OriginalarbeitSprache: DeutschDas lokale Immunsystem der oralen Mukosa umfaßt die rezirkulierenden immunkompetenten Zellen sensu strictu (B- und T-Lymphozyten, dendritische Zellen (Langerhanszellen)) und ortsständige Zellen des Epithels und Bindegewebes. Beide Zellsysteme kommunizieren über direkte Zellkontakte und kurzstreckig (parakrin) wirksame Botenstoffe (Zytokine) untereinander. Am Beispiel von HIV-Infektion, Parodontitis, Lichen planus und oralen Präkanzerosen und Karzinomen wird aufgezeigt, daß aus Störungen dieses komplexen zellulären und molekularen Netzwerkes pathogenetisch unterschiedliche Erkrankungen mit häufig gleichartigem klinisch-makroskopischem und mikroskopischem Phänotyp (z.B. Keratosen, entzündliche Stromreaktionen) resultieren. Aufgabe der modernen klinischen Pathologie ist es, die zunehmende Kenntnis um molekulare Faktoren (z.B. spezifische Autoantikörper und autoaggressive T-Zell-Klone, Dysregulationen der Entzündungsmediatoren einschl. Adhäsionsmoleküle, spezifische Modifikationen des Zielgewebes) bei entzündlichen und neoplastischen Mundschleimhauterkrankungen zu nutzen und in der diagnostischen Routine als "Marker" zu testen. Damit verbinden sich große Hoffnungen auf eine präzisere Basis für gezielte therapeutische Eingriffe.