Open AccessSeiten: 39-50, Sprache: Englisch, DeutschBernhardt, Olaf / Kordaß, Bernd / Meyer, GeorgDer Nutzen von Geräten zur Bewegungsaufzeichnung des Kiefers (Axiographie) zur Diagnose von kraniomandibulären Dysfunktionen (CMD) ist noch immer unklar, da keine allgemein akzeptierten Leitlinien zur Interpretation solcher Registrate existieren. Das Ziel dieser Studie war es, den diagnostischen Nutzen eines computergestützten Systems zur Aufzeichnung von Kieferbewegungen zur Beurteilung von kiefergelenksbezogenen CMD zu bewerten. Insgesamt 307 Probanden (167 Frauen und 140 Männer, mittleres Alter: 35,9 ± 7,6 Jahre) wurden aus der bevölkerungsbezogenen epidemiologischen Querschnittsstudie "Study of Health in Pomerania" (SHIP) für diese Untersuchung ausgewählt. Die Daten wurden mittels Magnetresonanztomographie (MRT), dreidimensionaler computergestützter Axiographie und klinischer Funktionsanalyse erhoben. Die MRT-Untersuchung ergab bei 464 Gelenken die Diagnose keine Diskusverlagerung (KDV), bei 107 Gelenken eine partielle Diskusverlagerung (PDV), eine vollständige Diskusverlagerung mit Reposition (VDR) bei 5 Gelenken und eine vollständige Diskusverlagerung ohne Reposition (VDOR) bei 36 Gelenken. Unter Verwendung des MRT als Goldstandard konnte die elektronische Bewegungsaufzeichnung des Kiefers mit einer Sensitivität von 79 % für rechte Gelenke und 74 % für linke Gelenke eine Diskusverlagerung von gesunden Gelenken unterscheiden. Die Spezifität der Axiographie lag bei 85 % für die rechte und 86 % für die linke Seite. Es bestand keine signifikante Korrelation zwischen klinischen Symptomen wie Druckdolenz der Kiefergelenke oder der Patientenangabe von Schmerzen der Kiefergelenke und der Axiographie- oder MRT-Diagnose. In Bezug auf Diskusverlagerungen im Kiefergelenk konnten die Sensitivität und Spezifität der elektronischen Kieferbewegungsaufzeichnung im Vergleich zum MRT als Goldstandard ein akzeptables Niveau erreichen. Für die Diagnose schmerzhafter CMD-Symptome sind sowohl die Axiographie als auch das MRT von geringem Wert. Hier sollten klinische Untersuchungsmethoden eingesetzt werden.
Schlagwörter: kraniomandibuläre Dysfunktionen, Kiefergelenkserkrankungen, Diskusverlagerung, computergestützte Bewegungsaufzeichnung der Kiefergelenke, Magnetresonanztomographie, Sensitivität, Spezifität