Seiten: 127-146, Sprache: Englisch, DeutschStrobel, Sabrina / Möller, Dirk / von Piekartz, Harry J. M.Eine PilotstudieMithilfe der Elektromyografie (EMG) konnte in einigen Studien der Einfluss von Beißkräften auf die Aktivierung der Halswirbelsäulenmuskulatur festgestellt werden. Im Rahmen der vorliegenden Pilotstudie wurde erstmalig die Hypothese getestet, dass maximale und/oder submaximale Beißkräfte sowohl bei CMD-Patienten als auch bei einer Kontrollgruppe einen signifikanten Einfluss auf alle zervikalen physiologischen Wirbelsäulenbewegungen haben. 20 Frauen wurden anhand eines validierten Fragebogens in eine CMD-Gruppe (n=10) und eine Kontrollgruppe (n=10) eingeteilt.
Mit dem WinSpine-System wurde das zervikale Bewegungsausmaß (Flexion/Extension/Rotation/Lateralflexion) quantifiziert. Zur Evaluation der Beißkräfte diente das biteFork-System, wodurch eine Aufzeichnung der Kräfte an den Molaren 15/16 und 25/26 ermöglicht wurde. Die Messungen der zervikalen Wirbelsäulenbeweglichkeit erfolgten ohne sowie mit 25 %iger und 100 %iger Beißkraft. Zur Auswertung wurden die Differenzen der Bewegungsausmaße ohne und mit Beißmanövern herangezogen. Abschließend wurde eine Kiefergelenksuntersuchung durchgeführt, die eine Evaluation des Bewegungsausmaßes der Mandibula beinhaltete.
In der Kontrollgruppe wurde ein signifikanter Unterschied zwischen der Rotation nach links ohne und mit 25 %iger Beißkraft (p0,05) festgestellt. Innerhalb der CMD-Gruppe stellte sich die Differenz zwischen der Flexion ohne und mit 25 %iger Beißkraft (p0,05), der Extension mit 25 %iger und 100 %iger Beißkraft (p0,05) sowie der Rotation nach links mit 25 %iger und 100 %iger Beißkraft (p0,05) als signifikant heraus. Beim Vergleich der Daten zwischen den Gruppen bestand ein signifikanter Unterschied zwischen der Flexion ohne und der mit 25 %iger Beißkraft (p0,05) sowie zur Rotation nach links mit 25 %iger und 100 %iger Beißkraft (p0,05).
Die eingangs formulierte Hypothese, dass die Beißkraft alle sechs zervikalen Wirbelsäulenbewegungen signifikant beeinflusst, kann nicht bestätigt werden, da lediglich eine von 12 Bewegungen unter Belastung in der Kontrollgruppe und fünf von 12 Bewegungen bei den CMD-Patienten signifikante Unterschiede zur unbelasteten Kontrollaufgabe zeigten. Dennoch weisen die Ergebnisse auf eine Verbindung des kraniomandibulären und kraniozervikalen Systems auf neuromuskulärer Ebene hin. Größere und homogenere Stichproben sowie der Einsatz weiterer Messinstrumente wären für weitere Studien zielführend.
Schlagwörter: kraniomandibuläre Dysfunktion, Halswirbelsäule, Bewegungsausmaß, submaximale Beißkraft, maximale Beißkraft