OriginalarbeitSprache: DeutschDystonien, die dem großen Spektrum der Bewegungsstörungen zugeordnet werden, sind muskuläre Hyperaktivitäten, die sich durch unwillkürlich auftretende, länger anhaltende Muskelkontraktionen auszeichnen. Charakteristisch für diese simultanen Kontraktionen von agonistischen und antagonistischen Muskelgruppen sind abnorme Haltungen und Bewegungsmuster. So werden unter dem Oberbegriff der oromandibulären Dystonien (OMD) primär dystone Bewegungsmuster der Kaumuskulatur, der perioralen und submentalen Muskulatur sowie der Mundbodenmuskulatur zusammengefasst. Eine Erweiterung dieser Definition lässt auch eine Einordnung pathologischer Bewegungsmuster der Zungenmuskulatur zu, deren Auftreten als Kombinationssymptomatik nicht selten ist. Die unwillkürlichen dystonen Muskelkontraktionen stellen sich extraoral als unkoordinierte Kieferbewegungen dar, die sich nicht nur im Rahmen des Kauvorgangs zeigen, sondern auch spontan auftreten können [3, 5, 11]. Hinzu kommt ein häufig stigmatisierender, grimassenhafter Gesichtsausdruck aufgrund einer Beteiligung der mimischen Muskulatur. Funktionelle Einschränkungen im Bereich der Sprachbildung, des Kau- und Schluckvorgangs sind weitreichende Folgen. Intraoral zeigen sich als sekundäre Symptome Traumata der Zähne in Form von starken Attritionen und Abrasionen, eines verfrühten Zahnverlustes infolge des permanenten Bruxierens, sowie Einbisse in Wange und Zunge [2, 13]. Des Weiteren sind Symptome einer kraniomandibulären Dysfunktion (CMD) wie Muskelhypertrophien, eine ausstrahlende Schmerzsymptomatik in den Bereich der betroffenen Kiefermuskulatur und/oder des Kiefergelenks sowie eine eingeschränkte Mundöffnung zu beobachten. Aufgrund der Beteiligung oraler und dentaler Strukturen suchen viele Betroffene anfänglich Hilfe bei ihrem Zahnarzt. Hierbei besteht die Gefahr einer Verwechslung der OMD mit einer CMD, was zu unzureichenden Behandlungen in Form von Funktionstherapie und/oder Erneuerung des Zahnersatzes führen kann und eine richtige Diagnosestellung und adäquate Therapie verzögert oder sogar verhindert.
Schlagwörter: oromandibuläre Dystonie, Botulinumtoxin, Meige-Syndrom, Blepharospasmus, Dystonie, Nebenwirkung der Botulinumtoxin-Injektionstherapie