer verbessern?
Baumbach: Für Prothesenträger sind unbeschwertes Essen, Sprechen oder gar Lachen leider oft keine Selbstverständlichkeit. Die Konsequenz: Ein Einschnitt in die individuelle Lebensqualität. Unsere Mission ist es hierbei, den Prothesenträgern ihre Alltagssorgen beim Thema Zahnersatz zu nehmen. Denn das Tragen einer Prothese sollte heutzutage niemanden mehr einschränken.
Spezielle Haftcremes – wie die blend-a-dent Professional – bieten im Alltag einen deutlichen Mehrwert für Prothesenträger und sind leicht anzuwenden: Die starke Haftwirkung sorgt in Kombination mit der zielgenauen Dosierbarkeit durch die feine Präzisions-Applikatorspitze für eine sichere Versiegelung zwischen Zahnersatz und Zahnfleisch. Kleine Bewegungen der Prothese, die das Zahnfleisch reizen und sogar verletzen können, werden signifikant vermindert. Studien belegen, dass die Verwendung von blend-a-dent Professional Haftcreme solche Mikrobewegungen der Prothese um mehr als 70 Prozent reduziert.3
Können Prothesenträger dank Haftcreme wieder normal zubeißen?
Baumbach: Eine gezielte Nutzung von Haftcreme hilft der Anwenderin/dem Anwender, die Haftwirkung der Prothese zu steigern und somit wieder ein sicheres Gefühl beim Essen und Sprechen zu vermitteln. Haftcreme hilft, die Prothese sicher in ihrer Position zu halten und ein Verrutschen in Alltagssituationen zu verhindern.
Bei sachgemäßer Anwendung bildet die auf die Prothese aufgetragene Haftcreme nach dem Einsetzen eine dünne, elastische Schicht zwischen Zahnersatz und Zahnfleisch. Diese polsternde Schicht fungiert dann auch als „Krümel-Barriere“ und nimmt Speiseresten die Chance, sich unter der Prothese festzusetzen und das Zahnfleisch zu reizen. „Die blend-a-dent Plus Premium“-Haftcreme zum Beispiel bietet eine spezielle Kombination aus Blend-a-dent-Krümelschutz-Technologie und besonders starker Haftkraft. Auch hier hilft die Präzisions-Applikationsspitze dabei, die Haftcreme in durchgehenden Linien einfach auf der Prothese aufzutragen, um einen starken Halt und einen fünfmal besseren Krümelschutz zu erreichen.4
In der zahnärztlichen Ausbildung und auch in der Fortbildung wird das Thema Haftcreme eher stiefmütterlich beziehungsweise gar nicht behandelt oder Haftcreme wird sogar gänzlich nicht in Betracht gezogen. Was würden Sie Zahnärzten inklusive Praxisteam im Hinblick auf Fort- und Weiterbildung empfehlen?
Baumbach: Tatsächlich hat die Haftcreme zu Unrecht einen schlechten Ruf. Im Zahnmedizinstudium ist es sogar oftmals untersagt, Haftcreme zu verwenden. Durch diese Erfahrung wird Haftcreme vom Zahnarzt selbst meist mit der angeblichen Korrektur von Fehlern bei der Herstellung von Zahnersatz in Verbindung gebracht und ist somit negativ behaftet. Das ist so aber auf keinen Fall gedacht. Bei einer schlechtsitzenden Prothese sollte der erste Schritt immer der Gang zum Zahnarzt sein. Die Spezialisten wissen genau, wie hier verfahren werden muss. Haftcreme ist im täglichen Umgang eine wertvolle Unterstützung der zahnärztlichen Arbeit.
Ganzheitliche Gesundheit ist heute wichtiger denn je und umso wichtiger ist die Fortbildung von Zahnmedizinern und Praxisteam dahingehend. Schließlich beginnt Gesundheit im Mund. Und diese beinhaltet nicht nur die Pflege der natürlichen Zähne, sondern auch die der sogenannten „Dritten“. Beim Thema Zahnersatz macht eine professionelle Haftcreme einen entscheidenden Unterschied, denn sie bietet zusätzliche Sicherheit durch Halt und besseren Schutz gegen das Eindringen von Speiseresten unter die Prothese. Letztlich kann dies auch die Zahnfleischgesundheit unterstützen, wie im Falle von blend-a-dent Professional in einer klinischen Studie nachgewiesen.5
Grundsätzlich ist Haftcreme ein eher untergeordnetes Thema und wird oft mit einem bereits ins Alter gekommenen Patientenstamm in Verbindung gebracht. Vor diesem Hintergrund ist es empfehlenswert, dass sich Zahnärzte und Praxisteam über den Einsatz und die Vorteile von Haftcreme für die Verbesserung der Lebensqualität auf dem Laufenden halten, um ihre Patienten entsprechend beraten zu können.
Was gibt es sonst noch bezüglich Haftcreme zu beachten?
Baumbach: Es ist wichtig, den Nutzern neben der Haftcreme-Empfehlung auch eine Hilfestellung zu geben, wie man sie am besten anwendet. Viele Nutzer haben am Anfang beispielsweise Fragen zur richtigen Auftragsmenge, der besten Art der Applikation und wie oft man Haftcreme benutzen sollte. Generell gilt: Bei sachgemäßer Anwendung ist die tägliche Benutzung von Haftcremes sicher. Allerdings sollte man die Nutzer auch darauf hinweisen, dass bei einer zu großen Menge aufgetragener Haftcreme das überschüssige Haftmittel über den Prothesenrand in den Mundraum herausquellen kann (Überpressen). Dies wird von den meisten Anwendern als unangenehm bewertet. Das Geheimnis liegt darin, sich langsam an die richtige Menge heranzutasten – genug, damit die Prothese sicher hält, aber nicht zu viel, um ein unnötiges Überpressen und damit auch Haftcremeverschwendung zu vermeiden.
Angaben zur empfohlenen Auftragsart und -menge finden sich in den jeweiligen Produkt-Packungsinformationen. Wichtig ist dabei zu wissen, dass es große Unterschiede zwischen den Haftcremes gibt, gerade bezüglich Auftragsmuster und zugehöriger Applikationshilfe. Am besten Sie zeigen Ihren Patienten die richtige Art der Dosierung und Auftragung direkt in der Praxis mit Hilfe eines kostenfreien „blend-a-dent Professional Starter-Sets“: Diese sind zum Beispiel über Ihren Oral‑B‑/blend‑a‑dent‑Fachberater oder über die Oral-B-Professional-Website via oralbprofessional.de erhältlich.
Was sollten Zahnärzte den Patienten, Angehörigen oder Pflegekräften zum Thema Prothesenhaftcremes an Informationen und Tipps vermitteln?
Baumbach: Wir versuchen zu vermitteln, dass, auch wenn eine Prothese hervorragend sitzt, die Anwendung von Haftcreme trotzdem ein unterstützender Faktor für die Patientenzufriedenheit sein kann. Sei es ein zusätzlicher „Sicherer Halt“-Aspekt für herausfordernde Alltagssituationen, oder – nicht zu unterschätzen – ein mentales Sicherheitsgefühl für Prothesenträger‚ dass „nichts passieren kann“.
Wichtig ist, dass das Präparat korrekt angewendet wird, um den Nutzern den maximalen Produktnutzen mit möglichst wenig Aufwand in ihrem Alltag zu ermöglichen. Für eine einfache Auftragsroutine eignen sich vor allem Produkte, die eine möglichst schmale Applikationsspitze haben, so dass die Haftcreme auf eine einfache Art richtig dosiert werden kann. Dadurch wird ein Überpressen vermieden und das Tragegefühl direkt nach dem Einsetzen maßgeblich verbessert.
Eine durch Haftcreme gut sitzende Prothese gibt den Trägern wieder mehr Selbstvertrauen. Haben sie das Gefühl, die Prothese sitze nicht richtig, steigt die Befürchtung, sie könnte im Gespräch, beim Lachen oder beim Essen in der Öffentlichkeit verrutschen oder sogar herausfallen. Diese mentale Stresssituation kann der Einsatz von Haftcreme vermeiden und den Patienten ein sicheres Gefühl geben, um wieder am sozialen Leben teilzunehmen. Auch Sportler mit Prothesen setzen auf Haftcreme, weil sie ihnen ein besseres Gefühl gibt. Ob beim Joggen, beim Boxen oder beim Fußball – die Sorge, die Prothese könnte das alles nicht mitmachen, bleibt mit Haftcreme unbegründet.
Wichtig ist auch zu besprechen, wie eine Prothese richtig entfernt und gereinigt wird: Vor dem Herausnehmen der Prothese wird der Mund mit warmem Wasser ausgespült. Anschließend wird die Prothese mit einer sanften Wippbewegung herausgenommen. Verwendet man eine separate Prothesenbürste oder Zahnbürste mit weichen Borsten und trägt ein wenig Prothesenreinigungspaste oder neutrale Seife auf, wird die Prothese mit sanftem Bürsten von Lebensmittelablagerungen, Haftmittelresten und Plaque befreit.
Behalten Sie die Prothese über Nacht gerne ohne Haftcreme im Mund. Da gehören Zähne schließlich hin. Sollten Sie dennoch einmal eine Pause von Ihrer Prothese brauchen, so legen Sie diese nach dem Reinigen in noch feuchtem Zustand in eine Prothesenaufbewahrungsbox.
Quellen:
[1] Kantar Worldpanel re-contact study
[2] gegenüber ohne Haftcreme.
[3] Phyllis Hoke, BA, MEd, Mark Tiede, PhD, Julie Grender, PhD,1 Malgorzata Klukowska, DDS, PhD, Jill Peters, BA,1 & Gregory Carr, PhD: Using Electromagnetic Articulography to Measure Denture Micromovement during Chewing with and without Denture Adhesive. American College of Prosthodontists, S. 6 (2017)
[4] im Vergleich zur Prothesennutzung ohne Haftcreme, https://www.blend-a-dent.de/de-de/blend-a-dent-haftcreme-fur-zahnprothesen/blend-a-dent-plus-beste-krumelschutz-technologie-premium-haftcreme
[5] In einer klinischen Studie (Hoke P, et al. Using Electromagnetic Articulography to Measure Denture Micro-Movement During Chewing with and Without Denture Adhesive. J Prosth 2017: 00; 1-7) führte die Verwendung von Haftcreme bei 100 Prozent der Prothesenträger zu einer geringeren Zahnfleischreizung beim Verzehr harter Speisen im Vergleich zur Verwendung ohne Haftcreme, https://www.blend-a-dent.de/de-de/blend-a-dent-haftcreme-fur-zahnprothesen/blend-a-dent-professional,