„Eigentlich mache ich heute auch nichts anderes als im Kindergarten: Basteln!“, lacht Deborah Sommer, „nur halt auf professionellem Niveau und mit High-Tech-Materialien.“ Die besondere Herausforderung suchte sie schon als Kind. Denn beim Basteln und Handarbeiten konnte das Werkstück nicht anspruchsvoll genug sein. Auf Anregung ihrer Mutter hin probierte sie dann ihr Talent bei einem Schnupperpraktikum im Zahntechniklabor aus. Seitdem hat sie die Leidenschaft für ihren Beruf nicht mehr losgelassen.
Bedingt durch den Schwerpunkt des Lehrlabors wurde hier auch schon der Grundstein für ihre Passion rund um die abnehmbare Prothetik gelegt. Nach einem Wechsel zu einem anderen Dentallabor nahm sie diesen Bereich gleich selbst in die Hand und sorgte dafür, dass der Modellguss nicht mehr nach außen gegeben, sondern inhouse umgesetzt wurde.
Von hoch komplexer Prothetik zum eigenen Labor
Eine besondere Aufgabe waren schließlich komplexe, prothetische Arbeiten, die Deborah Sommer für die zahnmedizinische Klinik der Uni Bern umgesetzt hat. „Solche Prothesen, zum Beispiel für Tumorpatienten, waren schon eine ganz besondere Herausforderung“, erinnert sich die Zahntechnikerin. „Flexibles Denken und ein besonderes Maß an Feingefühl waren in diesem Fall unabdingbar, insbesondere bei der Anpassung. Hier eine praktikable und funktionierende Lösung in Bezug auf Statik, Halt und Ästhetik herzustellen, wenn nur noch die Hälfte des Kiefers vorhanden ist, war eine echte Herausforderung für mich. Gleichzeitig gab es mir aber auch ein tolles Gefühl, wenn man dem Patienten mit einer funktionierenden Lösung etwas Lebensfreude und Qualität zurückgeben kann.“
Zwischendurch machte die Powerfrau aus dem Kanton Solothurn auch noch eine Ausbildung zur Dipl.-Technischen Kauffrau und entschied im Lockdown, dass konsequenterweise jetzt der nächste Schritt erfolgen musste: sich mit der „Zahnfabrik“ den Traum vom eigenen Labor zu erfüllen. Natürlich stehen auch hier Modellguss und abnehmbare Prothetik als Spezialisierung im Mittelpunkt.
Berufsanfänger und Kollegen für individualisierte Prothetik begeistern
In diese Zeit fällt auch ihr Engagement an Berufsfachschulen, ihr umfangreiches Wissen an Lernende in ÜK-Kursen zur Totalprothetik weiterzugeben. Da lag es sehr nahe, dies auch innerhalb der Swiss School of Prosthetics (SSOP) von Candulor zu vermitteln. „Die SSOP ist eine super Plattform, um meine Begeisterung für dieses Fachgebiet mit Lernenden und Kursteilnehmern zu teilen und als interessante Option für die eigene Weiterentwicklung zu beleuchten“, erklärt Sommer ihr neues Engagement für das Fortbildungsinstitut von Candulor. „Mir ist es wichtig, dass es auch für Patienten eine gute Lösung geben muss, die keine Implantate wollen oder bei denen keine Implantate gesetzt werden können. Und hier ist es essenziell, die Theorie auf den einzelnen Fall abzustimmen. Da sehe ich oft Wissensdefizite, die ich in der SSOP eingehend beleuchten möchte: Zum Beispiel, sich die Zeit für eine exakte Modellanalyse zu nehmen oder eine lingualisierte Aufstellung zu machen anstatt eines Kreuzbisses. Auch möchte ich das Bewusstsein schärfen für eine muskelgriffige Gestaltung der Prothesenbasis, anstatt alles glatt zu polieren. Das sind wichtige Details, die eine exzellente Arbeit in der Prothetik ausmachen. Der Schlüssel hierzu liegt in der Individualisierung der Gingiva und in der Individualisierung von Zähnen, Zahnaufstellung und Ästhetik. Eben, dass am Schluss niemand erkennt, wenn jemand eine Prothese trägt, weil sie so natürlich aussieht. Herausforderungen, die ich liebe, wie auch die Freude der Patientinnen und Patienten darüber, dass die Prothese auch in der Langzeitbetrachtung super funktioniert.“
Durch analoges Wissen erfolgreicher in der digitalen Welt
Diesem Anspruch wird die SSOP mit ihrem Fortbildungskonzept 1:1 gerecht, da sie auf eine grundlegende theoretische und praktische Vermittlung in Kursen setzt, die das Wissen umfassend und in aufeinander aufbauenden Lektionen vermitteln. Mit dem neuen Teacher wird die Präsenz der SSOP in der Schweiz weiter ausgebaut, um bei der beruflichen Aus- und Weiterbildung sowohl zahntechnisch als auch universitär zu unterstützen. Das Kursangebot reicht dabei aktuell von Repetitorien zum Thema Zahnprothetik für Lernende bis zu den Prothetik Fortbildungsmodulen in Theorie und Praxis.
Da es auf dem Schweizer Dentalmarkt außer Anwendungskursen nur noch sehr wenige Fortbildungsangebote für die Totalprothetik gibt, schließt die SSOP hier eine wichtige Lücke, mit einer wirklich fundierten und vor allem umfassenden Fortbildungsreihe zum Thema Abnehmbare Prothetik. Diese Fortbildungsformate sind für Lernende und Mitarbeiter von zahntechnischen Labors gleichermaßen interessant. Hier möchte der neue Teacher mit der SSOP Überzeugungsarbeit leisten: „Ohne Basiswissen und analoges Know-how ist die Digitalisierung und die Technologie nur die Hälfte wert. Sonst kann es passieren, dass in den Kursen die Seitenzähne auf der falschen Seite aufgestellt werden.“
Das Denken nicht der Software übergeben
Die Entwicklung, sich immer stärker auf die Algorithmen zu verlassen, begleitet Sommer kritisch: „Wir müssen aufpassen, unsere Konzeption und unser Denken nicht immer mehr und mehr an die Software zu übergeben. Wir müssen wieder mehr unsere Raffinesse ins Spiel bringen. Dann wird etwas Schönes daraus. Klar, so eine digitale Zahnbibliothek ist schon toll und auch die Software kann schon einiges. Aber da sind wir wieder bei der Individualisierung“, kommt sie wieder auf Ihr Leitmotto zurück. „So ein Gebiss ist eine komplexe Sache. Je mehr ich durch die analoge Aufstellung und Dreidimensionalität die Zusammenhänge verstehe, kann ich durch das Zusammenspiel der Elemente zu einem Ergebnis kommen, das den Patienten rundherum überzeugt. Dieses Bewusstsein zu schaffen, ist meine nächste Herausforderung.“