„Alles bleibt anders – die Verantwortung bleibt bei uns“: Der Titel des von Merz Dental und dem Quintessenz Verlag ausgerichteten Prothetik Symposiums spiegelt die rasanten Veränderungen der Zahntechnik wider. Das betonte auch Friedhelm Klingenburg, Geschäftsführer von Merz Dental, bei der Begrüßung der rund 450 Teilnehmer am ersten Advent in Berlin.
Die Referenten des Tages schilderten dementsprechend den Umgang mit neuen Technologien und Materialien und die sich daraus ergebenden Workflows, zeigten aber auch besonders gut gelöste Fälle mit zum Teil schwierigen Ausgangslagen. „Ich hoffe, dass Sie Inspiration und Motivation für den Alltag mitnehmen“, sagte Johannes Wolters, Verlagsleiter des Quintessenz Verlages, an die Adresse des Auditoriums.
Kieferrelation und reale Situation
ZTM Jan-Holger Bellmann aus Rastede machte in seinem Vortrag darauf aufmerksam, dass die Grundlage für die Beseitigung einer Formstörung nicht immer ein idealtypisches Gebiss sein kann, sondern dass auch pathologische Wirkungen der Restauration, die Effizienz einer Behandlung und selbstverständlich auch das Anliegen des Patienten in die Planung mit einbezogen werden müssen. Ähnlich wie Jan-Holger Bellmann äußerte sich ZTM Volker Hamm aus Meschede. Er wies auf die Wichtigkeit einer korrekten Kieferrelationsbestimmung bei der Herstellung von Prothesen hin. Viele Wachsbissnahmen, die er erhalte, seien schlicht nicht verwendbar. Es passiere immer wieder, dass Kiefergelenke für eine Restauration in die richtige Position gebracht werden, dann aber die Bisslage nicht mehr stimme.
Den ausführlichen Bericht zum 22. Prothetik Symposium lesen Sie in der Ausgabe 1/19 der Quintessenz Zahntechnik.
Diplomingenieur Frank Hornung aus Chemnitz, Dr. Jörg Mudrau aus Ludwigsau und ZTM Pawlos Stilos aus Eutin erläuterten die CranioPlan 3-D-kephalometrische Analyse zur Planung und Herstellung von Zahnersatz anhand verschiedener Fallstudien. Vorteile des CranioPlan-Systems seien unter anderem eine gute und klare Kommunikation zwischen Behandler und Zahntechniker und eine schnelle Herstellung der Prothese.
Die beiden Moderatoren der Veranstaltung, PD Dr. Frederik Güth (München) und ZTM Hans-Jürgen Stecher (Wiedergeltingen), widmeten sich in ihrem Vortrag der Frage nach der Gratwanderung zwischen klassischer Zahntechnik und moderner Technologie. Dr. Christin Arnold von der Universitätsklinik in Halle verglich die Passgenauigkeit gedruckter Modelle aus den Druckern Form 2 (Formlabs) und ProJet 660 Pro (3D Systems) und stellte die Frage nach der Kompatibilität mit dem Medizinproduktegesetz (MPG).
PAEK – ein besonderes Material
Auf ein besonderes Material ging PD Dr. Bogna Stawarczyk (München) ein: Polyarylaetherketon (PAEK). Der Kunststoff wurde bereits 1978 entwickelt und wird seit 2006 in der Zahnmedizin eingesetzt. Seine Unterklassen können gepresst und gefräst werden, liegt in verschiedenen Farben von perlweiß über dentinfarben bis grau und gingivafarben vor und sind für verschiedene Indikationen verwendbar, je nach Material. PAEK ist ziemlich resistent gegen Verfärbungen und nur schlecht löslich. Für Stawarczyk ist der Kunststoff ein Hochleistungswerkstoff, bei dem der Anwender aber jeweils genau wissen muss, welche Variante er vor sich hat.
MDT Shahab Esfarjani aus Jenbach (Österreich) stellte eine Arbeit vor, in der der Oberkiefer mit einer implantatgetragenen Stegprothese aus dem Hochleistungskunststoff PEEK versorgt wurde, der Unterkiefer aus einer okklusal verschraubten Prothese ebenfalls aus PEEK. Für ihn ist PEEK aufgrund seiner besonderen Eigenschaften der Werkstoff der Zukunft.
Digitale Totalprothetik
PD Dr. Jeremias Hey von der Universitätsklinik Halle beschrieb anhand einiger Fälle aus der Praxis den Workflow bei der digitalen Herstellung von Totalprothesen mit dem Baltic Denture System von Merz Dental.
Unterschiedliche Interpretationen einer Aufgabe – ZTM Björn Czappa aus Oldenburg ließ für einen Patienten von sechs verschiedenen Zahntechnikern Restaurationen herstellen. Heraus kamen sechs verschiedene Varianten dessen, was zum Patienten und seinen Wünschen passen könnte.
Das nächste Prothetik Symposium findet am 30. November 2019 wieder in Berlin statt.
Saphir Robert, Berlin