Parodontologie, 4/2019
Seiten: 367-386, Sprache: DeutschWalter, Clemens / Müller, Andreas Albert / Schmidt, Julia CarolineEin FallberichtIm Rahmen einer Fokussuche wurde ein Patient mit vorliegendem Hirnabszess an die Universitätszahnkliniken Basel überwiesen. Dort wurde die parodontale Diagnose einer "schweren, generalisierten chronischen Parodontitis (Typ II.B)" gestellt und eine systematische Parodontitistherapie in Rücksprache mit den betreuenden Ärzten geplant. Die nichtchirurgische Instrumentierung erfolgte bei bestehender intravenöser Breitspektrumantibiose und führte zu einer deutlichen Verminderung der Sondierungstiefen. Der Patient befindet sich in regelmäßiger neurochirurgischer Kontrolle und wurde in die dreimonatige unterstützende parodontale Therapie (UPT) aufgenommen. Im Laufe dieser nunmehr elfjährigen Behandlungsphase erfolgten lokale resektive (Tunnelierung) und mukogingivalchirurgische Eingriffe (freie Schleimhauttransplantate). Dieser Fallbericht zeigt eine mögliche Assoziation unzureichender parodontaler Gesundheit mit dem schweren, in diesem Fall lebensbedrohlichen Krankheitsbild eines Hirnabszesses. Durch die gute Zusammenarbeit mit den behandelnden Ärzten konnten Zahnextraktionen vermieden und die parodontale Gesundheit etabliert und erhalten werden.
Schlagwörter: Parodontitis, Hirnabszess, systematische Parodontitistherapie, resektive Parodontalchirurgie, plastische Parodontalchirurgie
Parodontologie, 4/2019
Seiten: 407-418, Sprache: DeutschSchmidt, Julia Caroline / Walter, ClemensParodontitis als Manifestation einer systemischen Erkrankung (HIV-Infektion)Parodontologie, 2/2019
Seiten: 171-180, Sprache: DeutschSchmidt, Julia Caroline / Walter, ClemensEin UpdateIn Biofilmen etablierte orale Bakterien sind wesentliche Faktoren für die Entstehung parodontaler Erkrankungen. Die mechanische Biofilmentfernung im Rahmen der täglichen Mundhygiene ist daher Voraussetzung für den Erfolg der parodontalen Therapie. Jedoch stellt die Reinigung schwer zugänglicher Bereiche wie der Zahnzwischenräume für die meisten Patienten ein Problem dar. Inwiefern die Adhäsion von Bakterien an festen Oberflächen wie den Zähnen durch sogenannte hydrodynamische Effekte beeinflusst werden kann, war und ist Gegenstand aktueller Forschungsprojekte. Es wurde angenommen, dass Schallzahnbürsten hydrodynamische Effekte, d. h. eine "Reinigungswirkung" ohne direkten Borstenkontakt, erzeugen. In aktuellen Studien aus der Basler Gruppe wurde gezeigt, dass nur bestimmte Schallzahnbürsten einen In-vitro-Multispeziesbiofilm ohne direkten Borstenkontakt in einem Zahnzwischenraummodell reduzieren können. Dabei scheint die Schwingungsfrequenz der Borstenbewegungen eine wesentliche Rolle zu spielen. Diese Erkenntnisse sind vielversprechend hinsichtlich einer Verbesserung und Vereinfachung der täglichen Mundhygiene durch Schallzahnbürsten. Eine Beurteilung der klinischen Wirkung ist jedoch anhand der bisherigen Studien noch nicht möglich. Dies ist Gegenstand aktueller weiterführender Projekte.
Schlagwörter: Biofilm, Interdentalraumhygiene, Schallzahnbürsten, hydrodynamische Effekte
Parodontologie, 3/2018
Seiten: 239-254, Sprache: DeutschSchmidt, Julia Caroline / Walter, ClemensEin FallberichtDer vorliegende Patient litt seit mehr als 15 Jahren an einer HIV-Infektion, die mit der Einnahme hochaktiver antiretroviraler Medikamente kontrolliert wurde. Nach der parodontalen Diagnosestellung "nekrotisierende ulzerierende Parodontitis (Typ V.B) bei bestehender generalisierter chronischer Parodontitis (Typ II.B)" erfolgte eine systematische Parodontitistherapie unter besonderer Berücksichtigung der schweren systemischen Erkrankung. Durch die enge Zusammenarbeit mit der betreuenden Infektiologin war die kontinuierliche Einsicht in die hämatoimmunologischen Werte des Patienten (CD4-Zellzahl, CD4/CD8-Verhältnis, HI-Viruslast) möglich. Die nichtchirurgische antiinfektiöse Therapie wurde durch die systemische Gabe des Antibiotikums Azithromycin ergänzt und führte zu einer deutlichen Verminderung der Sondierungstiefen. Die Wahl der adjuvanten Antibiose wurde unter Berücksichtigung möglicher Wechselwirkungen mit den antiretroviralen Medikamenten des Patienten sowie unter Abwägung des Risikos einer opportunistischen Infektion getroffen. Neben der alio loco durchgeführten Überwachung der HIV-Infektion befand sich der Patient zur Aufrechterhaltung der parodontalen Situation in dreimonatiger unterstützender parodontaler Therapie.
Schlagwörter: generalisierte chronische Parodontitis, nekrotisierende ulzerierende Parodontitis, HIV- Infektion, AIDS, systematische Parodontitistherapie, adjuvante systemische Antibiose
Implantologie, 4/2017
Seiten: 357-366, Sprache: DeutschSchmidt, Julia Caroline / Zitzmann, Nicola UrsulaDie periimplantäre Nachsorge ist für einen langfristigen Implantaterfolg unerlässlich, da ein frühzeitiges Erkennen sowie die Prävention periimplantärer Erkrankungen nur durch regelmäßige Untersuchungen und eine professionelle Unterstützung der individuellen Mundhygienemaßnahmen möglich ist. Aktuellen epidemiologischen Daten zufolge sind ca. 43 % der Patienten von einer periimplantären Mukositis und 22 % der Patienten von einer Periimplantitis betroffen. Dabei zeigen klinische Studien übereinstimmend, dass Patienten mit konsequenter Implantatnachsorge ein geringeres Risiko für das Auftreten entzündlich bedingter periimplantärer Erkrankungen aufweisen. Neben einer Reevaluation der Risikofaktoren und einer umfassenden Diagnostik der periimplantären und parodontalen Gewebe umfasst die periimplantäre Nachsorge auch präventive und therapeutische Maßnahmen. Diese haben das gemeinsame Ziel, eine andauernde bzw. wiederholte Biofilmbildung auf den Implantatoberflächen zu verhindern. Damit dieses Biofilmmanagement im Rahmen der periimplantären Nachsorge erfolgsversprechend und nachhaltig durchgeführt werden kann, sind bereits während der Implantatinsertion und Eingliederung der prothetischen Versorgung verschiedene chirurgische und rekonstruktive Faktoren zu berücksichtigen.
Schlagwörter: periimplantäre Nachsorge, periimplantäre Erkrankungen, periimplantäre Mukositis, Periimplantitis, Prävalenz, Risikofaktoren, Prävention
Parodontologie, 4/2014
Seiten: 435-444, Sprache: DeutschSchmidt, Julia Caroline / Buset, Sabrina Lill / Rodríguez, Fabiola-Regina / Weiger, Roland / Walter, ClemensVerschiedene Bluterkrankungen wie Neutropenien zählen zu den systemischen Krankheiten, die mit einem erhöhten Parodontitisrisiko assoziiert sind. Das Ziel der vorliegenden Literaturübersicht war, das klinische Erscheinungsbild und die Therapiemöglichkeiten bei "Parodontitis als Manifestation einer Neutropenie" zu evaluieren. Da keine klinischen Studien zu dieser Thematik identifiziert werden konnten, wurden ausschließlich Fallberichte (24 Publikationen, 33 Patienten) eingeschlossen. Bei unterschiedlichen neutropenischen Krankheitsbildern lagen parodontale Symptome in generalisierter oder lokalisierter Ausprägung vor. In enger interdisziplinärer Zusammenarbeit mit den internistischen Kollegen wurde eine komplexe Therapie durchgeführt, wobei bei vielen Patienten eine Verbesserung der hämatologischen Problematik erzielt werden konnte. Die parodontale Situation verbesserte sich bei 86 % der Patienten, die systemische Antibiotika neben der mechanischen Parodontitistherapie erhielten, im Vergleich zu 47 % der Patienten, die ohne adjuvante Antibiose therapiert wurden.
Schlagwörter: Parodontitis als Manifestation einer systemischen Erkrankung, Neutropenie, systemische Antibiotika
Parodontologie, 1/2014
Seiten: 23-29, Sprache: DeutschSchmidt, Julia Caroline / Walter, ClemensHydrodynamische Effekte von SchallzahnbürstenDie regelmäßige supragingivale Plaque-/Biofilmentfernung durch den Patienten ist integraler Bestandteil der parodontalen Therapie. In schwierig zu erreichenden Arealen, wie den Zahnzwischenräumen, ist eine effektive Mundhygiene von zusätzlichen Hilfsmitteln abhängig. Durch die Verwendung von bestimmten Schallzahnbürsten soll eine Biofilmreduktion ohne einen direkten Zahnbürstenborstenkontakt, über den sogenannten hydrodynamischen Effekt, möglich sein. In einer unabhängigen In-vitro-Studie wurde die Effektivität von vier verschiedenen Schallzahnbürsten auf die Biofilmentfernung ohne direkten Borstenkontakt untersucht. Die Effektivität der untersuchten Schallzahnbürsten war unterschiedlich und produktspezifisch. Für zwei Schallzahnbürsten konnte eine Biofilmreduktion ohne direkten Borstenkontakt nachgewiesen werden. Die Ergebnisse zeigen, dass eine Verbesserung und Vereinfachung der täglichen Mundhygiene durch bestimmte Schallzahnbürsten prinzipiell möglich erscheint. Eine Übertragung der Ergebnisse auf nicht untersuchte Zahnbürsten sollte jedoch nicht erfolgen.
Schlagwörter: Biofilm, Schallzahnbürsten, hydrodynamische Wirkung, Interdentalraumhygiene