Sonstiges GesellschaftDOI: 10.3238/dzz.2015.0293Sprache: DeutschSchwendicke, Falk / Hüttig, Fabian / Jordan, A. Rainer / Listl, Stefan / Dörfer, ChristofVersorgungsforschung stellt neben der Grundlagenforschung und der klinischen Forschung eine eigene Forschungsebene dar. Sie beschreibt, analysiert und interpretiert die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung unter Alltagsbedingungen. Gegenstand der Versorgungsforschung ist die sogenannte "letzte Meile des Gesundheitssystems", also die Kranken- und Gesundheitsversorgung in Krankenhäusern, (Zahn-)Arztpraxen und anderen Gesundheitseinrichtungen. Das wesentliche Charakteristikum der Versorgungsforschung ist, die Wirksamkeit von gesundheitsrelevanten Produkten und Dienstleistungen, Systemen und Abläufen unter Alltagsbedingungen zu beschreiben. Diese Alltagswirksamkeit wird als relative Wirksamkeit (effectiveness) im Vergleich zur absoluten Wirksamkeit (efficacy), die in der klinischen Forschung betrachtet wird, bezeichnet. Letztere findet unter weitgehend idealen, hoch-standardisierten Bedingungen statt und zielt darauf, die prinzipielle Wirkung weitgehend unabhängig von individuellen Einflussfaktoren seitens der Patienten zu beschreiben. Die aus absoluter und relativer Wirksamkeit resultierende Lücke wird als effectiveness gap bezeichnet. Sie beschreibt, dass Therapien im Versorgungsalltag mitunter ganz andere Auswirkungen zeigen als in klinischen Studien. Das Verhältnis der Wirksamkeit unter Alltagsbedingungen zum dafür notwendigen Aufwand wird als efficiency bezeichnet und ist ebenfalls Gegenstand der Versorgungsforschung. Ein führendes Beispiel der Zahnmedizin ist bisher der Beleg zur Wirksamkeit von Prävention [32, 48].
Schlagwörter: komplexe Interventionen, Organisationsforschung, Positionspapier, Primärdaten, Register, Sekundärdaten, Versorgungsforschung, Zahnmedizin